Mad Catz R.A.T. Pro X3 Supreme im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

 2/3
Fabian Vecellio del Monego
118 Kommentare

Die R.A.T. Pro X3 Supreme verfügt über einen Mikrocontroller und einen großen internen Speicher für bis zu zehn Profile. Die Latenz beträgt bei der ab Werk konfigurierten USB-Abfragerate von 1.000 Hertz eine Millisekunde. Es werden zudem die gewohnten niedrigeren Polling-Raten unterstützt, die Latenz steigt entsprechend reziprok proportional. Eine Besonderheit ist aber die optionale Unterstützung von 2.000 oder 3.000 Hertz, die eine Latenz von 0,5 ms respektive ca. 0,3 ms suggerieren. Eingestellt werden kann die hohe Frequenz per Software; ab Werk ist sie nicht aktiv.

Gute Sensorik wird mit 3.000 Hertz katastrophal

Wie zahlreiche weitere Mäuse setzt die X3 Supreme auf PixArts PMW-3389, der wiederum ein Derivat des altbekannten PMW-3360 darstellt. Dementsprechend uninteressant ist die Sensorik beim ordnungsgemäßen Betrieb mit 1.000 Hertz: Der optische Sensor leistet in Mad Catz' Maus wie erwartet gute Arbeit, sofern er im Rahmen der eigentlich angedachten Spezifikationen betrieben wird.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PMW-3389 PixArt PMW-3399 Logitech Hero 16K
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 cpi 200–12.000 cpi 100–16.000 cpi 100–20.000 cpi 100–16.000 cpi
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Zwar fallen die gemessenen Counts nicht ganz so gleichmäßig aus wie bei den meisten Konkurrenzprodukten, die Streuung hält sich aber in Grenzen und ist im Rahmen menschlicher Wahrnehmung nicht spürbar. Erst, wenn die auf X- und Y-Achse gemessenen Count-Veränderungen in Relation zur Zeit in Millisekunden gesetzt werden, wird deutlich, dass die kabelgebundene Mad-Catz-Maus bereits auf den ersten Blick sichtbar hinter der Leistung von Razers Viper Ultimate bleibt, die wohlgemerkt kabellos arbeitet. Deren Graphen sind wiederum bei 1.000 Hertz so gleichmäßig wie die 125-Hertz-Messungen der X3 Supreme – ein Umstand, der auf dem Papier interessant, in der Realität aber vernachlässigbar ist.

Von einer Verwendung niedrigerer Abfrageraten sei an dieser Stelle überdies nachdrücklich abgeraten: Auch die R.A.T. Pro X3 Supreme ist – wie jede andere moderne Gaming-Maus – bei 1.000 Hertz klar überlegen. Zwar ist der Graph bei niedriger Abfragerate durchaus gleichmäßiger, die achtmal höhere Latenz bringt aber maßgebliche Nachteile in Bezug auf Reaktionsvermögen und Vorhersehbarkeit der Mauszeigerbewegungen.

Zickzacklinie schreckt ab

Im Umkehrschluss müsste eine niedrigere Latenz doch potentiell spürbare Vorteil bringen, oder? In der Theorie schon. Insbesondere in Shootern können 2.000 oder gar 3.000 Hertz einen echten Mehrwert bieten, wenn andere Parameter bereits vollends optimiert wurden. Doch die Praxis im Fall der X3 Supreme weicht davon deutlich ab: Die Leistung bei 2.000 oder 3.000 Hertz ist nicht nur nicht besser als bei 1.000 Hertz, sie ist sogar schlechter – und zwar immens. Die nachfolgenden Graphen sehen nicht nur auf den ersten Blick unschön aus, sondern sind es auch.

Die von der X3 Supreme bei 3.000 Hertz an den PC übermittelten Counts, also die gemessenen Vektoren der vollführten Mausbewegungen, springen regelrecht hin und her, obwohl sie im Idealfall zwei divergierende Sinusfunktionen darstellen, wobei die maximalen Amplituden des ersten Graphen bei den Wendepunkten des zweiten erreicht werden sollten. Die gemessenen Counts fügen sich jedoch zu einer sehr unregelmäßigen Zickzacklinie zusammen, die erst nach Glättung und Mittelung eine Sinuskurve ergeben würde. Dieses zunächst merkwürdig erscheinende Verhalten lässt sich einfach erklären, wenn die Sensorik-Tests der Dark Core RGB Pro SE zurate gezogen werden. Corsair versprach mit dieser Maus 2.000 Hertz, bewerkstelligte dies jedoch mit zwei 1.000-Hertz-Signalen.

