Cougar Attack X3 RGB im Test: Günstig-teure Tastatur mit Cherry MX RGB

Max Doll
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Cougar Attack X3 RGB im Test: Günstig-teure Tastatur mit Cherry MX RGB
Bild: Cougar

tl;dr: Cherrys MX-Taster und RGB-Beleuchtung kosten bei Cougar verhältnismäßig wenig. Ein Knallerangebot ist die Cougar Attack X3 RGB trotzdem nicht: 125 Euro sind für eine bunte Basis-Tastatur ein wenig zu viel, um den Blick ins weitere Marktumfeld vergessen zu lassen.

Cougar Attack X3 RGB im Test

Der Griff zu bewährter Tastentechnik zu möglichst niedrigem Preis geht einher mit Verzicht. N-Key-Rollover, Profile, umfangreiche, softwaregestützte Konfigurationsmöglichkeiten von Tasten und Beleuchtung sowie Medienfunktionen als Doppelbelegung gehören in der Preisklasse quasi zur Grundausstattung. Gleich heißt allerdings nicht gleich: Über die Qualität der Features ist damit noch kein Urteil gesprochen.

Unverzichtbar erscheint Cougar allerdings ein eigenständiges Design auf Basis freistehend montierter Taster. Die pfeilförmige, zum Nutzer zulaufende Form lässt die Attack X3 jedoch fast zwei Zentimeter unproduktiv über das Tastenfeld hinaus anwachsen. Echte Zusatzausstattung wie weitere Tasten, eine Handballenauflage, ein I/O-Hub mit USB- und Audio-Ports oder gar exotischere Extras finden sich erst bei Tastaturen, die entweder mehr Geld kosten oder Taster aus anderer Quelle einsetzen.

Cougar Attack X3 RGB
Cougar Attack X3
Patriot Memory Viper V760
Größe (L × B × H): 46,7 × 17,0 × 4,0 (4,8) cm 46,7 × 17,0 × 4,0 cm 46,8 × 15,0 (20,3) × 4,0 (5,2) cm
Handballenauflage
Layout: 105 ISO (erweitert) 105 ISO
Gewicht: 866 g 900 g 1.158 g
Kabel: 1,80 m, USB 2.0 1,50 m, 2 × USB 2.0
Hub-Funktion: 1 × USB 2.0
Key-Rollover: 6-KRO, N-KRO N-KRO
Schalter: Cherry MX Red / Brown / Speed Silver Cherry MX Red / Brown Kailh Brown
Tasten: Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
Zusatztasten: 3 × Medien
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Farbe: Rot
Modi: Atmungseffekt
Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 3 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig programmierbar
3 Profile, Hardware-Wiedergabe
teilweise programmierbar
1 Profile
vollständig programmierbar
Preis: ab 60 € / ab 60 € / 125 € 120 €

Äußerlichkeiten: Die Hardware funktioniert

Unter anderem weil das Metallelement, das die Taster stabilisiert und zugleich als Oberteil des Gehäuses dient, von Kunststoff gerahmt wird, bringt die Attack X3 nur vergleichsweise wenig Gewicht auf die Waage. Für ein mechanisches Modell fühlt sich die Tastatur so überraschend leicht an. Das ist im positiven Sinne zu verstehen, da keine negativen Auswirkungen auf den Stand oder die Stabilität auszumachen sind – das Verschieben des Chassis geht leicht von der Hand, muss aber bewusst in Angriff genommen werden. Das überspielt, dass sich die Tastatur aufgrund ihrer Form an den Seiten nur schlecht greifen lässt.

Tastenkappen und LEDs

Tastenkappen aus ABS-Kunststoff mit Laser-cut-Beschriftung sind das, was bei beleuchteten Tastaturen fast ausnahmslos zum Kochrezept gehört; sie sind solider und haltbarer Standard, dessen Herrschaft auch Cougar nicht infrage stellt. Die Qualität der Ausleuchtung wird wiederum durch die Position der Beschriftung und Leuchtdioden sowie der Bauart der Taster bestimmt.

Bei Cherrys RGB-Tastern befindet sich die LED oberhalb des Stempels, die Ausleuchtung gelingt deshalb nur im oberen Bereich der Tastenkappe optimal. Die gegenüberliegende Seite kann nicht mit gleicher Helligkeit ausgeleuchtet werden. Auch das bei Cherrys RGB-Tastern eingeführte transparente Tastergehäuse vermag dieses grundsätzliche Problem nur zu lindern.

