Nach Apple-Qualcomm-Deal: Intel stellt das 5G-Modem-Geschäft für Smartphones ein

Volker Rißka
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Nach Apple-Qualcomm-Deal: Intel stellt das 5G-Modem-Geschäft für Smartphones ein
Bild: Intel

Dass die umfassende Modem-Vereinbarung zwischen Apple und Qualcomm große Auswirkungen auf Intel haben würde, war absehbar, doch die nun angekündigte komplette Einstellung der Entwicklung von 5G-Modems für Smartphones überrascht dennoch. Das XMM 8180 ist damit nach dem XMM 8060 einmal mehr vor dem Start Geschichte.

Intels Modem-Entwicklung war stets geprägt vom „spät dran“ oder dem Fehlen von Features zur gefragten Zeit. In iPhones waren die Chips dann zudem in der Regel Qualcomms Pendant unterlegen, der Mitbewerber musste sogar künstlich eingebremst werden, damit kein Ungleichgewicht zwischen den Smartphones angeboten wurde. Bereits vor wenigen Wochen hatte ein ComputerBase-Bericht zusammengefasst, dass es auch für das kommende Jahr und ein 5G-Modem eher dunkle Vorzeichen gäbe.

Intel: Rein wirtschaftliche Entscheidung

Die prompte Absage der kompletten 5G-Modem-Entwicklung für Smartphones bei Intel sieht unterm Strich lange vorbereitet aus. Der neue CEO Bob Swan, der bisher der Finanzchef von Intel war, denkt da rein wirtschaftlich: „In the smartphone modem business it has become apparent that there is no clear path to profitability and positive returns“. Er sieht demnach keine echte Möglichkeit, die Kosten für Forschung, Entwicklung und Fertigung mit Gewinn am Ende wieder zu erwirtschaften.

Dennoch sieht er für 5G einen Markt: in PCs, bei IoT, der Cloud, als Netzwerkausrüster und in Datenzentren allgemein. Hier will Intel weiterhin aktiv bleiben. Auch wird Intel nach wie vor bestehende Kundenverträge für LTE-Modems erfüllen.

Ob der Apple-Qualcomm-Deal am Ende nur zustande kam, weil Intel nicht liefern kann, ist nun eine Möglichkeit der Auslegung. Beim 4G-Modem wollte Intel den Zuschlag im iPhone „um jeden Preis“, der nun größere wirtschaftliche Gedanke lässt erahnen, dass der Preis für ein 5G-Modem vermutlich deutlich teurer geworden wäre. Doch eine Gewinnchance wäre auch dagewesen, wie Qualcomms am gestrigen Abend massiv verbesserte Profit-Aussichten zeigen. Mit allen Karten auf dem Tisch und den dutzenden, für Apple zum Teil mit wenig Aussicht auf Erfolg schwebenden Gerichtsverfahren, hat sich Apple letztlich für Qualcomm entschieden und mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Intel will über die finanziellen Auswirkungen der Einstellung in seinem Quartalsbericht am 25. April informieren. Zuletzt hatte die Modem-Sparte dort erstmals deutlichere Fußabdrücke hinterlassen.