Nikon Z9: Spiegelloses Spitzenmodell mit 8K-Video für 6.000 Euro

Jan Wichmann
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Nikon Z9: Spiegelloses Spitzenmodell mit 8K-Video für 6.000 Euro
Bild: Nikon

Nachdem Canon mit der EOS R3 vorpreschte, stellt nun auch Nikon sein spiegelloses Spitzenmodell im Format der „alten Einstelligen“ vor. Die Nikon Z9 bietet eine 8K-Videofunktion, eine Serienbildgeschwindigkeit von bis 120 Bildern pro Sekunde und soll hinsichtlich des Autofokus vor allem den Profibereich abdecken.

Bolide für Foto und Video

Die zuvor geleakten Gerüchte bewahrheiten sich vollumfänglich. Die Nikon Z9 setzt auf einen mehrschichtigen CMOS-Sensor mit einer Auflösung von 45,7 Megapixeln. Zur Vorstellung wird jedoch nicht erwähnt, ob dieser aus eigener Entwicklung stammt oder zugekauft wird. In leicht beschnittener Weise käme hier beispielsweise der Sensor der im Frühjahr vorgestellten Sony Alpha 1 in Frage. Denkbar wäre auch die Verwendung des Sensors der Nikon Z7 II, der ebenfalls mit 45,7 Megapixeln auflöst und von Sony stammt. Wie schon beim Spiegel-Bruder D6 hält sich Nikon auch bei der Z9 hinsichtlich der ISO-Lichtempfindlichkeit zurück. Diese beträgt 64 bis 25.600 und kann auf einen Wert von 32 bis 102.400 erweitert werden. Mit an Bord ist natürlich auch weiterhin der 5-Achsen-Bildstabilisator, der bis zu sechs Blendenstufen ausgleichen soll.

Augenmerk auf Fokus und Schnelligkeit

Besonderes Augenmerk legt die Nikon Z9 auf den Fokus und die Serienbildgeschwindigkeit. Der hybride Autofokus arbeitet mit 493 Messfeldern, von denen 405 vollautomatisch messen. Letzteres sind fünfmal mehr als bei der Z7 II. Mit Hilfe von Deep-Learning-KI sollen Objekte noch besser erkannt und fokussiert werden. Der Fokus erkennt Personen, Tiere, Vögel, Flugzeuge, Autos und Motorräder. Bei voller Auflösung sind wie bei der Sony Alpha 1 Serienaufnahmen von 30 JPG- oder 20 RAW-Aufnahmen pro Sekunde möglich. Die Canon EOS R3 bietet mit 24,1 Megapixeln hingegen bis zu 30 RAW-Aufnahmen pro Sekunde. Bei reduzierter Auflösung auf 11 Megapixel kann die Nikon Z9 sogar bis zu 120 Bilder die Sekunde schießen. Anders als die bisherigen Z-Modelle bietet sie keinen mechanischen Verschluss mehr, sondern nutzt einzig den elektrischen Verschluss. Zur Bildverarbeitung kommt der neue Expeed-7-Bildprozessor zum Einsatz. Der Puffer soll in Zusammenarbeit mit den beiden CFexpress-Steckplätzen (Typ B) „unermüdlich“ sein und für über 1.000 Bilder ausreichen.

Videoaufnahmen für die Zukunft

Auch bei den Videoaufnahmen will Nikon auftrumpfen und so bietet die Z9 eine maximale Auflösung von 7.680 × 4.320 (8K) bei maximal 30 FPS. Die Erweiterung auf 60 FPS soll zu einem späteren Zeitpunkt via Update folgen. Zum Schutz vor Überhitzungen sind die 8K-Aufnahmen jedoch auf höchstens 125 Minuten begrenzt. In 4K sind Aufnahmen mit bis zu 120 FPS möglich.

