Last.fm schraubt Angebot zurück

Nicolas La Rocco
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Der Internetradio- und „Scrobble“-Anbieter Last.fm wird sein Angebot im Bereich Radio in mehreren Ländern komplett einstellen sowie für die Länder Deutschland, USA und Großbritannien nur noch gegen Bezahlung im eigenen Client anbieten. Damit zieht man mit anderen Nationen gleich, für die die Paywall bereits Standard war.

Zukünftig lässt sich das Internetradio von Last.fm, zumindest im Desktop-Client, erst nach Abschluss eines Abonnement in Höhe von drei Euro pro Monat nutzen. In den Ländern Kanada, Australien, Neuseeland, Irland und Brasilien galt diese Regelung bereits in der Vergangenheit. Aus lizenztechnischen Gründen stellt Last.fm den Dienst in allen weiteren Ländern komplett ein. Die neue Regelung gilt ab dem 15. Januar 2013.

Nutzer, die das Internetradio über die Webseite hören, werden auch weiterhin kostenlos und daher im Gegenzug werbefinanziert darauf zugreifen können. Die statistische Auswertung des Hörverhaltens, auch „Scrobbeln“ genannt, bleibt von den Veränderungen ebenso unbetroffen und kann wie bisher gewohnt verwendet werden. Neben einer werbefreien Webseite bekommen bezahlende Kunden weitere Vorteile, wie zum Beispiel eine Radio-Funktion innerhalb der App oder Zugang zum VIP-Bereich eingeräumt.

Für Last.fm scheint das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig gewesen zu sein. Dies zumindest vermutet das US-amerikanische Portal TechCrunch. Hinter den Kulissen des 2007 vom Hörfunk- und Fernseh-Netzwerk CBS für 280 Millionen US-Dollar gekauften Unternehmen, soll es im Bereich Management und Organisation knistern. Das einstige Vorzeige-Start-up sei mittlerweile von Anbietern wie Spotify überholt worden. CBS suche nun nach Möglichkeiten das Unternehmen profitabel auszurichten. Eine anonyme Quelle verriet TechCrunch, dass CBS damals zu viel für Last.fm bezahlt habe und nun nicht mehr in das Unternehmen investieren möchte.

Last.fm gibt eine ähnliche Begründung für die Veränderungen an, formuliert diese aber deutlich vorsichtiger. „Man suche immer nach Wegen und Möglichkeiten, Musik unter die Leute zu bringen“, so das Statement von Last.fm. Dies sei aber nur unter der Bedingung realisierbar, dass der Dienst wirtschaftlich sinnvoll umgesetzt werden könne. Außerdem gibt man an, dass der Markt sich stetig verändern würde, sodass in Zukunft „vielleicht irgendwann wieder Streaming in mehr Ländern angeboten werden kann.

Im Zuge der Bekanntgabe weist Last.fm auf eine neue App namens „Scrobbler“ für iOS hin. Der Musikplayer soll mittels Playlisten und weitergehenden Informationen über die Künstler, Verbindungen zwischen Titeln der iTunes-Sammlung entdecken können. Wie bereits am Namen erkennbar bietet die App auch die Unterstützung zum Scrobbeln. Außerdem weist Last.fm auf einen neuen Desktop-Client hin, der sich aktuell in der Beta-Phase befindet.