Erstattung: Jolla will 540 Tablets liefern und Geld zurückzahlen

Nicolas La Rocco
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Erstattung: Jolla will 540 Tablets liefern und Geld zurückzahlen

Das finnische Start-Up Jolla zieht endgültig einen Schlussstrich unter das Tablet-Projekt. Wie das Unternehmen über seinen Blog mitteilt, sollen noch 540 Tablets an frühe Indiegogo-Unterstützer ausgeliefert werden. An die restlichen Backer des Tablets will Jolla in zwei Stufen das Geld zurückzahlen – wenn finanziell stemmbar.

Endlich sorgt Jolla für Klarheit: Statt über den PR-Chef Juhani Lassila die Unterstützer des Projekts zu informieren, hat sich nun Antti Saarnio, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender von Jolla, zu Wort gemeldet. Er erklärt über das Firmen-Blog, wie verzwickt die Lage zum Start der Fertigung des Tablets gewesen sei. Schon kurz nach dem Ende der Indiegogo-Kampagne habe es schwerwiegende Probleme mit einem Komponenten-Lieferanten gegeben, auch die bestellten Displays seien von minderer Qualität gewesen. Dennoch sei sich das Unternehmen aufgrund eines überarbeiteten Projektplans noch bis zum September des letzten Jahres sicher gewesen, wie vorgesehen das Jolla Tablet ausliefern zu können.

Jolla konnte nur 121 Tablets ausliefern

Im Oktober wurden dann schließlich die ersten Tablets ausgeliefert – ganze 121 Stück, wie Jolla nun über das Blog eingestehen muss. Diese Auslieferungen seien Tests gewesen, um zu überprüfen, dass der Bestellprozess und die Logistik einwandfrei funktionieren. Diese Tests seien erfolgreich abgeschlossen worden.

Dann aber habe es Probleme mit einem Lieferanten gegeben, der zwei Mal seine Produktionsstätte gewechselt habe, was den Zeitplan von Jolla durcheinander gebracht haben soll. Diese Verzögerungen hätten einen massiven finanziellen Einfluss auf Jolla gehabt, erklärt Antti Saarnio. Zur selben Zeit kam es zu Verzögerungen bei der aktuellen Finanzierungsrunde, weshalb Jolla plötzlich auf wackeligen Beinen gestanden habe.

Jolla ist weiterhin finanziell angeschlagen

Als Jolla im Dezember vorerst durch nach wie vor unbekannte Investoren gerettet werden konnte, sei die Firma bereits schwer angeschlagen gewesen – ein Zustand, der auch heute noch nicht überwunden sei, sagt Saarnio. Der finanzielle Zustand des Unternehmens sei auch heute noch eine starke Einschränkung und maßgeblich dafür verantwortlich, wie man nun das Tablet-Projekt abwickeln werde.

540 Jolla Tablets für Indiegogo-Unterstützer

Zunächst einmal erklärt Jolla, dass noch 540 Tablets in der Reihenfolge der eingegangenen Indiegogo-Bestellungen ab Februar ausgeliefert werden sollen. Das habe Jolla bereits im Januar erklärt, schreibt Saarnio. So präzise wie jetzt war Jolla zu Anfang des Jahres allerdings nicht, vor vier Wochen hieß nur, eine kleine Charge des Tablets werde noch zu Anfang des Jahres ausgeliefert.

Alle anderen Unterstützer werden – zumindest was das Tablet betrifft – leer ausgehen. Allerdings sollen diese Personen in zwei Stufen ihr Geld zurück bekommen. Indiegogo-Unterstützer sollen im ersten Quartal des Jahres die Hälfte ihrer Investition zurück erhalten und die zweite Hälfte innerhalb eines Jahres – allerdings immer davon abhängig, dass die finanzielle Situation des Unternehmens dieses Vorhaben zulasse.

Jolla werde E-Mails an alle Unterstützer mit einer Anleitung für den weiteren Ablauf verschicken, sowohl an Kunden, die das Tablet erhalten werden, als auch an solche, für die eine Erstattung ihrer Investition vorgesehen ist. Auf diese E-Mails solle vor weiteren Maßnahmen unbedingt gewartet werden.

Käufer, die das Tablet nicht über Indiegogo gekauft, sondern im Herbst des letzten Jahres regulär über die Jolla-Website bestellt hatten, sollen den vollen Betrag erstattet bekommen. Auch in diesem Fall sollen E-Mails an die Kunden verschickt werden.

Finanzspritze für Jolla durch Ignorieren von E-Mails

Sollten Indiegogo-Backer das Unternehmen finanziell unterstützen wollen, indem auf die Rückerstattung verzichtet wird, soll einfach die E-Mail mit der Anleitung ignoriert werden, erklärt Saarnio. Käufer aus der normalen Bestellphase ab Herbst 2015 haben diese Option nicht und sollen ihr Geld in jedem Fall wieder ausgezahlt bekommen. Diese Bestellphase sei damals explizit nicht mit der versteckten Intention gestartet worden, das Unternehmen finanziell aufzupeppen, als es strauchelte. Zu diesem Zeitpunkt sei man noch guten Gewissens von einer planmäßigen Auslieferung ausgegangen.

Saarnio erklärt über das Blog außerdem, dass Jolla nichts mit den über den chinesischen Händler Taobao angebotenen Jolla Tablets zu tun habe. Diese haben zwar das Aussehen des Jolla Tablets, würden aber nicht mit Sailfish OS laufen, sondern Android nutzen. Das Unternehmen untersuche derzeit diese Angelegenheit.