Standard: Tastenkappen aus ABS-Kunststoff mit „Laser-cut“-Beschriftung
Standard: Tastenkappen aus ABS-Kunststoff mit „Laser-cut“-Beschriftung

Im Vergleich mit normalen MX-Tastern wird nur der sonst typische Helligkeitsverlauf eliminiert. Im unteren Bereich der Tastenkappe positionierte Zeichen werden so zwar gleichmäßig ausgeleuchtet, bleiben aber dunkler. Zum Verschwinden gebracht wird das Phänomen erst von Tastern wie Logitechs Romer-G, bei denen die gesamte Mechanik um die Dioden herumgebaut wird.

Gleichmäßiges Leuchten versteckt sich

Die überdurchschnittlich gute Ausleuchtung trifft zudem auf Nebengeräusche: Bei reduzierter Helligkeit oder LED-Effekten mit variierender Leuchtkraft produziert die Attack X3 ein leises Summen, das bei normalem Sitzabstand selbst bei absoluter Stille aber außerhalb der Wahrnehmungsschwelle bleibt. Auf diesem Niveau ist das ein noch unproblematisches, öfter zu beobachtendes Phänomen. Im Gegenzug schraubt Cougar wie Cooler Master die niedrige maximale Helligkeit der Taster in die Höhe, indem die Dioden nicht auf dem PCB, sondern in Aussparungen im PCB montiert werden.

Ein wenig getrübt wird das Urteil über die Beleuchtung durch die zu hellen Status-LEDs und die umständliche Konfiguration. Grundsätzlich sinnvoll erscheint die Beschränkung auf drei gespeicherte Effekte pro Profil in Kombination mit sequenzieller Wahl der Leuchtmuster. Diese Beschränkung erlaubt die schnelle Wahl einer genehmen Lightshow, muss aber fast zwingend konfiguriert werden, da statische Beleuchtung in Wunschfarbe, der eigentlich wichtigste Betriebsmodus, in der Vorauswahl fehlt und die Konfiguration nicht über die Tastatur selbst erfolgen kann.

Abhilfe zu schaffen geht bei den ersten Versuchen nur mühsam von der Hand, weil Cougar das UIX-Programm umständlich und nicht immer nachvollziehbar aufbaut. Der gesuchte Modus verbirgt sich hinter der Option „Anpassen“, wo einfach der Atmungseffekt deaktiviert werden muss – statische Beleuchtung wird als Sonderfall eines blinkenden Betriebsmodus betrachtet. Die Auswahl von Tasten für das Zuweisen einer Farbe vermag ebenso wenig zu erfreuen, weil Cougar auf eine Kennzeichnung der Tastenauswahl verzichtet. Viele Effekte haben zudem eine hohe Minimalgeschwindigkeit, ihre Nutzbarkeit wird damit geschmälert.

Alltagserfahrungen: Ein ungewohntes Layout

Signale erzeugt die Attack X3 mit Cherry MX Red und Brown sowie ab Oktober auch mit den noch jungen Cherry MX Speed. Obwohl sich der Widerstand am Signalpunkt gleicht, tippt es sich auf allen Tastern unterschiedlich. Rote linear abgestimmte Modelle markieren den Signalpunkt nicht durch fühlbaren Klick, braune Taster hingegen schon. In beiden Fällen wird diese Position schon nach 2 von maximal 4 mm Hubweg erreicht.

Die ebenfalls linear abgestimmten MX Speed müssen nur 1,2 mm heruntergedrückt werden, um ein Signal zu generieren, und erreichen den Anschlag schon nach 3,4 mm Wegstrecke. Was nach wenig klingt, wird in den Fingern zu einem deutlichen Unterschied. Schneller, wie der Name behauptet, macht das den Taster aber nicht, nur gefühlt agiler – der Griff zu MX Speed ist eine Frage des Geschmacks. Die Wettbewerbsfähigkeit bleibt abseits weicher Faktoren wie dem Wohlbefinden unbeeinflusst.

