Twitter: Nutzerrückgang und steigender Umsatz

Tobias Reuter
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Twitter: Nutzerrückgang und steigender Umsatz
Bild: Andreas Eldh | CC BY 2.0

Twitters Nutzerbasis stagnierte im letzten Quartal bei 320 Millionen aktiven Anwendern. Ohne die Nutzer von Twitters SMS-Dienst sank die Anwenderzahl sogar auf 305 Millionen; zuvor waren es noch 307 Millionen Nutzer. Einzig der stark gewachsene Umsatz mit Werbung lässt das Soziale Netzwerk hoffen.

Damit konnte Twitter erstmals in einem Quartalsbericht keinen Anstieg der Nutzerzahlen verkünden. Die Aktie verlor in der Folge etwa sieben Prozent an Wert. Der Dienst hat schon seit dem Börsengang im Jahr 2013 mit einem immer geringer ausfallenden Nutzerwachstum zu kämpfen.

Twitter-Chef Jack Dorsey gab während der Quartalskonferenz jedoch zu bedenken, dass die tatsächliche Nutzerzahl eigentlich weit höher liege. Da Twitter, anders als Konkurrenten wie etwa Facebook, es auch nicht-angemeldeten Anwendern erlaubt, Tweets zu lesen und Medien des Dienstes zu konsumieren, habe Twitter über eine halbe Milliarde Nutzer mehr als es die offiziellen Zahlen aussagen. Daher sei es ein Ziel für die Zukunft, Werbeaktivitäten auch auf den Anwenderkreis ohne Twitter-Account auszuweiten. Diese bisher für das Unternehmen unrentable Gruppe soll so finanziell interessant werden und zu Umsatzsteigerungen führen.

Als direkte Maßnahmen gegen den Schwund aktiver angemeldeter Anwender verkündete Twitter umgehend, „einige Fehler und verwirrende Bestandteile wie bestimmte Reply-Regeln“ beseitigen zu wollen, „welche die Nutzung erschweren und Menschen vertreiben“. Im Januar habe Twitter zudem bereits wieder einen Anstieg der Nutzerzahlen beobachtet; das Unternehmen nannte diesbezüglich aber keine genauen Zahlen.

Anders als bei den Nutzerwerten kann sich Twitter beim Umsatz über ein hohes Wachstum freuen. Zwischen Oktober und Dezember 2015 erwirtschaftete das Soziale Netzwerk 710 Millionen US-Dollar und liegt damit 90 Prozent über dem Wert des Vorjahresquartals. Grund dafür sei die auf 130.000 Mitglieder angewachsene Zahl von Werbepartnern, was ebenfalls einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 90 Prozent entspreche. Allerdings erzielt Twitter weiterhin keine Gewinne und musste auch im letzten Quartal einen Verlust ausweisen; 90,2 Millionen US-Dollar bedeuten aber zumindest einen Rückgang des Verlustes um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Zum Börsenstart vor drei Jahren wurde das Soziale Netzwerk noch mit 25 Milliarden US-Dollar bewertet; inzwischen sind es weniger als 10 Milliarden.

Trotz der weitgehend ernüchternden Zahlen gab sich Twitter zukunftssicher und nannte mehrere Prioritäten des Unternehmens für 2016, darunter ein verbesserter Kerndienst, Sicherheit, Entwickler und Live-Videostreaming (Periscope). Letzteres fiel ausgerechnet auf der Quartalskonferenz, welche via Periscope übertragen wurde, durch mehrere Pannen auf. Andere Änderungen umfassen die neue Timeline-Sortierung nach Relevanz der Tweets und der von Twitter noch nicht offiziell bestätigte Plan, das 140-Zeichen-Limit für Beiträge aufzuheben und auf 10.000 zu erhöhen.