Hellster Sucher und mit Klapp-Display

Beim Sucher setzt die Nikon Z9 mit 3,69 Mio. Pixeln nicht auf die höchste Auflösung. Mit gut 3.000 Nits sichert sich die Z9 aber die höchste Helligkeit im DSLM-Bereich. Mit der „Dual-Stream-Technologie“ soll die Übertragung an den Sucher zudem verzögerungsfrei ablaufen. Das Sensorsignal wird dafür verdoppelt, sodass der Signallauf zum Bildprozessor und zum Sucher getrennt verläuft. Die Suchervergrößerung liegt bei 0,80-fach und die Bildabdeckung bei 100 Prozent.

Vielerseits gewünscht, bietet die Z9 nun auch ein neig- und schwenkbares Display, sodass es in allen Aufnahmesituationen und in alle vier Achsen auf 90 Grad angewinkelt werden kann. Ein vollständiges Umklappen nach vorn ist jedoch nicht möglich. Der Bildschirm misst 3,2 Zoll und löst mit 2,1 Mio. Bildpunkten auf.

Body und Tasten

Gegenüber der Nikon D6 schrumpft die Z9 um etwa 20 Prozent und misst 149,5 × 149 × 90,5 mm. Auch beim Gewicht ist sie mit rund 1,34 kg etwas leichter. Das Gehäuse ist aus Magnesium gefertigt und gegen Staub sowie Wasser abgedichtet. Die Tastenanordnung lehnt sich an die bisherigen Z-Modelle an. Als Besonderheit sind die Tasten wie bei der D850, D5 und D6 beleuchtet. Hinsichtlich der Konnektivität werden internes GPS, Gigabit-RJ-45, 5-GHz-WLAN, Bluetooth 5.0, USB-C, HDMI-A und Mikrofon- sowie Kopfhöreranschlüsse geboten. Auch der von den Nikon-Spiegelreflexkameras bekannte 10-polige Anschluss für Zubehör und ein Blitzsynchronisationsanschluss sind verbaut. Ebenso ist ein Sensorschutz verbaut. Erledigte dies vormals der herunter geklappte Spiegel, lag der Spiegel bei den bisherigen Z-Modellen beim Objektivwechsel stets frei.

Beim Akku setzt die Z9 auf den neuen EN-EL 18d. Mittels separat erhältlichem Einsatz sind jedoch auch die bisherigen Modelle der EN-EL-18-Serie verwendbar.

Preislich auf dem Boden geblieben

Beim Preis bleibt die Nikon Z9 unter den Erwartungen. Mit einem Preis von 5.999 Euro liegt die Empfehlung 1.300 Euro unter der der Nikon D6. Sony ruft für das jüngste Spitzenmodell Alpha 1 indes 7.300 Euro auf. Bei der Canon EOS R3 sind es ebenfalls rund 6.000 Euro. Ab Dezember soll die Nikon Z9 den Handel erreichen.

Neue Z-Objektive und neuer Bajonettadapter

Mit der zweiten Version des FTZ-Adapters, der das Anflanschen von Nikon-F-Objektiven an das Z-Bajonett erlaubt, gestaltet Nikon den Adapter etwas schlanker. Neue Funktionen werden nicht geboten. Durch den Wegfall des Stativgewindes am Adapter soll vor allem in Verbindung mit einem Batteriegriff, der bei der Z9 bereits integriert ist, mehr Fingerfreiheit bei Hochformataufnahmen gewährleistet werden. Der FTZ II Adapter soll ab Mitte November für rund 290 Euro erhältlich Sein.

Mit dem NIKKOR Z 24–120 mm 1:4 S wird der Z-Objektivpark zudem um ein Reisezoomobjektiv ergänzt. Der Preis beläuft sich auf rund 1.250 Euro. Hinzu gesellt sich das NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S als Telezoomobjektiv zum Preis von rund 3.000 Euro. Außerdem präsentiert Nikon eine neue Timeline zu den Z-Objektiven, auf der neben großen Festbrennweiten mit 400 bis 800 Millimeter auch ein Zoomobjektiv mit 200-600 mm genannt wird. Zum aufgeführten NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S nennt Nikon bereits erste Informationen. So wird es beispielsweise mit einem eingebauten 1,4-fachen Telekonverter ausgestattet sein.