Cooler Master SK621 & 630 im Test: Kompakter Luxus mit flachem Profil

Max Doll
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Cooler Master SK621 & 630 im Test: Kompakter Luxus mit flachem Profil

tl;dr: Die Auswahl empfehlenswerter flacher mechanischer Tastaturen mit und ohne Kabel wächst an. Das hat zwei Gründe: Cherrys Low-Profile-Taster sind in zweiter Version endlich gut genug und Cooler Master sorgt für ein angemessenes Umfeld der Taster – allerdings nur im Premiumsegment.

Kompakt und ultrakompakt

Die flachen, aktuell nur in linear abgestimmter roter Version verfügbaren Taster nutzt Cooler Master für drei Tastaturen. Neben der Fullsize-Version SK650 für 150 Euro werden für 130 und 140 Euro zwei kleinere Versionen angeboten. Um kompakte Tastaturen zu erzeugen, werden in einem ersten Schritt doppelt vorhandene Tasten, ergo der Nummernblock, eingespart – fertig ist die SK630. Wenn das nicht reicht, werden zusätzlich selten genutzte Tasten weggelassen und durch FN-Tastenkombinationen ersetzt, was die kleinere SK621 im Hacker-Layout hervorbringt, die sowohl mit als auch ohne Kabel via Bluetooth betrieben werden kann.

In anderen Merkmalen gleichen sich die Tastaturen. Alle Modelle der Serie besitzen eine RGB-Hintergrundbeleuchtung, werden über einen USB-Typ-C-Anschluss mit Daten versorgt und können vollständig ohne Software konfiguriert bzw. in mehreren Profilen neu programmiert werden. Die „Menüführung“ unterstützt Cooler Master in Abwesenheit eines Displays über die Tastenbeleuchtung. Sämtliche Quality-of-Life-Funktionen werden dabei mit Tasten des jeweiligen Normlayouts, also als Doppelbelegung, umgesetzt.

Cooler Master SK621 Cooler Master SK630
Größe (L × B × H): 29,3 × 10,3 × 2,9 cm 35,4 × 12,6 × 3,1 cm
Layout: 66 Keys („hacker“) 88 ISO („tenkeyless“)
Gewicht: 424 g 552 g
Kabel: 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular), Bluetooth ? 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular)
Hub-Funktion:
Key-Rollover: 6-KRO, N-KRO
Schalter: Cherry MX Low Profile Red
Tasten: Form: eben
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
flache Tasten
Zusatztasten:
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Makroaufnahme
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 512 kB, 4 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig, softwarelos programmierbar
Preis: ab 53 €

Rote flache Taster kann Cherry besser

Flache mechanische Taster waren bislang nicht die Domäne von Cherry. Silberne MX Low Profile Speed (Test) konnten noch nicht ausreichend überzeugen. Mit den roten Versionen der Taster entspricht die abgelieferte Qualität nun endlich dem Anspruch und den höheren Preisen, die für Tastaturen mit Cherry-Technik verlangt werden. Die etwas später auslösende Version agiert in beiden Tastaturen zufriedenstellend, gleitet nach einer kurzen Einlaufphase sauber in den Führungen und bleibt frei von einem Verkanten der Schlitten.

So leicht wie normale rote Taster lassen sich die Low-Profile-Modelle nicht betätigen: Der Widerstand am Signalpunkt unterscheidet sich zwar nicht, wird bei der LP-Version aber früher erreicht und steigt trotz höherem anfänglichen Widerstand schneller an. Diese Abstimmung erschwert Fehlauslösungen durch unbewusstes Eindrücken der Feder. Gleichzeitig wirken die flachen Cherry-Taster jedoch schwergängiger als die normalen Modelle, aber auch als Kailhs Chocolate-Modelle, deren Eingangswiderstand geringer ist.

Cherry MX Low Profile Speed
Cherry MX Low Profile Red
Cherry MX Red
Charakteristik: linear
Hubweg: 3,2 mm 4,0 mm
Position des Signalpunktes: 1,0 mm 1,2 mm 2,0 mm
Widerstand am Signalpunkt: 45 g
Widerstand am Druckpunkt:
Lebensdauer (Anschläge): 50 Mio. 100 Mio.

