Snapdragon-Smartphone im Test: Wi-Fi 6E, 5G mmWave und unfertige Software

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Nicolas La Rocco
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Abseits von CPU- und GPU-Leistung ist ein wichtiger Aspekt des Snapdragon 888 das integrierte Snapdragon-X60-Modem für alle Mobilfunkstandards vom aktuellen 5G bis zum alten 2G. Das SFSI weicht beim Thema 5G insofern von allen anderen am deutschen Markt erhältlichen Smartphones ab, als dass 5G mit einer besonders hohen Anzahl von Frequenzen und auch über das hierzulande noch nicht für Endkunden zugängliche mmWave-Spektrum unterstützt wird.

Aktuell ist es noch so, dass viele international und vor allem in den USA aktive Smartphone-Hersteller, allen voran Apple und Samsung, in den Vereinigten Staaten Smartphones auf den Markt bringen, die für das Sub-6-Spektrum unterhalb von 6 GHz und für das Millimeterwellenspektrum (mmWave) bei 26 GHz und aufwärts ausgelegt sind. mmWave ermöglicht mit mehreren hundert MHz breiten Frequenzblöcken Geschwindigkeiten von mehreren Gigabit/s, wenngleich das Ganze nur auf kurze Distanz und optimalerweise mit geringer Verdeckung funktioniert. Dicht besiedelte Hotspots in Städten oder Stadien und andere Event-Locations lassen sich hierüber mit viel Bandbreite für viele Anwender abdecken. Das Netz muss dicht mit Antennen versorgt werden und ist entsprechend teuer im Aufbau.

In den USA war Verizon Wireless mit „UWB“ Vorreiter bei mmWave und bietet es dort auf den Bändern n260 und n261 bei 37 bis 40 GHz respektive 27,5 bis 28,35 GHz an. Mittlerweile sind aber auch AT&T und T-Mobile bei n260/n261 mit von der Partie. Parallel dazu betreiben alle großen US-Anbieter 5G-Netze auch im Sub-6-Spektrum sowie im Mid- und Low-Band, um Flächen außerhalb von Großstädten abzudecken.

mmWave auch für deutsche Käufer

Weil Qualcomm vom SFSI nur eine SKU anbietet, kommt auch das hierzulande angebotene Modell in den Genuss von mmWave und das nicht nur für den Einsatz im Ausland, sondern künftig potenziell auch hierzulande. Europäische und auch deutsche Netzbetreiber testen aktuell den Einsatz von mmWave und bei der Bundesnetzagentur lassen sich Anträge für das Spektrum bei 26 GHz auf Band n258 stellen. Das SFSI ist mit der mmWave-Unterstützung auf den Bändern n257, n258, n260 und n261 für einen späteren Ausbau deutscher 5G-Netze gewappnet. In Gänze unterstützt das Smartphone folgende Mobilfunkstandards.

  • Standards: GSM/GPRS/EDGE, WCDMA/HSPA+/DC-HSPA, FDD-LTE, TD-LTE, 5G Sub 6 SA/NSA, 5G mmWave
  • 5G Sub 6 NR: n1, n2, n3, n5, n7, n8, n11, n12, n13, n14, n18, n20, n21, n25, n26, n28, n30, n38, n40, n41, n42, n43, n46, n48, n66, n71, n77, n78, n79
  • 5G mmWave: n257, n258, n260, n261
  • FDD-LTE: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 11, 12, 13, 14, 17, 18, 19, 20, 21, 25, 26, 28, 29, 30, 32, 66, 71
  • TD-LTE: 34, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 46, 48
  • WCDMA: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 19
  • EDGE/GPRS/GSM: 850, 800, 1.800, 1.900 MHz

Wi-Fi 6E mit 480 MHz in Europa

Das Thema Konnektivität setzt sich im Bereich WLAN fort, wo mit Wi-Fi 6E samt 2×2 MIMO der neueste Standard über die eigene FastConnnect-6900-Plattform für bis zu 3,6 Gbit/s an Bord ist, bei dem sich jüngst auch die Europäische Kommission auf ein mit 480 MHz reduziertes Spektrum geeinigt hat. ComputerBase konnte das SFSI bislang lediglich über Wi-Fi 5 in Verbindung mit einer Fritz!Box 7590 nutzen, wo sich keinerlei Auffälligkeiten bei Verbindungsaufbau und Datenübertragung zeigten.

