VPN-Dienst CryptoSeal schließt vorbeugend seine Pforten

Ferdinand Thommes
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Die Firma CryptoSeal hat ihren VPN-Dienst „CryptoSeal Privacy“ mit sofortiger Wirkung aus ihrem Angebot entfernt. Im Rahmen der NSA-Enthüllungen und der Schließung von Lavabit sieht das Unternehmen keine Möglichkeit, seinen VPN-Service aufrecht zu erhalten und gleichzeitig die Privatsphäre seiner Kunden zu schützen.

Wie aus einer E-Mail des Unternehmens hervorgeht, ist der VPN-Dienst für Privatkunden mit sofortiger Wirkung geschlossen worden. Der Dienst, der US-amerikanischem Recht unterliege, könne unter der derzeitigen Interpretation der Gesetzgebung nicht im Sinne der Kunden aufrechterhalten werden. Wie aus dem Fall um den E-Mail-Dienst Lavabit ersichtlich sei, könne die US-Regierung die Überwachung von Nutzern durch Einsatz technischer Geräte beim Anbieter fordern.

Werde das, wie im Fall Lavabit, durch die technischen Gegebenheiten verhindert oder zumindest sehr aufwendig, sehe sich die Regierung befugt, kryptografische Schlüssel einzufordern, um die gewünschten Daten dennoch einzusehen. CryptoSeal betont, den jeweiligen Gesetzten Genüge tun zu wollen, sehe jedoch die dazu in ihrem Fall nötige Preisgabe aller Kundendaten per SSL-Schlüssel als sehr kritisch an. Außerdem könne sich das Unternehmen einen Rechtsstreit mit der Regierung nicht leisten, wie CEO Ryan Lackey auf Hackernews schreibt.

Da das System von CryptoSeal keinerlei Daten abspeichere, die von der Regierung üblicherweise eingefordert werden und auch keine Protokolle schreibe, müsse man gegebenenfalls mit der Forderung auf Herausgabe der SSL-Schlüssel rechnen. Damit wäre aber die Privatsphäre aller Kunden des Dienstes aufgehoben.

Das Unternehmen ist gewillt, den Service wieder aufzunehmen, falls dies unter Wahrung der Privatsphäre der Kunden technisch möglich sei. Dazu finden derzeit Nachforschungen statt. Ob dies gelingt, und wenn ja, wann, kann das Unternehmen nicht sagen. Alle Kunden, die einen positiven Kontostand haben, erhalten von CryptoSeal außer einer Entschuldigung ein Jahr Zugang zu einem VPN-Dienst eigener Wahl im Ausland.

Den weiteren Betreibern von VPN-Diensten in den USA rät CryptoSeal, ihr Angebot nach den Lavabit-Enthüllungen im Sinne ihrer Kunden kritisch zu überprüfen. Warum der Dienst den eigenen VPN-Service für Geschäftskunden auch weiterhin anbietet, geht aus der Stellungnahme nicht hervor.