Gut, aber nicht am besten

Abseits dieses Geschmacksurteils erscheint der gegenwärtige Standard in diesem Segment, die Sharkoon PureWriter, auch aus einem weiteren Grund angenehmer zu nutzen. Der höchste Punkt der Sharkoon entspricht dem niedrigsten bei Cooler Master. Anders gesagt: Die Tasten der SK630 liegen gut spürbare 0,8 Zentimeter höher. Im Vergleich mit mechanischen Modellen der üblichen Form lässt sich die SK630 zwar immer noch mit Fug und Recht als flach bezeichnen, einmal mehr aber ist das Bessere der Feind des Guten.

Darüber hinaus erzwingt der Chiclet-Stil der äußerst flachen Tastenkappen mit ihrer großen Grundfläche eine Eingewöhnungsphase. Es dauert, bis sich die Finger daran gewöhnt haben, den Rand der Kappe nicht länger als gangbare Begrenzungsmarkierung zu betrachten, und zu präziser Betätigung durchgerungen haben. Eine Betätigung zu weit außen reißt ansonsten eine weitere Taste in die Tiefe. Nicht recht gewöhnen möchte man sich dabei an den Gedanken, für einen deutlich dreistelligen Betrag noch auf PBT-Kunststoff verzichten zu müssen, der den Premium-Look der Tastatur deutlich länger im Original erhalten würde.

Cooler Master SK630
Cooler Master SK621

Es bleiben, wie die allerdings notwendige Kritik an der zu dunklen und letztlich überflüssigen Lichtleiste, Aspekte, die nicht gravierend erscheinen. Beide Tastaturen bleiben im alltäglichen Umgang zuverlässig angenehme Begleiter beginnend mit der Anbindung via Typ-C-Stecker über die gute Ausleuchtung der Tasten bis hin zum dumpfen, dezenten Betriebsgeräusch, für das es keine Dämpfung, sondern nur das verringerte Volumen von Tastern und Kappen benötigt. In diesem Aspekt schlägt Cooler Master auch die wahrnehmbarer klackernde PureWriter.

Zu einem angenehmen Arbeitsgerät wird die Tastatur zudem durch das Layout, das Zusatzfunktionen ergonomisch günstig legt. Das Prinzip, häufig genutzte Funktionen einhändig erreichbar zu machen, wird hier in Gänze umgesetzt und kann selbst durch diese Konsequenz dem oft nötigen „Aber“ der Beurteilung entgehen – obwohl eine Vielzahl Features untergebracht werden muss.

Dass die Konfiguration auch ohne Software möglich gemacht wird, bedeutet dabei nicht, dass eine solche nutzlos wäre. Der gegenwärtige Evolutionsstand besticht durch intuitiven Aufbau und Übersichtlichkeit bei hoher Funktionsvielfalt. Die Konfiguration geht dadurch leichter beziehungsweise ohne Übung oder Konsultation des Handbuches von der Hand. Sie kann sogar anderweitige Ärgernisse kompensieren: Hier kann die Auswahl der LED-Effekte auf der Tastatur auf die gewünschten Muster beschränkt werden, was verhindert, dass beim Wechsel der Leuchtshow 16 und mehr Stufen durchgeschaltet werden müssen.

Diese umsichtige Funktion steht nicht für sich, sondern für eine hervorragend durchdachte Tastatur, die in der Bedienung einfach gedankenlos genutzt werden kann und sich den Erwartungen schlicht anschmiegt. Es gibt, mit Ausnahme der On-the-fly-Programmierung, wenig zu überlegen und keinen Grund, sich der Tastatur anzupassen. Die wohl verteilten Rollen von Meister und Diener zeichnen in diesem Segment ein gutes Produkt aus.

Es gibt auch zu kompakt

Ein paar weitere Worte müssen zur nur fast Feature-gleichen SK621 verloren werden. Sie erreicht laut Hersteller Laufzeiten von vier bis fünf Monaten durchgängigen Tippens ohne und etwa 14 Stunden mit aktivierter Hintergrundbeleuchtung, was sich im Test in etwa abseits Stoppuhr-genauer Messungen bestätigen lässt. Damit bleibt die Tastatur den USB-Ports ausreichend lange fern und eignet sich ihrer Kompaktheit angemessen für den mobilen Einsatz.

Das extrem kompakte Layout funktioniert gut, wenn es zur Nutzung passt. Sind F-Tasten und Co kaum in Gebrauch, sind die FN-Kombinationen nur selten nötig. Der Arbeitsfluss wird dann nicht beeinträchtigt. Ist das nicht der Fall, wird das Arbeiten ruppiger, bis eine Umstellung auf die neuen Möglichkeiten erfolgt – was auch eine Frage der Erwartungen und des Wollens bleibt.

