Verschlüsselung: WhatsApp, Google und Snapchat wollen mehr Krypto

Tobias Reuter
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Verschlüsselung: WhatsApp, Google und Snapchat wollen mehr Krypto

Einige der führenden Silicon-Valley-Unternehmen, darunter Facebook, Google und Snapchat, sollen verstärkt an einer Ausweitung der Verschlüsselungsfunktionen in den hauseigenen Anwendungen arbeiten. Einer der Gründe dafür sei die Auseinandersetzung zwischen Apple und dem FBI.

WhatsApp plant verschlüsselte Gruppenchats und Sprachanrufe

Innerhalb der nächsten Wochen wolle WhatsApp zusätzlich zu den bestehenden Verschlüsselungsfunktionen ebenso verschlüsselte Sprachanrufe und Gruppenchats integrieren. WhatsApp-Gründer Jan Koum verzichtete bisher meist darauf, entsprechende Funktionen besonders anzupreisen, da Sicherheit laut Koum etwas für die Nutzer ohnehin Selbstverständliches sein solle und kein zu vermarktendes Bonus-Feature. Bezüglich der neuen Verschlüsselungsfunktionen gebe es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aber eine gesonderte Mitteilung. Auch der Messenger des WhatsApp-Eigentümers Facebook werde zusätzliche Verschlüsselungsfunktionen erhalten.

Genau wie WhatsApp arbeite auch Konkurrent Snapchat an erweiterten Verschlüsselungsmechanismen, ohne dass die Quellen des Guardian aber nähere Informationen diesbezüglich nannten. Auch Apple werkelt weiterhin an einer Verbesserung der eigenen Verschlüsselungsdienste. Frederic Jacobs, früherer Chefentwickler des von Edward Snowden empfohlenen Krypto-Messengers Signal, hat diesbezüglich vor Kurzem ein Praktikum bei Apple angekündigt.

Googles Geschäftsmodell contra Vollverschlüsselung von Gmail

Google soll unterdessen die Entwicklung einer Verschlüsselung für Gmail intensiveren. Seit 2014 arbeitet Google am Projekt End to End, welches es einfacher für Gmail-Anwender machen soll, vollverschlüsselte Nachrichten zu verschicken – also E-Mails, die nur Sender und Empfänger lesen können. „Das ist ein schon lange andauerndes Bestreben bei Google“, so eine vom Guardian namentlich nicht genannte Person, die mit dem Projekt vertraut sei. Die Herausforderung für Google sei weniger die Technologie, sondern die Vereinbarkeit mit einer einfachen Nutzung und Googles Geschäftsmodell.

Der Suchmaschinen-Anbieter wertet Gmail-Inhalte für das hauseigene Werbegeschäft aus, und durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung würde diese Möglichkeit unter Umständen entfallen. Für Apple seien vollverschlüsselte Dienste dagegen wesentlich unproblematischer umsetzbar, da der iPhone-Anbieter im Gegensatz zu Google kaum auf die Daten der Nutzer angewiesen ist.

Passend zu den jüngsten Verschlüsselungsbemühungen hat Google heute einen HTTPS-Transparenzbericht veröffentlicht, der ab jetzt wöchentlich aktualisiert werden soll. Aktuell seien 75 Prozent aller Anfragen an Googles Server durch das HTTPS-Protokoll verschlüsselt. Dazu zählen unter anderem die Dienste Gmail und Google Drive.

Apple gegen FBI als Katalysator für Verschlüsselungsfunktionen

Durch die große mediale Aufmerksamkeit für den Konflikt zwischen Apple und der US-Bundesbehörde FBI um den Verschlüsselungsmechanismus des iPhones gewinne Datenverschlüsselung in der Öffentlichkeit immer mehr an Bedeutung. Dadurch werde es für IT-Unternehmen zunehmend interessanter, entsprechende Verschlüsselungsdienste in die eigenen Produkte zu integrieren, weil sich bei Verbrauchern eine stetig größer werdende Nachfrage bezüglich Verschlüsselungsfunktionen entwickle. Umfangreiche Krypto-Dienste seien mehr und mehr ein zentraler Geschäftsvorteil im IT-Sektor.

Zudem wird die Implementierung von vollverschlüsselten Diensten als konkrete Maßnahme verstanden, mit der IT-Unternehmen Flagge für Apple zeigen und sich demonstrativ gegen die Forderung des FBI nach Hintertüren für Behörden stellen. Amazon, Facebook, Google, Microsoft, Snapchat und Twitter haben Apple in der Auseinandersetzung bereits offiziell ihre Unterstützung im Gerichtsprozess zugesagt.