Dreimal 1.000 Hertz ergeben ein Sensorik-Chaos

Diese beiden Signale waren zwar in sich stabil, sodass pro USB-Endpunkt tatsächlich jede Mikrosekunde neue Daten eintrafen. Untereinander waren die beiden Datenströme aber nicht synchronisiert. So verhielt es sich, dass die Daten des zweiten Signals stets rund 50 bis 150 µs nach denen des ersten eintrafen, sodass die Latenz alternierend rund 0,1 beziehungsweise 0,9 ms betrug. Im Durchschnitt sind das freilich 0,5 ms, doch die mit dieser Rundung suggerierte direktere Signalverarbeitung ist in der Praxis schlichtweg nicht gegeben. Im Fall der Dark Core lag ComputerBase eine offizielle Bestätigung dieses Vorgehens seitens Corsair vor. Bei der Mad-Catz-Maus ist dem nicht so – die Messdaten lassen aber keine andere Diagnose zu.

Bei Betrachtung der Intervallgraphen, die die Dauer des letzten Signaleingangs von Maus zu PC in Relation zur Zeit in Milliskeunden setzen, zeigt sich nämlich ein identisches Bild – hier dargestellt durch die Messungen bei 125, 1.000 und schließlich 3.000 Hertz. Während die ersten beiden Abfrageraten eine weitestgehend stabile Verbindung erlauben, zeigt sich bei der als direkter, latenzfreier und schlichtweg besser beworbenen Frequenz von 3.000 Hertz ein anderes Bild: Auf ein Count-Update folgt nach nur rund 50 µs das zweite und nach weiteren rund 50 µs das dritte, woraufhin eine Pause von folglich rund 900 µs folgt. Dieses Verhalten wurde an mehreren PCs verfiziert und bleibt – mehr oder minder – konstant.

Native 1.000 Hertz schlagen abermals Pfuscherei

Bei 1.000 Hertz entfallen diese beiden verzögerten Count-Updates, die Pause dauert also permanent rund 1 ms. Doch was bedeutet das letztendlich für die praktische Anwendung in Spielen? Letztendlich, dass native 1.000 Hertz gegenüber Mad Catz' 2.000- oder 3.000-Hertz-Frankensteinkonstrukt stets die bessere Alternative darstellen: Bei der bewährten Frequenz ist das Signal in jedem Fall stabiler und unter Umständen auch im Durchschnitt nicht weniger aktuell. Bei 3.000 Hertz liegt zwar im Mittel tatsächlich eine Latenz von nur rund 0,3 ms an, die Mauszeigerbewegungen werden aber weniger vorhersehbar, in der Praxis kaum aktueller und im schlimmsten Fall ruckartig übersteuernd.

Unintuitive Software mit zweckmäßigen Funktionen

Auch wenn Nutzer der X3 Supreme zum Betrieb keine Treiber benötigen, kann es sich dennoch lohnen, zusätzliche Software zu installieren. Mad Catz bietet ein eigenes Programm an, um beispielsweise die Sensorauflösung oder Tastenbelegung der Maus nach eigenem Belieben zu konfigurieren. Der Download ist über die Website des Herstellers möglich.

Schwer zugänglich, aber funktional

Mad Catz' Software kann hinsichtlich Optik, Bedienbarkeit und Benutzerfreundlichkeit bei weitem nicht mit den aktuellen Software-Pendants von beispielsweise Logitech oder Razer mithalten und verpasst auch die pragmatische Einfachheit der Glorious- oder Endgame-Gear-Programme. Sie bietet aber hinter einem teils unzugänglichen und unnötig komplizierten Aufbau nahezu all jene Funktionen, die von einer Gaming-Maus erwartet werden können. Lediglich eine Sekundärbelegung der Tasten ist nicht möglich, ansonsten lassen sich letztere umfangreich anpassen. Auch die Sensorik kann umfassend adjustiert werden.

Positiv hervorheben lässt sich dabei der sehr potente interne Speicher der R.A.T. Pro X3 Supreme: Mit voller Unterstützung für zehn Profile glänzt die Maus in der Software-losen Verwendung. Theoretisch kann das Eingabegerät einmal eingerichtet und die Software anschließend deinstalliert werden, womit auch der unzeitgemäße Aufbau nicht mehr stört.

Verarbeitung unterbietet das Preisniveau

Die Verarbeitungsqualität der X3 Supreme schwankt von Zentimeter zu Zentimeter. Einerseits ist ein Magnesiumskelett denkbar stabil und auch das häufig verwendete, als Metall getarnte Hartplastik überzeugt, wenngleich die Lackierung an uneinsehbaren Stellen nicht immer gleichmäßig ist und die Spaltmaße ebenfalls nicht vollends akkurat ausfallen. Bedenklich sind aber zahlreiche deutlich biegsame Kunststoffplatten und die bereits erwähnten, teils miserablen Tastenabdeckungen, die einem Preis jenseits der 200 Euro keineswegs gerecht werden.

Darüber hinaus mindern leicht verkratzende Glanz-Oberflächen, zahlreiche Ritzen und Vertiefungen und letzten Endes auch die durch die hohe Modularität entstehenden Anschlüsse potentiell die Lebensdauer der Maus.