ATis Hiobsbotschaft: der R520 verspätet sich

Wolfgang Andermahr
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Das große Geheimnis des G70 in Form der nVidia GeForce 7800 GTX wurde am vergangenen Mittwoch gelüftet und überraschenderweise sind jene High-End-Grafikkarten auch bereits lieferbar – dies hat es seit längerer Zeit nicht mehr gegeben. Wo bleibt jedoch ATis Konkurrenzprodukt, der R520?

Bis jetzt kann man über den Launch-Termin und auch die technischen Daten nur spekulieren, wobei es bei letzterem verschiedene Theorien gibt. Eine besagt, dass der R520 mit 16 Pixel-Prozessoren ausgestattet sein wird und durch einen sehr hohen Chiptakt (600 MHz oder mehr) versucht, nVidias neuestes Produkt zu schlagen. Eine Andere sieht mit 24 Pixel-Pipelines und einem ähnlich hohem Chiptakt wie beim G70 ein Remis vor.

Die dritte Theorie besagt, dass der R520 acht Quads an Pixelprozessoren besitzen wird, was 32 Pixel-Pipelines entsprechen würde (wonach jedoch die Möglichkeit besteht, dass am Start nur sechs Quads aktiviert sind und erst in einem späteren Refresh die letzten beiden Pixel-Quads hinzugeschaltet werden) und somit der Chip äußerst komplex wäre. Passend zur letzten Theorie – wobei dies auch bei den ersten Beiden zutreffend sein könnte – gibt es eine kleine Hiobsbotschaft seitens ATis, die in den letzten Quartalsergebnissen nebenbei erwähnt wird:

The company said on a conference call that its new graphics chip, the R520, is delayed.

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Somit ist es also offiziell, dass sich der zukünftige High-End-Chip und der größte Konkurrent der GeForce 7800 GTX von ATi verspätet und nicht wie bisher spekuliert, am 26. Juli der Öffentlichkeit präsentiert werden wird. Genauere Daten gibt ATi leider nicht bekannt. Warum sich der R520 nun verspätet, kann man leider nur vermuten. Eine Möglichkeit, die wohl zugleich auch die wahrscheinlichste darstellt, ist, dass der neue und bis jetzt noch unerprobte 90-nm-Herstellungsprozess – ähnlich wie damals die 130-nm-Technologie bei nVidias NV30 – Schwierigkeiten bei einem solch komplexen Design bereitet und die Ausbeute somit zu gering ist.

Doch was heißt das jetzt genau für ATi und für die Wartenden auf den neuen Chip? Die Kanadier werden wohl mit aller Wahrscheinlichkeit die Verluste der letzten Quartalsergebnisse nicht wieder wett machen können oder müssen wenigstens mit der CrossFire-Technologie und günstigen Preisen versuchen, gegen den G70 von nVidia standzuhalten. Bis jetzt sieht es danach jedoch nicht aus: Seit der Einführung von ATis SLI-Technologie ist es um jene sehr ruhig geworden und entsprechenden Grafikkarten mit einem Compositing-Chip zur Synchronisation der beiden Karten sind noch nicht verfügbar, ebenso wenig wie entsprechende Motherboards.

Diese Nachricht lässt die High-End-Gemeinde sicherlich auch nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen. Jene müssen weiter auf den R520 warten oder kaufen sich alternativ die neue GeForce 7800 GTX. Immerhin bleibt ein kleines Fünkchen Hoffnung zu einem doch noch baldigen Launch erhalten, da ATi keine genaueren Aussagen zu der Verspätung verlauten lässt – vielleicht (und hoffentlich) ist jene nicht von zu langer Dauer.