Surface Pro 4: Schlechte Schreibleistung ohne alternativen Treiber

Michael Günsch (+1)
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Surface Pro 4: Schlechte Schreibleistung ohne alternativen Treiber
Bild: Microsoft

Samsungs NVMe-SSDs zeigen in Verbindung mit dem Standard-NVMe-Treiber von Microsoft teils deutliche Schwächen. Dies gilt auch für die im Surface Pro 4 verbaute SSD PM951. Abhilfe schafft der NVMe-Treiber von Samsung, der aber offiziell nur für die 950 Pro SSD freigegeben ist.

Die Problematik im Zusammenspiel mit dem NVMe-Treiber von Microsoft äußert sich zum Beispiel bei Verwendung des AS-SSD-Benchmarks, der sowohl bei 950 Pro und SM951 NVMe als auch dem neuen OEM-Modell PM951 im Surface Pro 4 desaströse Schreibwerte liefert. Das betrifft sowohl die sequenzielle Schreibrate als auch vor allem den 4K-Test, der statt Sekunden viele Minuten dauert.

Bei der im Surface Pro 4 verbauten PM951 256 GB ergab sich eine Schreibrate von weniger als 100 MB/s, der 4K-Test wurde aus Zeitgründen abgebrochen. Auch im PCMark 8 fiel der Durchsatz mit dem NVMe-Treiber von Microsoft gering aus.

In beiden Fällen brachte die Installation des NVMe-Treibers von Samsung deutliche Besserung, die theoretisch möglichen Schreibraten werden erreicht, das Surface Pro 3 mit einer mSATA-SSD wie erwartet geschlagen. Dieser ist auf dem Surface Pro 4 jedoch nicht standardmäßig installiert und eigentlich nur für die 950 Pro bestimmt.

PCMark 8 – Storage
  • Punkte:
    • Microsoft Surface Pro 4 (NVMe-Treiber Samsung)
      4.980,0
    • Microsoft Surface Pro 3 (AHCI-Treiber Microsoft)
      4.844,0
    • Microsoft Surface Pro 4 (NVMe-Treiber Microsoft)
      4.681,0
    Einheit: Punkte
  • Durchsatz:
    • Microsoft Surface Pro 4 (NVMe-Treiber Samsung)
      271,6
    • Microsoft Surface Pro 3 (AHCI-Treiber Microsoft)
      157,8
    • Microsoft Surface Pro 4 (NVMe-Treiber Microsoft)
      116,6
    Einheit: Megabyte pro Sekunde (MB/s)
Samsung PM951 SSD im Surface Pro 4
Samsung PM951 SSD im Surface Pro 4 (Bild: iFixit)

Zu erwähnen ist, dass die Samsung PM951 zwar mit PCIe 3.0 x4 die gleiche Schnittstelle wie SM951 und 950 Pro besitzt, aber auf deutlich niedrigere Transferraten ausgelegt ist. Die PM951 mit 256 GB ist offiziell mit maximal 1.000 MB/s beim Lesen und 280 MB/s beim Schreiben spezifiziert. Im Normalfall trägt die SSD die Kennung MZVLV256, beim Surface Pro 4 lautet die interne Bezeichnung aber MZFLV256. Der Name PM951 auf dem Aufkleber ist wiederum identisch.

Nachtrag: Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die im Surface Pro 4 verbaute PM951 mit nur zwei PCIe-Lanes angebunden ist, was die unterschiedliche Kennnummer erklärt.

Ursache und Workaround

Die Ursache der niedrigen Schreibleistung in Verbindung mit dem Standard-Treiber von Microsoft liegt laut Samsung in einer erhöhten Anzahl von FUA-Schreibbefehlen (Force Unit Access). Durch den FUA-Befehl wird veranlasst, dass die Daten direkt auf den Flash-Speicher geschrieben und nicht zuvor im schnellen Schreibcache zwischengespeichert werden.

Ein „Workaround“ ist die Anpassung der Schreibcacherichtlinien von Windows über den Weg Gerätemanager -> Laufwerke -> Samsung-SSD -> Eigenschaften -> Richtlinien und der Aktivierung der Option „Von Windows veranlasstes Leeren des Geräteschreibcaches deaktivieren“. Dann liefern Samsungs NVMe-SSDs auch ohne speziellen Treiber die maximale Leistung.

Der Eingriff in die Cache-Einstellungen von Windows kann gerade für weniger versierte Anwender nicht das Mittel der Wahl sein, zumal die Minderleistung beim Entpacken großer Archive im Alltag spürbar ist. Der ideale Weg wäre, wenn OEM-Systeme mit NVMe-SSD von Samsung ab Werk mit einem Treiber ausgerüstet sind, bei denen das Problem nicht auftritt. Somit sollte entweder der Microsoft-Treiber angepasst werden oder aber Samsungs NVMe-Treiber bereits vorinstalliert sein.

ComputerBase hat sowohl Microsoft als auch Samsung von der Problematik in Kenntnis gesetzt.