Cherry MX Red Cherry MX Brown Cherry MX Speed Silver
Charakteristik: linear taktil linear
Hubweg: 4,0 mm 3,4 mm
Position des Signalpunktes: 2,0 mm 1,2 mm
Widerstand am Signalpunkt: 45 g
Widerstand am Druckpunkt: 55 g
Lebensdauer (Anschläge): 100 Mio. 50 Mio.
Cougar Attack X3 RGB (Cherry MX Red)

Die Montage der Taster in freischwebender Anordnung vereinfacht die Reinigung der Zwischenräume und sorgt zugleich für ein helleres Klackern beim Herunterdrücken. Wie alle Tastaturen dieser Bauart, bei denen das umschließende und damit schalldämpfende Gehäuse entfällt, sortiert sich auch die Attack X3 am oberen Ende des Lautstärkespektrums ein.

Das Tastenklackern ist bei diesem Modell aber noch eine Spur präsenter als üblich. Dazu gesellt sich ein leises Nachhallen der Federn, das für Cherry-Taster eigentlich untypisch und wahrnehmbar ist, sich aber nicht in den Vordergrund drängt. Trotz der an sich wenig präsenten Geräuschkulisse wollte das im Test nicht aufhören zu stören, vielleicht auch, weil der Anspruch bei der Wahl von Cherry-Tastern im Premiumbereich zu suchen sein sollte. Für Silent-Freaks eignet sich diese Cougar-Tastatur deshalb nicht. Auch wenn die Lautstärke ultimativ vom Schreiber abhängt, zählt die Attack X3 zu den lautesten Tastaturen ihrer Bauform und Tasterbestückung.

Ein ungewöhnliches Layout

Das von Cougar ersonnene Layout verlangt nach Umgewöhnung; die linke Windows-Taste mit der FN-Funktion zu ersetzen, führt immer wieder zu Fehlgriffen. Das mag für Spieler akzeptabel sein, die die ersetzte Taste so auch ohne Aktivierung des Spielemodus nicht versehentlich betätigen können, erscheint aber aufgrund des ohnehin vorhandenen „Gaming Mode“ sowie der geringen Wahrscheinlichkeit des versehentlichen Drucks auf diese Taste überflüssig.

Um dieses praktisch minimale Risiko gründlich und doppelt zu eliminieren, muss in Kauf genommen werden, dass sich kaum eine Doppelfunktion (bequem) einhändig erreichen lässt. Spieler, die üblicherweise mit einer Hand die Maus umherschieben, handeln sich mit dieser Konfiguration so Nachteile ein, während die Position der FN-Taste bei Mischnutzung normale Nutzer konstant irritiert, weil statt des Erscheinens des Startmenüs einfach nichts passiert. So will sich die Attack X3 nicht recht für eine Zielgruppe entscheiden und wird in ihrer Standardkonfiguration keiner ganz gerecht.

Die Position der FN-Taste kann allerdings über die UIX-Software umgelegt werden. Den Wunsch nach einer Kennzeichnung dieser Neubelegung verwehrt aber die erste, nicht im Normlayout gehaltene Tastenreihe; die Abstände zwischen den Tasten links der Leertaste sind größer als diejenigen rechts von ihr.

Software: Hinter den Möglichkeiten

Die UIX-Software kann produktübergreifend für alle aktuellen Eingabegeräte des Unternehmens genutzt werden. Das Niveau der Software-Marktführer Corsair und Razer wird von Cougar aber nur punktuell erreicht. Holprig ist insbesondere der Einstieg, eine grundsätzlich vernünftige Struktur mit umfangreichen Stellschrauben zeigt das Potenzial des Programms auf. Positiv fallen zudem die Organisationsmöglichkeiten auf: Makros und Effekte können in Gruppen sortiert und wie Profile zur leichteren Unterscheidung mit Namen und Bildern gekennzeichnet werden. Das erleichtert den Umgang mit größeren Mengen der Hilfsmittel.

