MBBF: Huawei skizziert 5.5G als nächsten Schritt

Nicolas La Rocco
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MBBF: Huawei skizziert 5.5G als nächsten Schritt
Bild: Huawei

Der Netzausrüster Huawei bereitet für sich für den nächsten Schritt aktueller 5G-Netze vor und skizziert mit 5.5G bereits eine um neue technische Fähigkeiten erweiterte Evolution des aktuellen Standards. Für 5G definierte Standards der ITU sollen um weitere in Bereichen wie Uplink, Bandbreite, Latenz und Ortung ergänzt werden.

Huawei geht davon aus, dass 5G über die kommenden zehn Jahre der vorrangige Mobilfunkstandard sein wird und voraussichtlich bis 2040 von den Netzanbietern betrieben werde. Es würden üblicherweise zehn Jahre vergehen, bevor ein neuer Mobilfunkstandard eingeführt wird. Innerhalb einer Generation seien dennoch Evolutionsstufen notwendig, um das Potenzial einer Technologie auszuschöpfen.

Diese Evolutionsstufe definierte Huaweis Executive Director David Wang zur Hausmesse MBBF (Mobile Broadband Forum) als 5.5G und will dabei bestehende Standards, die bereits für 5G definiert wurden, um weitere ergänzen. Bisher umfasst 5G vor allem eMBB (enhanced Mobile Broadband), mMTC (massive Machine Type Communications) und URLLC (Ultra Reliable and Low Latency Communications). In der Praxis deutscher Konsumenten spielt vor allem eMBB eine wichtige Rolle, da es sich hierbei um den erweiterten Datenkanal mit Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s im High-Band handelt.

Huawei zufolge müsse 5.5G neue Szenarien ermöglichen, die der Netzausrüster an drei Punkten festmacht. UCBC (Uplink Centric Broadband Communication) soll die Uplink-Bandbreite um den Faktor zehn erhöhen. Davon profitieren soll vor allem die Industrie, wo Fertiger 5G für Machine-Vision und IoT verwenden. Der Fokus mehr auf den Uplink soll aber auch Endverbrauchern auf dem Smartphone zugutekommen. RTBC (Real Time Broadband Communication) soll die verfügbare Bandbreite auch im Downlink um den Faktor zehn erhöhen, eine vorgegebene Latenz und zugesicherte Zuverlässigkeit bieten. HCS (Harmonized Communication and Sensing) sieht vor, dass bei Massive-MIMO-Antennen Beam-Scanning für die Lokalisierung genutzt wird. Das Feature könne für autonome Autos und Drohnen, aber auch für die Indoor-Navigation von Vorteil sein.

Höhere Geschwindigkeit, niedrigere Latenz

Die durchschnittliche Geschwindigkeit müsse von derzeit 120 Mbit/s auf 2 Gbit/s steigen, um etwa statt 4K irgendwann auch 16K übertragen zu können. Auch bei AR- und VR-Anwendungen sieht Huawei den Bedarf für höhere Geschwindigkeiten. Im Bereich der Latenz will das Unternehmen von aktuell 20 ms auf nur noch 5 ms kommen.

100 Milliarden 5G-Verbindungen erwartet

Huawei geht davon aus, dass über 5G bis zum Jahr 2030 mehr als 100 Milliarden Verbindungen abgewickelt werden. Damit dieser Bedarf befriedigt werden könne, müsse deutlich mehr Spektrum im Bereich unterhalb 100 GHz zur Verfügung stehen. Downlink und Uplink müssten zudem vollständig entkoppelt werden und die Carrier Aggregation ganzer Bänder, also die parallele Nutzung mehrerer Frequenzblöcke über mehrere Bänder für eine höhere Bandbreite und Geschwindigkeit, müsse je nach Bedarf zur Verfügung gestellt werden. Die steigende Komplexität im Netz will Huawei vollständig über KI steuern.

Der Netzausrüster schlägt vor, dass im ersten Schritt nun die Interessenvertreter der Industrie innerhalb der 3GPP ein Rahmenkonzept für 5.5G entwickeln. Das Ökosystem für 5.5G müsse von der Industrie gemeinsam voran gebracht und das Sub-100-GHz-Spektrum bestmöglich genutzt werden. Außerdem rät Huawei dazu, 5G schon jetzt für mehr Anwendungsfälle zu nutzen, um die digitale Transformation zu beschleunigen.