Roccat Burst Core & Pro im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

 2/3
Fabian Vecellio del Monego
41 Kommentare

Burst Core und Burst Pro gemein sind der interne ARM-Prozessor und die maximale USB-Abfragerate von 1.000 Hertz. Die minimale Latenz beträgt dementsprechend eine Millisekunde, wobei eine mögliche Herabsetzung der Polling-Rate auf 500, 250 oder 125 Hertz die Verzögerung reziprok proportional steigen lässt. In beiden Eingabegeräten findet sich zudem ein interner Speicher mit Platz für bis zu fünf Profile.

PixArt-Sensorik in gut und sehr gut

Unterschiedlich gestaltet sich indes die Wahl des Sensors: Wie schon zuvor bei Kain 100 und Kain 120 verbaut Roccat zwei unterschiedliche PixArt-Modelle, und zwar den PMW-3331 in der Burst Core und den PMW-3381 in der Burst Pro. Bei letzterem handelt es sich um Roccats Adaption des geläufigeren und nach wie vor erstklassigen PMW-3389, wobei letztlich keine Unterschiede zwischen den beiden Sensoren feststellbar sind. Schon der Nomenklatur nach wird allerdings deutlich, dass der PMW-3331 unterlegen ist. Die niedrigere Auflösung ist dabei allerdings – wie immer – kaum bis gar nicht relevant. Ausschlaggebend sind hingegen zumindest in der Theorie die Vorteile bei der maximal messbaren Geschwindigkeit und Beschleunigung.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PMW-3381 PixArt PMW-3399 Logitech Hero 16K
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 cpi 200–12.000 cpi 100–16.000 cpi 100–20.000 cpi 100–16.000 cpi
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,3 mm ~ 1 mm

Und diese theoretischen Unterschiede sind in der Praxis auch messbar, fallen allerdings – erwartungsgemäß und abermals – so gering aus, dass im Rahmen menschlicher Wahrnehmung nicht von einem Vorteil des PMW-3381 ausgegangen werden kann. Einen Wermutstropfen gibt es jedoch: Wie so häufig macht sich der kleinere PixArt-Sensor durch eine höhere Lift-off-Distance bemerkbar. Das bedeutet, dass die Burst Core beim Anheben länger Bewegungen wahrnimmt als die Burst Pro. Konkret liegen die gemessenen Werte bei rund 2,8 zu 1,3 mm. Eine niedrige Lift-off-Distance ist besonders wichtig, wenn aufgrund geringer Sensorempfindlichkeiten weit ausufernde Bewegungen notwendig werden und die Maus entsprechend häufig angehoben und versetzt werden muss.

Genau das ist jedoch bei für den Fingertip- respektive Claw-Grip ausgelegten Shooter-Mäusen oftmals gang und gäbe, lautet die Empfehlung doch nach wie vor, zum präziseren Zielen auf niedrigere Empfindlichkeiten zurückzugreifen. Und so sind zwar hinsichtlich der Präzision keinerlei Unterschiede spürbar, wohl aber in der Gaming-Praxis: Während die niedrige Lift-off-Distance der Burst Pro keine Probleme bereitet, kommt es mit der Burst Core – je nach Spielstil – gelegentlich oder auch häufiger vor, dass der Mauszeiger respektive das Fadenkreuz beim Umsetzen der Maus ungewollt verrutscht. In manchen Fällen nur marginal, in anderen ruckartig und weitreichend.

Entsprechend gilt wie schon bei der Sensorik der beiden Kain-Mäuse, dass die Sensorik einer Maus mit PMW-3389-Derviat der eines Modells mit PMW-333x aufgrund der niedrigeren Lift-off-Distance überlegen ist. Abseits des erwähnten Anwendungsfeldes spielt das zwar keine größere Rolle, entsprechende Spieler sollten sich des Defizits jedoch bewusst sein und in Betracht ziehen, zur teureren Variante zu greifen.

Roccat Swarm bietet viel Spielraum

Auch wenn Nutzer der Burst Core oder der Burst Pro zum Betrieb keine Treiber benötigen, kann es sich dennoch lohnen, zusätzliche Software zu installieren. Roccat bietet ein eigenes Programm an, um beispielsweise die Sensorauflösung oder Tastenbelegung der Maus nach eigenem Belieben zu konfigurieren. Der Download ist über die Website des Herstellers möglich.

Umfangreiche Software ist manchmal kompliziert

Hinsichtlich der Vielfalt an Optionen und Konfigurationsmöglichkeiten zeigt sich Roccats Swarm-Software vorbildlich: Sowohl die Sensorik als auch die Tasten lassen sich umfangreich kalibrieren und belegen. Im Falle letzterer ist dabei nicht nur eine vollständige Programmierbarkeit, sondern auch die Möglichkeit einer Sekundärbelegung gegeben, wofür der Nutzer eine Taste seiner Wahl als Shift-Taste festlegen muss. Und neben zahlreichen vordefinierten Tastenbelegungen für Windows oder Spiele findet sich auch ein Makro-Editor.

Die Nutzung der letztgenannten beiden Funktionen gestaltet sich jedoch oftmals umständlicher als nötig. Da sie im besten Fall aber nur einmal verwendet werden müssen, ist das nicht weiter tragisch. Gespeichert werden die Einstellungen auf bis zu fünf Profilen, die sich manuell oder im Zuge des Starts eines Spiels aufrufen lassen.

Selbstredend lässt sich die Beleuchtung beider Burst-Mäuse ebenfalls konfigurieren, bei der Burst Pro auch in den besagten zwei Zonen. Es finden sich als vordefinierte Modi eine RGB-Welle sowie „Atmend“, „Herzschlag“ und „Blinken“. Alternativ lassen sich statische Farben oder Farbschemata auswählen. Darüber hinaus bietet Roccat mit Aimo eine reaktive und über mehrere Geräte hinweg synchronisierte Beleuchtung an, die sich „intelligent“, „dynamisch“ und „nuanciert“ an die „Bedürfnisse des Nutzers“ anpasse und seinem Spielstil folge. In der Praxis präsentierte sich Aimo jedoch recht banal als randomisierter RGB-Farbverlauf.

Nahezu vollständige Funktionalität bei beendeter Software

Standardmäßig minimiert sich Swarm beim Schließen in die Taskleiste und will im Zuge des Windows-Starts mitladen. Das ist aber einerseits deaktivierbar und andererseits gar nicht notwendig, denn die vollständige Funktionalität beider Mäuse ist auch ohne aktive Software gegeben. Ein laufendes Programm im Hintergrund bietet lediglich den – mit Verlaub ambivalenten – Mehrwert einer gesprochenen Mitteilung über erfolgte Auflösungs- oder Profilwechsel.

Verarbeitung ohne Auffälligkeiten

Hinsichtlich der Verarbeitung können sowohl Burst Core als auch Burst Pro überzeugen. Es finden sich zwar kleinste Kritikpunkte, darunter beispielsweise ein leises Klackern des Mausrads beim Schütteln der Maus, doch insgesamt machen beide Eingabegeräte einen klar positiven Eindruck: Die Spaltmaße sind durchweg akkurat und eindellen lassen sich die Gehäuse nirgends, wenngleich bei hohem Druck auf die Unterseite ein Knarzen zu vernehmen ist. Es sei derweil angemerkt, dass die raue Textur der Seiten potentiell anfälliger für Abrieb oder Abnutzungserscheinungen ist, als es eine plane Oberfläche wäre. Das Material hinterlässt zwar einen guten Eindruck, doch hier lässt sich erst nach Jahren ein endgültiges Urteil fällen.