Cougar UIX v1.04

Der Teufel steckt aber in zu vielen Details und einer lückenhaften Dokumentation. Eine nicht immer eingängige Beschriftung von Menüs und Optionen zwingt zum Experiment, die Belegung von Tasten gerät umständlich. Die Funktionszuweisung ist nicht beim Klick auf eine Taste möglich, sondern in einem separaten Feld. Dort können zwar „Standardtasten-Funktion“ und „Deaktivieren“ angeklickt werden, nicht aber „Individualisierte Tastenfunktion“ – diese Option muss per „Drag & Drop“ aus den Makrooptionen gewählt werden. Auch der Unterschied zwischen „Modus-Taste“ und „Sofort-KB-Modus-Taste“ muss experimentell ermittelt werden. Solche und andere Aspekte werden zu Stolperfallen, die eine intuitive Bedienung durchbrechen.

Cougar UIX v1.04
Konfigurierbar Primärtasten Makros, Programm-, Datei- und Medienverknüpfungen
Makrotasten
Beleuchtung Ja, Farben, Laufrichtung und Geschwindigkeit von Effekten
Gaming-Modus Nein
Makros Anzahl Unbegrenzt
Länge Unbegrenzt
Wiedergabe Hardware
Ausgabe Einmalig, mehrfach, bis oder während Tastendruck(s)
Vorlagen Nein
Im-/Export Ja
Makro-Aufnahme Editor Ja
Verzögerung Keine, feste oder reale Abstände
Editieren Ja
Profile Anzahl 3 (Hardware), unbegrenzt (Software)
Benennung Ja (inkl. Bild 200 × 150p)
Autostart Ja, drei Programme
Im-/Export Ja
Besonderheiten

Fazit

Für 125 Euro wirft Cougar eine interessante Frage auf: „Cherry oder Ausstattung?“ Eine klare Antwort gibt die Attack X3 nicht. Ein solides, mängelfreies Chassis mit 105 Tasten und Beleuchtung nach Wahl als Luxus-Extra sind im Prinzip das, was das Nutzungsprofil der meisten Anwender abdeckt – ein Szenario, das die Cougar-Tastatur im Prinzip erfüllt. Dem stehen jedoch ein leises Nachhallen der Federn in den Tastern und die mächtige, aber unintuitive Software gegenüber, die Ecken in das runde Konzept schlagen.

Das passt nicht mehr zum Preis: Für 115 oder gar rund 100 Euro, dem zwischenzeitlichen Preistief, wäre die Tastatur auch mit nachhallenden Federn eine Empfehlung wert. Zu diesen Kursen wird sie im Handel allerdings nicht länger angeboten. Der aktuelle Kurs von 125 Euro belässt die Tastatur in einer ungünstigen Position mit zu vielen attraktiven, teils besser ausgestatteten Alternativen. Ein gedankenlos-guter Kauf kann die Attack X3 RGB so nicht sein.

Cougar Attack X3 RGB im Test

Denn die Attack X3 RGB ist zwar vergleichsweise spartanisch ausgestattet, aber nicht die günstigste Tastatur mit Cherry MX RGB am Markt. Diese Rolle fällt der Asus ROG Sagaris mit MX Blue für rund 100 Euro zu. Bunte LEDs verkauft außerdem Logitech für ebenfalls rund 100 Euro mit den besser ausgestatteten Modellen G810 (Test) und G910 (Test), die Romer-G-Taster nutzen.

Cherry MX RGB bietet für 135 Euro die unauffälligere Cooler Master MasterKeys Pro L RGB an, die über mechanische Zusatztasten und kompaktere Abmessungen verfügt; mit Blick auf die Geräuschkulisse und den größeren Funktionsumfang eine potenziell lohnenswerte Mehrinvestition. Ab 140 Euro bietet Corsair schließlich die erheblich besser ausgestattete Corsair Vengeance K70 LUX RGB mit ebenfalls freistehenden Tastern an.

Eine vollständige Übersicht zu Tastaturen aller Bauarten und ihrer Technik liefert die große Kaufberatung zu (mechanischen) Tastaturen auf ComputerBase.

Cougar Attack X3 RGB (MX Red)
Produktgruppe Tastaturen, 29.07.2017
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    O
  • Ausstattung & Extras
    O
  • Software
    O
  • Standsicheres & leichtes Gehäuse
  • Cherry MX-RGB-Taster mit guter Ausleuchtung
  • Einfache Reinigung
  • Funktionsumfang der Software
  • Software zu wenig intuitiv und schlecht dokumentiert
  • Leises, aber hörbares Federpingen
  • Position der FN-Taste
  • Sehr helle Status-LEDs

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