EU-Breitbandstudie: Internet-Anschlüsse häufig langsamer als versprochen

Andreas Frischholz
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EU-Breitbandstudie: Internet-Anschlüsse häufig langsamer als versprochen
Bild: R/DV/RS | CC BY 2.0

Kunden bekommen bei den Breitbandanschlüssen nach wie vor nicht die Geschwindigkeit, die eigentlich im Vertrag steht. Im Durchschnitt erreichen die Anschlüsse in Europa nur 75 Prozent der beworbenen Download-Rate, wie eine Untersuchung der EU-Kommission für das Jahr 2014 zeigt.

Die Sorgenkinder sind immer noch die Anschlüsse mit DSL-Technologie. Denn diese liefern in Stoßzeiten durchschnittlich nur 63,32 Prozent der vertraglich zugesicherten Maximal-Geschwindigkeit – im Vergleich zu den 63,8 Prozent aus dem Jahr 2013 ist das sogar ein kleiner Rückschritt. Selbst ein Blick auf den 24-Stunden-Durchschnitt ändert nicht viel an dem Bild. Dort steigt der Wert nur leicht auf 65,08 Prozent. Für die EU-Kommission ist dabei besonders ärgerlich, dass rund 70 Prozent der europäischen Haushalte über einen DSL-Anschluss auf das Internet zugreifen – und dementsprechend viele EU-Bürger nicht die vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit erhalten.

Deutlich besser schneiden derweil Glasfaseranschlüsse (FTTx) ab. Bei diesen werden in Stoßzeiten 83,14 Prozent und im Tagesdurchschnitt 85,45 Prozent der versprochenen Download-Rate erreicht. Am besten ist die Lage allerdings bei den Kabelnetzanschlüssen: Während es in Stoßzeiten 86,51 Prozent sind, kommen diese im Tagesdurchschnitt auf 90,16 Prozent der zugesicherten Geschwindigkeit.

Differenz von den beworbenen Anschluss-Geschwindigkeit
Differenz von den beworbenen Anschluss-Geschwindigkeit (Bild: EU-Kommission)

Unabhängig von der Technologie ist die Download-Rate europaweit aber grundsätzlich angestiegen. So konnten die Nutzer im Jahr 2014 mit 38,19 Mbit/s auf das Internet zugreifen – 2013 waren es noch 30,37 Mbit/s. An der Differenz zwischen der tatsächlichen Geschwindigkeit und den vertraglich zugesicherten „von bis zu xx Mbit/s“ hat sich damit aber nichts geändert. Allerdings betont die EU-Kommission auch, dass die Werte für die einzelnen EU-Staaten teilweise deutlich voneinander abweichen.

Derweil sind die Preise für Breitbandanschlüsse von 2013 bis 2014 zwar recht stabil geblieben. Doch zumindest auf lange Sicht werden die Angebote günstiger. Zwischen 2012 und 2015 sind die Preise in der EU um 12 Prozent gesunken. Profitiert haben davon vor allem Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit zwischen 30 und 100 Mbit/s – in diesem Bereich sind die Preise innerhalb von drei Jahren sogar um 20 Prozent gefallen.

Im Vergleich zu den USA stehen die europäischen Internetnutzer laut der EU-Studie noch recht gut dar. So liegen die DSL-Geschwindigkeiten in Europa im Schnitt bei 8,27 Mbit/s und in den USA bei 7,67 Mbit/s. Kabelanschlüssen kommen im Schnitt auf 66,57 Mbit/s, in den USA sind es 25,48 Mbit/s. Glasfaseranschlüsse liegen durchschnittlich bei 53,09 Mbit/s (USA: 41,35 Mbit/s). Ebenso sollen die Preise in Europa etwas günstiger sein. Allerdings sind die Verträge in den Vereinigten Staaten wesentlich transparenter. Werden alle Technologien zusammen berechnet, erreichen die US-Breitbandanschlüsse 101 Prozent von der vertraglich zugesicherten Geschwindigkeit – ein Wert, von dem Nutzer in der EU derzeit bestenfalls träumen können. Damit sich das ändert, will die EU-Kommission die Transparenzvorgaben für europäische Provider verschärfen. Die entsprechenden Regeln sollen in dem Gesetzespaket für den digitalen Binnenmarkt in Europa beschlossen werden, über das das EU-Parlament am kommenden Dienstag abstimmt.

Derweil untersucht nicht nur die EU-Kommission, ob die tatsächliche mit der beworbenen Anschluss-Geschwindigkeit übereinstimmt. Auch die Bundesnetzagentur arbeitet derzeit wieder an einer entsprechenden Breitbandstudie. Bei einer vorherigen Untersuchung hat sich bereits gezeigt, dass die Anschlüsse in Deutschland durchschnittlich nicht die vertraglich zugesicherten Geschwindigkeiten erreichen.