Apple iPad im Test: Große Klappe. Und dahinter?

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Sasan Abdi
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Anwendung

Bis hierher hat sich das iPad unterm Strich bisher sehr passabel geschlagen. Sowohl die Optik als auch die Verarbeitung wissen Apple-typisch zu überzeugen und auch die verwendete Hardware zeigt sich – abgesehen von der Einschränkung in puncto Multi-Tasking – als dazu passend gewählt, eine flüssige, einwandfreie Bedienung zu ermöglichen. Letztere soll auch bei der folgenden Betrachtung einiger Standard-Anwendungsgebiete im Vordergrund stehen. Zunächst aber ein paar Worte zu den grundlegenden Eigenschaften, die in dieser Hinsicht eine Rolle spielen.

Zunächst ist erwähnenswert, dass die Darstellung des iPads wie beim iPhone gekippt werden kann – und zwar in alle Richtungen. Die dazu verbauten Sensoren leisten bei klaren, eindeutigen Bewegungen einen guten Job. Erfolgt der Seitenwechsel von Hochkant auf Querformat allerdings weniger exakt, so kann es durchaus vorkommen, dass das iPad keine Reaktion zeigt. Dagegen kann es durch heftigere Bewegungen wie beim Herumtragen auch vorkommen, dass die Darstellung wild hin und her kippt. Wohl aus diesem Grund spendiert Apple einen Knopf zur Fixierung der Darstellung. Mit diesem kommt es im Zweifel zu keinerlei ungewollten Darstellungswechseln.

Gelungen: Das iPad-Tastaturlayout
Gelungen: Das iPad-Tastaturlayout

Anders sieht es bei der ebenfalls vom iPhone her bekannten Tastatur aus (siehe Bild oben). Diese gehört insbesondere in der vergrößerten Form – hochkant kann auf 1 x 1 cm, im Querformat auf 1.5 x 1.5 cm großen Tasten geschrieben werden – zum Besten, was man derzeit an virtuellen QWERTZ-Layouts unter die Finger bekommen kann. Hier findet sich ein klarer Bonus, der vom Surfen über das Schreiben von E-Mails bis zur systemweiten Suche zum Tragen kommt.

Bei den Detailbetrachtungen, die gleich folgen, darf auch der grundlegende Aspekt „Portabilität“ nicht außer Acht gelassen werden. In dieser Hinsicht lässt sich nach wenigen Tagen mit dem iPad sagen, dass die Portabilität für das, was grundsätzlich geboten wird, völlig in Ordnung geht. Oder anders gesagt: Für eine ähnliche Funktionalität und für einen annähernd gleichen Komfort bräuchte es mindestens ein Netbook, wobei das iPad dank der großzügigen Steuerung immer noch deutlich besser abschneidet.

Indes: Ob das Gros der zukünftigen iPad-Besitzer das Gerät tatsächlich häufiger mobil einsetzen wird, bleibt abzuwarten und ist nicht zuletzt vom Nutzertyp abhängig. Wer das iPad nicht dauerhaft unter dem Arm tragen möchte, wird beispielsweise nicht umhin kommen, eine Tasche oder einen Rucksack mitzuführen. Zwar ist absehbar, dass die Veröffentlichung ein ganzes Sammelsurium von mehr oder minder nützlichem Zubehör von allerlei Herstellern nach sich ziehen wird, ob sich darunter aktuell oder zukünftig auch die idealen Lösungen für den mobilen Einsatz befinden werden, ist aber dennoch unklar.

E-Mail & Surfen

Das iPad soll für ein völlig neues Gefühl in der Bedienung sorgen. Dies wird nirgendwo so spürbar wie beim Surfen und dem Schreiben von E-Mails. Was beim iPhone schon überzeugend funktionierte, wird beim iPad auf ein neues, ungeahntes Niveau gehoben.

Dies liegt erneut an der außerordentlichen Einfachheit, mit der das iPad neue Nutzer empfängt: Das Gerät ist in Sekunden mit dem WLAN-Router und dem E-Mail-Konto verbunden, sodass fortan die Vorteile der großzügigen Bedienung bei der Navigation durchs Web und durch die E-Mails zum Tragen kommen können.

„Mail“-Setup auf dem iPad
„Mail“-Setup auf dem iPad

Beim E-Mail-Client handelt es sich um eine aufgebohrte Variante vom iPhone, der bei der Darstellung die erweiterten Gegebenheiten voll ausnutzt. Neben den gängigen Accounts kann auch auf Google Mail und Microsoft Exchange zurückgegriffen werden, sodass sich neben E-Mails auch Kontakte und Kalender synchronisieren lassen. Allerdings können E-Mails nicht lokal abgespeichert werden – das iPad kann also in dieser Hinsicht bestenfalls dazu dienen, am Wochenende ein wenig Arbeit nachzuholen. Den neuen, primären Arbeitsplatz stellt es im klassischen Sinne aber keinesfalls dar.

Dies wird an dieser Stelle auch durch die Eingabe über die digitale Tastatur bestätigt. Während sich die virtuelle Tastatur – wie beschrieben – grundsätzlich sehen lassen kann, stößt sie einer subjektiven Einschätzung nach bei echten Viel- oder Langschreibern an ihre Grenzen. Wer regelmäßig lange E-Mails schreiben möchte, wird deswegen ohne entsprechendes Zubehör mit dem iPad nur bedingt seine Freude haben.

iPad-Browser in Aktion

Ebenso überzeugend wie die prinzipielle Handhabung der E-Mails ist das Surfen auf dem iPad. Durch die ungewöhnlichen Maße und die auf dem größeren Display umso präzisere Umsetzung der Eingaben macht sich auch hier in der Tat ein komplett neues Erlebnis in der Nutzung breit. Kurzum: Surfen macht auf dem iPad richtig Spaß!

