Intel Baseline Profile: BIOS-Updates gegen instabile Core-K-CPUs im Detail

Jan-Frederik Timm
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Intel Baseline Profile: BIOS-Updates gegen instabile Core-K-CPUs im Detail
Bild: Gigabyte

Bis auf das Versprechen, sich der Sache anzunehmen, hat sich Intel weiterhin nicht zu instabil laufenden K-CPUs der 13. und 14. Gen Core geäußert. Derweil bringen Mainboard-Hersteller neue BIOS-Versionen mit einem „Intel Baseline Profile“ heraus. Eine klare Linie verfolgen die Hersteller dabei aber offensichtlich nicht – oder?

Was bisher geschah

ComputerBase hatte zuletzt wiederholt über Nutzerberichte, K-CPUs der letzten zwei Generationen Intel Core würden zu Abstürzen neigen und dieses Verhalten oftmals erst nach einiger Zeit auftreten, berichtet:

Intel hatte ausgelobt, den Berichten auf den Grund zu gehen, sich bisher aber nicht erneut öffentlich geäußert. Das Schweigen des Herstellers nährte Gerüchte um die Ursachen.

Hat Intel bei den K-CPUs der 13. Generation (ein auf hohe Taktraten ausgelegtes Update der 12. Generation) und der 14. Generation (ein noch höher taktendes Refresh der 13. Generation) ab Werk über das Ziel hinaus geschossen? Sorgen zu hohe Spannungen oder Ströme ab Werk für eine rapide Chip-Alterung? Ist die Ursache in BIOS-Settings der Partner, die sich (von Intel seit Jahren geduldet) oftmals an keinerlei Vorgaben halten, zu suchen? Oder liegt das Problem am Ende ganz woanders, zum Beispiel bei der Software oder gar vor dem Bildschirm?

BIOS-Updates von Asus und Gigabyte

Dass inzwischen sowohl Asus als auch Gigabyte BIOS-Updates für LGA-1700-Mainboards mit Chipsätzen der Serie 600 und 700 bereitstellen, die ein so genanntes „Intel Baseline Profile“ als wesentliche Neuerung beinhalten, lässt Software- und Nutzereinflüsse mittlerweile ausschließen – das Problem liegt allem Anschein nach in den CPUs oder darin, wie sie betrieben werden.

The update introduces the Intel Baseline Profile option, allowing users to revert to Intel factory default settings for basic functionality, lower power limits, and improving stability in certain games.

Asus zum Baseline Profil

GIGABYTE always prioritizes user experience, focusing on both performance and stability. Additionally, as a close ally of Intel, we promptly introduced the Intel Baseline feature with the latest beta BIOS. When using 13th and 14th generation K-SKU CPUs, the Intel Baseline setting will appear in the “Turbo Power Limits” option under “Advanced CPU Settings”. After enabling Intel Baseline, the performance will be expected to be limited due to the power setting adjustments.

Gigabyte zum Baseline Profile

Gigabyte verweist dabei explizit auf Intel als Initiator dieser Neuerung und stellt zugleich eine fallende Leistung in Aussicht.

Was macht das Baseline Profile?

Das neue Baseline Profile in BIOS-Updates von Asus für LGA-1700-Mainboards
Das neue Baseline Profile in BIOS-Updates von Asus für LGA-1700-Mainboards

Doch welche Änderungen nimmt das neue Baseline Profile im Detail vor? ComputerBase hat es auf einem Asus ROG Maximus Dark Hero mit Z790-Chipsatz (BIOS 1202 vom 19. April) nachvollzogen. Auf dieser Platine nimmt das Baseline Profile die folgenden Einstellungen vor:

Diese Einstellungen nimmt das Baseline Profile in neuen BIOS-Versionen bei Asus vor
Diese Einstellungen nimmt das Baseline Profile in neuen BIOS-Versionen bei Asus vor
  • Asus MultiCore Enhancement Die Option gehört zu den Standardoptionen im BIOS von Asus. Ab Werk ist sie auf „Let's BIOS Optimize“ eingestellt, was bedeutet, dass Intels Vorgaben für die maximale Leistungsaufnahme (Seit 12. Gen Intel Core gilt für die K-CPUs: PL1 = PL2) ignoriert werden und die CPU dauerhaft so viel aufnehmen darf, wie sie verlangt und es z.B. die Temperaturen zulassen. Der Wechsel auf „Disabled – Enforce All Limits“ limitiert die CPU hingegen auf die von Intel definierte Obergrenze, die der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen ist:
    TDP, PL1, PL2 und Tau der 12. & 13. Generation Intel Core
    CPU PL1 PL2 „OC“
    K-Modelle der 14. Gen Core
    Core i9-14900KS 253 Watt 320-Watt-Modus
    + manuell
    Core i9-14900K 253 Watt manuell
    Core i7-14700K 253 Watt
    Core i5-14600K 181 Watt
    K-Modelle der 13. Gen Core
    Core i9-13900KS 253 Watt 320-Watt-Modus
    + manuell
    Core i9-13900K 253 Watt manuell
    Core i7-13700K 253 Watt
    Core i5-13600K 181 Watt
    K-Modelle der 12. Gen Core
    Core i9-12900KS 241 Watt manuell
    Core i9-12900K 241 Watt
    Core i7-12700K 190 Watt
    Core i5-12600K 150 Watt
  • SVID Behavior Beeinflusst, in welchem Verhältnis Spannung und CPU-Takt stehen. Ab Werk setzen OEMs in der Regel aggressivere „Voltage-Frequency-Curves“, bei Asus setzt das Baseline Profile „Intel's Default“ – also auch in diesem Fall Intel-Vorgaben.
  • IA CEP/SA CEP: Die „Current Execution Protection“ soll verhindern, dass der CPU unter Last zu hohe Ströme zugeführt werden. Das Baseline Profil aktiviert die Schutzfunktion, ab Werk steht sie auf „Auto“.
  • IA TDC Current Limit: Eine weitere Schutzfunktion, die verhindern soll, dass der CPU zu hohe Ströme zugeführt werden und dabei die Temperatur mit in Betracht zieht. Das Baseline Profile setzt Vorgaben von Intel.

PL1 = PL2 oder PL1 = TDP?

Während das Baseline Profile auf dem Mainboard von Asus in Bezug auf die maximale Leistungsaufnahme also nichts anderes tut, als das bis dato durch Auswahl der Option „Asus MultiCore Enhancement – Disabled – Enforce All Limits“ der Fall gewesen ist, gehen die Einstellungen der Spannungs-Taktfrequenz-Kurve sowie der Stromstärken darüber hinaus.

Gigabyte soll einem Bericht von Uniko's Hardware nach wiederum auch die langfristige maximal erlaubte Leistungsaufnahme (PL1) anpassen und zwar auf den Wert der „TDP“ – gravierende Leistungsverluste sind die Folge. Kein Wunder, besitzt ein Core i9 der 12., 13. und 14. Gen Core als K-CPU doch offiziell ein PL1 = PL2 von über 200 Watt (siehe Tabelle weiter oben), während die TDP bei 125 Watt (K) respektive 150 Watt (KS) verharrt.

Eine solche Einstellung würde die offiziellen Spezifikationen der K(S)-CPUs, die PL1 = PL2 seit drei Generationen vorgeben, sogar unterbieten, statt bisher missachtete Limitierungen einzuhalten.

ComputerBase hat bei Intel nach einer offiziellen „Definition“ des Baseline Profiles gefragt, bis dato aber noch keine Antwort erhalten.

Benchmarks folgen

Die Redaktion hat am Freitag erste Benchmarks mit verschiedenen BIOS-Einstellungen auf dem Asus ROG Maximus Dark Hero mit K-CPU der 14. Gen Core gefahren, doch dabei zeigt sich: Mit einem ausgewählten Szenario ist es nicht getan und je nach Core-CPU (i9, i7, i5) können die Leistungseinbußen im Baseline Profile anders ausfallen. Das ist nicht verwunderlich, reagierten die CPUs doch schon in der Vergangenheit unterschiedlich auf Limits bei „der TDP“ – bei Grenzwerten für die Stromstärke sieht es nicht anders aus.

Konkret konnte die Redaktion auf einem Core i7-14700K in Cinebench 2024 durch Wahl des Baseline Profile keine ein- bis zweistelligen Verluste nachvollziehen, wie sie zuletzt bereits die Runde gemacht haben. Ein klares Bild benötigt mehr Benchmarks auf einem einheitlichen Setup.

Eure Hinweise sind willkommen!

Für weitere Tests in der kommenden Woche wäre es zudem hilfreich, wenn Leser ihre Erfahrungen darüber, was das Baseline Profil im BIOS auf ihrer Asus- oder Gigabyte-Platine verändert, hilfreich. Insbesondere mit Blick auf Gigabyte steht die Frage im Raum, ob das Profil PL1 auf die TDP senkt – selbst testen kann ComputerBase das nicht, weil keine LGA-1700-Platine dieses Herstellers vorliegt.