Abendblatt.de & Morgenpost.de teils kostenpflichtig

Benjamin Beckmann
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„Lange glaubten die Verlage, Qualitätsjournalismus zum Nulltarif anbieten zu können. Doch längst ist klar, dass sie für Gratisangebote im Internet draufzahlen.“ Mit diesem Statement läutet die Redaktion des Hamburger Abendblattes den Übergang zu Bezahlinhalten im deutschen Online-Journalismus ein.

Im Rahmen der sogenannten „Premium-Initiative“ der Axel Springer AG bietet der Verlag die im Web abrufbaren Regional- und Lokalteile seiner Zeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt ab sofort nur noch im Abonnement an. Für 7,95 Euro im Falle des Abendblatts oder 4,95 Euro bei der Berliner Morgenpost kann der Leser über den Dienstleister ClickAndBuy ein 30-Tage-Abo erwerben, welches zum Abruf eines Großteils der redaktionellen Webinhalte der beiden Blätter berechtigt. Wer keine Gebühr zahlen möchte, für den ist nach der Einleitung Schluss. Davon betroffen sind auch alle Beiträge aus dem Online-Archiv. Lediglich die Bereiche Sport, Kultur und Service bleiben bis auf Weiteres komplett kostenfrei. Eine Möglichkeit, gegen eine geringe Pauschale einzelne Beiträge abzurufen, fehlt.

Hamburger Abendblatt
Hamburger Abendblatt
Berliner Morgenpost
Berliner Morgenpost

Allen kostenpflichtigen Inhalten der beiden Nachrichtenportale ist ein gut erkennbares Euro-Symbol vorangestellt worden. In einigen Fällen werden Leser allerdings mit grundlegenden Informationen gelockt, um anschließend den Hinweis zu erhalten, dass ein News-Update oder weitergehende Informationen zum jeweiligen Thema den „Premium“-Kunden vorbehalten sind.

Die Axel Springer AG ist der erste Verlag, der sich von Werbeanzeigen als einzige Online-Einnahmequelle lossagt und die Zahlungsbereitschaft seiner Kunden auf die Probe stellt. Andere Verlage und Redaktionen werden dies sicher mit Spannung beobachten und je nachdem, welche Resonanz der größte deutsche Zeitungsverlag zu diesen Angeboten erfährt, auf den Zug aufspringen – sofern er denn rollt. Zwar teilt die Mehrheit der Verlage die Ansicht, dass Qualitätsjournalismus ausschließlich gegen direkte Bezahlung durch den Leser möglich sei, und es herrscht weitestgehend Einigkeit darüber, dass den schrumpfenden Erlösen aus dem Printgeschäft höhere Umsätze im Online-Bereich entgegen gesetzt werden müssen, jedoch ist der Axel-Springer-Verlag bislang der einzige, der den Worten ernsthafte Taten folgen lässt. Mittel- bis langfristig ist allerdings ein Umdenken aller Verlage zu erwarten, wenn die Qualität nicht auf der Strecke bleiben soll.

Erst vor Kurzem hat der Medienkonzern kostenpflichtige iPhone-Apps für den mobilen Abruf seiner Onlineangebote von Bild.de und Welt.de veröffentlicht. Noch im November startete das „Welt am Sonntag eMag“, mit dem die „WamS“-Reaktion den Einstieg in das neue Terrain wagte. Bereits seit Oktober ist ein App für die Inhalte der Berliner Regionalzeitung „B.Z.“ in Apples AppStore gegen Bezahlung verfügbar.