Telekom-Chef Höttges: Die Konkurrenz „jammert“ zu viel

Andreas Frischholz
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Telekom-Chef Höttges: Die Konkurrenz „jammert“ zu viel
Bild: Deutsche Telekom

Auf der Jahreshauptversammlung der Deutschen Telekom kritisiert der Vorstandsvorsitzende Tim Höttges die konkurrierenden Anbieter im Breitbandgeschäft mit deutlichen Worten. Diese würden zu viel jammern und zu wenig selbst ausbauen, so der Vorwurf. Die Antwort der Konkurrenten kam allerdings postwendend.

Telekom verteidigt Breitband-Strategie

Zunächst verteidigte Höttges die Breitband-Strategie des Konzerns. In Deutschland investiere die Telekom derzeit jährlich rund vier Milliarden Euro in die Netze, das wäre mehr als jeder andere Anbieter. Das Ziel: „Mit dem von uns geplanten Ausbau liefern wir bis 2018 für über 80 Prozent der deutschen Haushalte mindestens 50 Megabit pro Sekunde.“ Viele Kunden sollen dabei sogar von höheren Bandbreiten von bis zu 100 und 200 Mbit/s profitieren.

Im nächsten Schritt wären dann Geschwindigkeiten von bis zu 500 Mbit/s geplant. „Dabei setzen wir auf eine ganze Reihe von verschiedenen Technologien“, so Höttges. Das „Netz der Zukunft“ basiere dabei auf Glasfaser. Entscheidend sei allerdings nicht nur die Bandbreite, sondern der fließende Wechsel zwischen Mobilfunk und Festnetz sowie schnellen Reaktionszeiten. Daher setze die Telekom auch auf den kommenden Mobilfunkstandard 5G, den Höttges als „digitale Zukunft“ bezeichnet und der ab 2020 starten soll.

Konkurrenz jammert zu viel

Wie erhitzt die politische Debatte derzeit ist, zeigt sich an Höttges Äußerungen über die Konkurrenten: „Unsere Wettbewerber kritisieren und jammern in einer Tour. Mal finden sie die Mieten zu hoch, die sie für unser Netz zahlen. Mal haben wir angeblich die falsche Technik. Dann ist der Ausbau angeblich zu langsam.“ Doch sobald der Ausbau erfolgt sei, würden genau diese Kritiker dann die Netze nutzen, um Produkte unter eigenem Namen zu vermarkten.

Besser wäre es jedoch, wenn „andere auch ausbauen würden. Darum habe ich höchsten Respekt vor den lokalen Anbietern, die das tun“. Investieren wäre ohnehin besser als kritisieren. „Dann hätten wir echten Wettbewerb der Infrastrukturen“, so Höttges.

Die Antwort der Konkurrenz folgt prompt

Allerdings erfolgte die Antwort der Konkurrenz prompt. Wenige Stunden nach der Hauptversammlung der Telekom erklärten die Geschäftsführer der Provider-Verbände Breko und VATM in einer gemeinsamen Stellungnahme: „Ohne das Engagement der alternativen Netzbetreiber wird der flächendeckende, direkte Glasfaserausbau in Deutschland nicht gelingen.“ Der Kritikpunkt ist: Die Telekom verlege Glasfaser vor allem, um Übergangstechnologien wie VDSL und VDSL-Vectoring (also FTTC) zu betreiben. Direkte Glasfaseranschlüsse (FTTH/B) stammen laut dem Breko aber zum Großteil von den alternativen Netzbetreibern.

Ebenso umstritten ist die Frage, wer am meisten in die Netze investiert. Der VATM verweist dabei auf die Zahlen der Bundesnetzagentur. Demnach würden die Wettbewerber hierzulande seit vielen Jahren mehr als die Hälfte der Investitionen stemmen – ausgeklammert wird an dieser Stelle allerdings, dass 2015 die Telekom vorne lag. Nichtsdestotrotz: „Der Monopolantrag der Telekom für den Vectoring-Ausbau in den nahezu 8.000 Nahbereichen der Hauptverteiler führt jedoch gerade zu großer Verunsicherung bei den alternativen Investoren“, so VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner.

Telekom ist zufrieden mit Geschäftsjahr 2015

Abgesehen von dem politischen Streit ist die Telekom mit dem Geschäftsjahr 2015 zufrieden. Der Konzernumsatz legt um 10,5 Prozent auf 62,2 Milliarden Euro zu, beim Gewinn (bereinigtes EBITDA) gab es ein Plus von 13,3 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro und der bereinigte Konzernüberschuss stieg gegenüber 2014 um fast 70 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. In Deutschland stieg der Umsatz im Jahr 2015 allerdings nur um 0,7 Prozent auf nun mehr gut 22 Milliarden Euro.

Höttges verspricht besseren Kundenservice

Nachlegen will die Telekom auch beim Kundenservice. Bereits bekannt sind die persönlichen Berater: Wenn ein Kunde zur Telekom wechseln will oder einen Umzug plant, soll es einen festen Ansprechpartner geben. Das Ziel ist, dass die Kunden nicht jedes Mal ihr Anliegen neu erklären müssen, sondern mit einer Person in Kontakt stehen, die mit dem Fall vertraut ist.

Mit einer neuen Service-App soll es den Kunden zudem ermöglicht werden, viele Probleme schon selbst zu lösen. Wenn das nicht klappt, können diese sich dann per Knopfdruck mit einem Mitarbeiter verbinden lassen.

Darüber hinaus kündigt Höttges an, dass es künftig mehr Technikertermine an Samstagen geben soll. Denn bis dato wäre es ein großes Ärgernis, dass Kunden sich unter der Woche frei nehmen müssen, um den Telekom-Techniker zu empfangen. Dafür sind allerdings auch flexiblere Arbeitszeiten nötig. Höttges ist aber zuversichtlich, dass die Gewerkschaften mitziehen.