Im normalen Gebrauch und selbst beim Schreiben, Scrollen und klassischen Arbeiten war eine Gewöhnung unumgänglich, aber schnell genug möglich. Es brauchte nur einige Tage, bis neue Tastengriffe verinnerlicht und weit genug ins Unterbewusste gerückt waren. Zwangsläufig vermisst werden müssen die gesparten Tasten dabei nicht. Eine obligatorische Ausnahme dieser Regel muss es jedoch geben: Die rechte Shift-Taste wurde zugunsten einer Pfeiltaste halbiert. Sie leistete gegen Adaptionsversuche einen hartnäckigen Widerstand und blieb bis in die Gegenwart ein Störfaktor, der regelmäßig lästige Textfehler produziert. Im reinen Spielebetrieb ist eine solche Eigenheit jedoch bedeutungslos.

Der Gewinn an Ergonomie durch das kompakte Layout fällt dabei nicht mehr ganz so groß aus wie beim Sprung vom Fullsize- auf das Tenkeyless-Format. Schon ohne Nummernblock rücken die Hände angenehm zusammen. Ob sich der Sprung auf die Zwergengröße lohnt, ist deshalb eine Einzelfallentscheidung, die vor allem davon abhängt, wie sehr sich die Layoutkompromisse bemerkbar machen.

Fazit

Sowohl die SK630 als auch die SK621 sorgen im Low-Profile- und Kompaktsegment für frischen Wind und schaffen endlich eine Alternative zur bislang einzig echten Empfehlung. Mit dem kompaktesten Modell der Serie besetzt Cooler Master sogar eine Lücke: Ausschließlich kabelgebundene Tastaturen dieses Formats kosten mit normalen MX-Tastern fast genauso viel. Damit ist die SK621 ein solides Produkt zum guten Preis.

Um statt zur Sharkoon PureWriter RGB zur Offerte von Cooler Master zu greifen, ist jedoch eine große Geldbörse Voraussetzung. Bessere Ausleuchtung, Konfigurierbarkeit, Software und dezente Servilität, die von einem rundum durchdachten Produkt zeugen, kosten Pi mal Daumen einen Aufpreis in Höhe von 100 Prozent sowie etwas höhere Tasten.

Cooler Master SK630 und SK621
Cooler Master SK630 und SK621

Bei der SK630 und in Verlängerung der im Prinzip gleichen SK650 braucht es deshalb noch etwas Kleingedrucktes: Gut genug, um doppelt so teuer sein zu dürfen, sind sie rein rational nicht. Es fehlt etwa die Zugkraft von PBT-Tastenkappen. Ihnen bleibt der Status als Luxusprodukt ohne echte Schwächen.

Ein Kauf muss emotional gerechtfertigt werden, etwa durch das Bewusstsein, ein ausgiebig durchdachtes Produkt als Ergebnis sorgfältiger Entwicklungsprozesse zu kaufen. Oder eines, dessen Design erwachsener oder eleganter wirken mag. Im Allgemeinen werden die sogar flacheren PureWriter-Tastaturen die üblichen Anforderungen an eine Tastatur vernünftig(er) erfüllen.

Cooler Master SK630
Produktgruppe Tastaturen, 08.05.2019
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    ++
  • Ausstattung & Extras
    +
  • Software
    ++
  • USB-Type-C-Anschluss
  • Flache und kompakte Bauform
  • Ergonomisches Layout
  • Hervorragende Software & Konfigurationsoptionen
  • ABS-Tastenkappen
  • Lichtleiste zu dunkel
  • Flach, aber nicht am flachsten
Cooler Master SK621
Produktgruppe Tastaturen, 08.05.2019
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    ++
  • Ausstattung & Extras
    ++
  • Software
    ++
  • Betrieb per Bluetooth und Type-C-Kabel mit solider Laufzeit
  • Flache und kompakte Bauform
  • Ergonomisches Layout
  • Hervorragende Software & Konfigurationsoptionen
  • ABS-Tastenkappen
  • Lichtleiste zu dunkel
  • Flach, aber nicht am flachsten

ComputerBase hat die SK621 und die SK630 leihweise von Cooler Master zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Für die SK621 bestand ein NDA, die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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