Zynga nimmt 1 Milliarde durch Börsengang ein

Jirko Alex
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Wie mehreren gleichlautenden Medienberichten zu entnehmen ist, soll der Entwickler der vor allem aus Facebook bekannten Spiele „Farmville“, „Mafia Wars“ oder „Cityville“ – Zynga – nach einem Börsengang rund eine Milliarde US-Dollar eingenommen haben. Dabei verdiente Zynga in diesem Jahr erst rund 30 Millionen US-Dollar.

Der Marktführer im Bereich der Social Games soll den Emissionspreis der auszugebenden Aktien gestern Abend auf zehn US-Dollar festgesetzt haben. Insgesamt soll Zynga 100 Millionen Wertpapiere an Investoren verkauft haben; das Unternehmen wird heute das erste Mal öffentlich an der New Yorker Börse gehandelt. Der Börsengang des Social-Games-Entwicklers ist damit der größte eines Internetunternehmens in diesem Jahr und gilt als Trendindikator für den geplanten Börsengang von Facebook. Der Marktführer im Bereich der sozialen Netzwerke will im nächsten Jahr den Schritt an die Börse wagen und rund zehn Milliarden US-Dollar durch den Verkauf von Anteilspapieren in die Kassen spülen.

Trotz der beeindruckenden Zahlen bleibt der Börsengang von Zynga insgesamt hinter den Erwartungen zurück, die noch Anfang und Mitte dieses Jahres geschürt wurden. Der Farmville-Entwickler wurde zwischenzeitlich mit einem Gesamtwert von 15 bis 20 Milliarden US-Dollar taxiert. Nach der Einberechnung der weiteren, nicht zum Verkauf freigegebenen Aktien (nur 14 Prozent der Anteilspapiere von Zynga wurden in den Verkauf gegeben) sowie von Aktienoptionen liegt der aktuelle Firmenwert bei rund 8,9 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Der aktuelle Unternehmenswert von Electronic Arts, einem der größten Publisher weltweit, liegt aktuell bei etwa sieben Milliarden US-Dollar und damit dem doppelten des Jahresumsatzes – anders als bei Zynga. Der Social-Games-Entwickler wird nun mit gut dem Siebenfachen des Jahresumsatzes an der Börse bewertet.

Die Aktienmehrheit am Unternehmen hält weiterhin Firmengründer Mark Pincus, der 38 Prozent der Stimmenanteile besitzt. Damit bleibt auch der noch gültige Rekord für den Börsengang einer Internetfirma bestehen: Google konnte bei einem Börsengang im Jahr 2004 rund 1,4 Milliarden US-Dollar einnehmen. Der Kauf von Zynga-Aktien ist dabei vor allem eine Investition in die erwartete Entwicklung des Unternehmens. In den ersten neun Monaten dieses Jahres konnte der Entwickler der bekannten Social Games zwar rund 830 Millionen US-Dollar umsetzen, erwirtschaftete aber nur einen Gewinn von etwa 30 Millionen US-Dollar. Das Geld bezahlen die Spieler der Social Games für den Erwerb von Premiuminhalten der ansonsten prinzipiell kostenlosen Online-Spiele.

Als Schwäche für die weitere Entwicklung von Zynga wird vor allem die Bindung an Facebook angesehen. Noch generiert Zynga etwa 90 Prozent der Umsätze über das größte soziale Netzwerk, weitere Einnahmen stammen von Spielen für Mobilgeräte. Da Facebook aber noch bis zum Jahr 2015 Exklusivrechte mit Zynga vereinbart hat, wird Mark Zuckerbergs Plattform bevorzugt mit Zynga-Spielen beliefert. Eine Diversifikation der Einnahmequellen ist damit schwer möglich, wofür der Farmville-Entwickler auch kritisiert wird.