E-Book-Markt: Weniger Umsatz trotz steigendem Absatz

Michael Schäfer
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E-Book-Markt: Weniger Umsatz trotz steigendem Absatz

Die Zeiten des hohen Wachstums im E-Book-Segment scheinen vorbei zu sein: Der Absatz digitaler Bücher stieg in den ersten drei Monaten 2016 geringer als in den letzten Jahren, gleichzeitig sanken die Umsätze. Die Gründe sind unter anderem in den stetig sinkenden Preisen für E-Books und der erstarkten Konkurrenz zu finden.

Wachstum seit Längerem rückläufig

Dieser Trend ließ sich in Deutschland über die letzten Jahre hinweg beobachten. Während in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 gegenüber dem Vorjahr der Umsatzanteil im E-Book-Bereich noch um 62,6 Prozent gesteigert werden konnte, fiel der Zuwachs nur ein Jahr später mit 8,7 Prozent bei einem Anteil am Buchmarkt von 4,8 Prozent deutlich geringer aus. Für das gesamte Jahr 2014 gesehen fiel das Plus sogar auf 7,6 Prozent. Auch der Absatz mit 24,8 Millionen Einheiten gegenüber 21,5 Millionen Einheiten im Jahr 2013 stieg nur noch leicht an. Ein ähnliches Bild bot sich im letzten Jahr, auch wenn der Umsatzanteil von E-Books am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) nach zwei Quartalen 2015 sogar um 12,8 Prozent auf 5,6 Prozent stieg.

Nun hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut GfK aktuelle Zahlen über den E-Book-Markt für das erste Quartal 2016 in Deutschland vorgelegt, welche ein Fortschreiten des Trends attestieren. Somit lag die Nachfrage in diesem Zeitraum mit einem Anstieg von 6,3 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie in den letzten Erhebungen. Die Verkaufspreise sanken dabei um 5,9 Prozent von einem Durchschnittspreis von 7,01 Euro im Vorjahreszeitraum auf aktuelle 6,60 Euro, was den Umsatz stagnieren ließ. Der Umsatzanteil am Buchmarkt sank sogar um 0,2 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent.

Der Anteil der Käufer von digitalen Büchern in der deutschen Gesamtbevölkerung blieb mit 2,2 Millionen Lesern und 3,3 Prozent dagegen konstant.

E-Book-Entwicklung 2015 im Überblick
E-Book-Entwicklung 2015 im Überblick (Bild: Börsenverein)

Deutlicherer Trend in den USA

In den USA, einer der größten Büchermärkte weltweit, wirkt sich die dortige sinkende Akzeptanz gegenüber digitalen Büchern noch drastischer aus: Nach Aussagen der Association of American Publishers (AAP) sind die Verkaufszahlen digitaler Bücher bereits seit Jahren rückläufig. Jetzt sind diese gegenüber dem Vorjahr nochmalig um 13 Prozent gesunken, wie nun das Marktforschungsinstitut Nielsen auf der Book Expo America in Chicago nach Auswertungen der Informationen von über 400 klassischen Verlagshäusern in den USA verlauten ließ.

Während 2013 mit 242 Millionen der bisher höchste Absatzwert von E-Books in den USA erreicht wurde, fanden dagegen bereits 2014 mit rund 234 Millionen E-Books fühlbar weniger Veröffentlichungen ihre Käufer. Bereits im ersten Halbjahr 2015 ging Nielsen von einem Rückgang auf rund 223 Millionen verkaufter E-Books aus, am Ende sollten die Absatzzahl für das gesamte Jahr 2015 mit 204 Millionen Einheiten merklich unterboten werden.

Der Absatz von Büchern im Print-Bereich stieg in den USA dagegen um 2,8 Prozent auf 653 Millionen verkauften Einheiten an, womit Leser in den USA wieder vermehrt zu klassischen Büchern greifen.

Die gesamte Entwicklung auf dem US-amerikanischen Büchermarkt kann auch als Indikator für den deutschen Buchmarkt gesehen werden, wenn auch mit einem großen Zeitunterschied.

Indie-Autoren und Verleihdienste setzen Buchmarkt zu

Einen wichtigen Grund bezüglich des Wachstumsrückganges bei E-Book-Verlagstitel auf den beiden genannten Märkten dürfte die steigende Konkurrenz durch Bücherveröffentlichungen unabhängiger Autoren darstellen, welche aufgrund verschiedener Umstände (zum Beispiel das Fehlen einer ISB-Nummer in Deutschland) nur bedingt in die Aufzählung gelangen oder bei vielen Online-Shops erst gar nicht angeboten werden. Hinzu kommt, dass Amazon mit Kindle Direkt Publishing seit Längerem äußerst erfolgreich eine Plattform betreibt, auf der Indie-Schriftsteller ihre Schaffenswerke veröffentlichen können und welche für eine stetig wachsende Zahl von Lesern zu einer der Hauptquellen zum Kauf von Inhalten geworden ist. Dies haben seit geraumer Zeit auch viele Verlagshäuser erkannt und ähnliche Portale gestartet – wohl wissend um die eigene Konkurrenz.

Dies sorgt zudem für eine Verschiebung der Verhältnisse: In den USA konnten die fünf größten Verlagsgruppen 2015 noch einen Marktanteil von 38 Prozent auf sich vereinen, 2015 sank dieser auf 34 Prozent.

Ein weiterer Grund ist in den Verleihdiensten zu finden, welche alleine in Deutschland zuletzt rund 1,4 Millionen Leser nutzten - allen voran Amazon mit Kindle Unlimited, auch wenn das deutschsprachige Angebot nach wie vor eher als gering zu bezeichnen ist und Titel der großen Verlage immer noch durch Abwesenheit glänzen.

Informationen zur Erhebung: Für die Hochrechnungen der E-Book-Absätze und -Umsätze der GfK Consumer Panel Media Scope Buch im Auftrag des Börsenverein des Deutschen Buchhandels wurden insgesamt 25.000 Personen ab zehn Jahren befragt. Die Erhebung gilt für 67,7 Millionen Menschen und ist repräsentativ.