Während Clients mit Wi-Fi 6E zuletzt immer häufiger im High-End-Segment anzutreffen sind, sieht es bei den WLAN-Routern noch schlecht in puncto Verfügbarkeit aus. Bei Asus soll irgendwann der bereits zur IFA 2020 gezeigte ROG Rapture GT-AXE11000 anstehen und bei Netgear ist der RAXE500 in Vorbereitung, wenngleich für Europa noch keine Informationen genannt wurden. In den USA kostet der Router rund 600 US-Dollar vor Steuern. Linksys will zudem den Hydra Pro 6E mit Qualcomm-SoC auf den Markt bringen.

Snapdragon Sound war noch nicht fertig

Mittels FastConnect 6900 wird auch Bluetooth 5.2 zur Verfügung gestellt, das für Qualcomm Snapdragon Sound (QSS) ausgelegt ist. Hinter QSS verbirgt sich ein Zusammenspiel verschiedener Chipsätze des Unternehmens, die aufeinander abgestimmt wurden, um Verbesserungen im Bereich Audio etwa bei Qualität, Stabilität der Verbindung, Latenz und Energieeffizienz zu erzielen. Unterstützt wird zum Beispiel die kabellose Übertragung von 24-Bit-Audio mit 96 kHz samt dem Codec aptX Adaptive.

Das Ganze hat allerdings noch den Haken, dass bislang nicht alle Features von Snapdragon Sound unterstützt werden. Den Test dieser Funktionen hatte ComputerBase ohnehin als eigenständigen Artikel geplant, in dessen Rahmen auch die beigelegten Kopfhörer von Master & Dynamic getestet werden sollten. Den Vorgänger in der Variante MW07 Plus Lamborghini hatte die Redaktion im April im Test. Bei den dem Testgerät des SFSI beigelegten MW08SI handelt es sich laut Aussage von Qualcomm allerdings noch um ein Vorserienmodell, das die Super-Breitband-Sprachübertragung und den High-Definition-Sound nicht unterstützt. Hier gilt es noch abzuwarten, inwiefern diese Features für den geplanten Test per Firmware-Update nachgereicht werden können oder ob es neuer Kopfhörer bedarf. Das Produkt für Endkunden wird diese Einschränkung nach aktuellem Stand nicht haben.

Kamera-Software noch nicht final

Noch nicht ganz fertig ist laut aktueller Aussage auch die Abstimmung der Kamera, auf die auf der nächsten Seite eingegangen wird. Wie Qualcomm erklärt, habe das SFSI im DXOMARK einen Wert von 132 Punkten erreicht und würde sich damit den aktuell sechsten Platz mit dem Huawei P40 Pro (Test) teilen. Davor liegen Xiaomi Mi 10 Ultra, Huawei Mate 40 Pro, Huawei Mate 40 Pro+, Xiaomi Mi 11 Ultra und Huawei P50 Pro.

Weil all diese Smartphones nicht in den USA verfügbar sind, erklärt Qualcomm, unter den in den USA von den drei großen Netzbetreibern angebotenen Smartphones würde man auf Platz 1 im DXOMARK liegen – vor Geräten wie iPhone 12 Pro Max, OnePlus 9 Pro und Galaxy S21 Ultra. Das Problem ist nur: Zum einen rechnet sich Qualcomm damit die Platzierung schön, denn auch das SFSI gibt es nicht bei den US-Netzbetreibern zu kaufen, und zum anderen gibt es die Firmware, die für den DXOMARK genutzt wurde, bislang weder für Endkunden noch für die vorab testende Presse. Das entsprechende Update, mit dem die Wertung im DXOMARK erreicht wurde, soll später im August ausgerollt werden. Ein genaues Datum für das OTA-Upgrade gibt es bislang aber nicht. ComputerBase hat das SFSI mit der Firmware WW_18.1030.2106.82 getestet und zeigt auf der nachfolgenden Seite dennoch Eindrücke zur Kamera und zu den Akkumesswerten.

Letzten Freitag hat sich Qualcomm mit einem Changelog für Firmware „MR1.6“ bei der Redaktion gemeldet, die „später diesen Monat“ ausgeliefert werden soll. Mit dem OTA-Update soll sich die Wertung im DXOMARK um einen Punkt auf dann 133 Punkte verbessern. Das Update bringt folgende Veränderungen mit:

  • Verbessert wurden der Autofokus, das Bildrauschen sowie die Qualität der Nachtaufnahmen
  • Neuer Modus „Video Super Resolution“
  • Neuer Modus für höchste Auflösung, um die Leistung bei Schnappschüssen zu verbessern
  • Kaskadierte Rauschunterdrückung im Videomodus für verbesserte Videoaufnahmen
  • Optimiert wurden Funktionen für Ultraweit/Tele-HDR, Schwachlicht- und Nachtmodus, Multibild-Rauschunterdrückung und HDR-Schnappschuss. Bei der Ultraweitwinkelkamera wird HDR im Sucher besser dargestellt.