Dies liegt zum Teil auch daran, dass immer mehr Videos auf Webseiten abgespielt werden können, da sie in HTML5 eingebettet wurden. Denn Flash unterstützt das iPad, man erinnere sich an den andauernden Streit zwischen Apple und Adobe, bekanntlich nicht. Auch wenn es interessant anmutet, wie sich Apple damit offenbar erfolgreich gängigen (geschlossenen) Standards entzieht, ist hiermit doch auch eine nennenswerte Einschränkung verbunden: Durch das Aussperren von Flash ist zumindest aktuell das Gros der Webseiten mit entsprechenden Videos oder Anwendungen außen vor, da hier nur weiße Flächen dargestellt werden.

Videos, Musik & Fotos

Als mobiles Mediengerät spielt natürlich auch die Wiedergabe von Videos auf dem iPad eine große Rolle. In dieser Hinsicht weiß das Apple-Produkt ohne Abstriche zu überzeugen. So lässt die flüssige Darstellung in bis zu 720p keinerlei Wünsche offen, sodass man das iPad gerne häufiger dazu nutzt, um an verschiedenen Orten Videos und Filme abzuspielen. Kritisch kann dabei nur die Positionierung der integrierten, gut-klingenden Boxen gesehen werden. Aus einer Hochkant-Perspektive betrachtet, finden sich diese an der hinteren Rückseite des Gerätes. Hält man, was aufgrund der Größe naheliegend ist, das iPad nun beim Anschauen von Videos im Querformat, so hört man den Klang auf dem rechten Ohr besonders laut. Abhilfe schaffen hier nur Kopfhörer oder Boxen.

Die gleich mitgelieferte YouTube-App stellt ebenfalls eine zwiespältige Angelegenheit dar: Auf der einen Seite ist es sehr komfortabel, direkt vom Desktop aus auf vorsortierte Videos zuzugreifen oder eigene Eingaben zu starten. Auf der anderen Seite erfolgt diese Sortierung aber häufig auf einem mäßigen Niveau und auch die Qualität der bereitgestellten Videos lässt zum Teil zu wünschen übrig, sodass man im Zweifel lieber den konventionellen Browser-Zugriff verwenden sollte.

YouTube-Video auf dem iPad
YouTube-Video auf dem iPad

In Sachen Musik fungiert das iPad von der Oberfläche her tatsächlich wie ein iPod-XXL. Sieht man von der ein oder anderen leichten Verbesserung ab, hat man es mit exakt der gleichen Darstellung zu tun. Dies war absehbar und kann aufgrund des nach wie vor ansehnlichen Coverflows und der guten Sortierungsmöglichkeiten nicht als Negativpunkt vermerkt werden. Erwähnenswert ist an dieser Stelle aber auch, dass man die eigene Musiksammlung genauso wie die Videos per iTunes auf das iPad aufspielen muss.

Auch Fotos werden von Apple als ein Medium genannt, das für die Verwendung auf dem iPad interessant ist. Und in der Tat: Neben der ansehnlichen, gut sortierten Darstellung in iPhoto lässt sich das Gerät über die Foto-App im Handumdrehen sogar in einen digitalen Bilderrahmen verwandeln. Wer schon immer mit dem Gedanken gespielt hat, sich einen solchen anzuschaffen, findet in diesem Punkt ein weiteres Argument für das iPad.

Apps & Laufzeiten

Neben einigen wenigen vorinstallierten Standard-Apps wie Google Maps lässt sich natürlich auch das iPad im großen Umfang via App Store nachrüsten. Bereits jetzt finden sich von Medien- über Service-Apps bis hin zu Spielen einige speziell für das neue Gerät entwickelte Anwendungen. Die Liste liest sich allerdings längst noch nicht so wie beim iPhone – dies wird sich aber mit zunehmender und längerer Verfügbarkeit schnell ändern.

iPhone-Apps laufen auf dem iPad übrigens auch. Allerdings werden sie in der entsprechenden Originalauflösung dargestellt, was den Sinn und Nutzen einschränkt. Immerhin kann jede iPhone-App auf die volle iPad-Bildschirmauflösung hoch skaliert werden.

Dennoch stellt der App Store auch in diesem Fall einen großen Trumpf dar, da das dort verfügbare Angebot erlaubt, das iPad weiter an die jeweils im Alltag relevanten Tätigkeiten bzw. Schwerpunkte anzupassen.

Immer dabei: Die Standard-App Google Maps
Immer dabei: Die Standard-App Google Maps

In Sachen Laufzeiten verspricht Apple, dass das iPad bis zu zehn Stunden durchhalten soll. Und in der Tat erwies sich das Gerät als echter Dauerläufer, das bei einer konventionellen Nutzung erstaunlich lange durchhielt. Die Versprechungen zu dem stets heiklen Thema Laufzeiten scheinen sich also in diesem Falle ausnahmsweise weitgehend zu erfüllen.

Dies gilt aber nicht für echte Video-Enthusiasten: Schon beim Abspielen von YouTube-Videos kann man zusehen, wie die Akku-Anzeige im Zwei- bis Drei-Minutentakt prozentweise abnimmt. Eine dauerhafte Nutzung dieser Angebote kann hier nur rund vier Stunden erfolgen, was allerdings immer noch eine beachtliche Laufzeit für ein mobiles Gerät darstellt.