5G Standalone: Vodafone startet 5G SA bei 700 MHz und bald im ganzen Netz

Nicolas La Rocco
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5G Standalone: Vodafone startet 5G SA bei 700 MHz und bald im ganzen Netz
Bild: Vodafone

Vodafone legt beim Ausbau von 5G Standalone (5G SA) ohne LTE-Anker nach und verkündet die Verfügbarkeit auch bei 700 MHz an ersten Standorten. Insgesamt können jetzt rund 3.000 Antennen 5G SA mit reduzierter Latenz zur Verfügung stellen. Beim 5G-Ausbau allgemein sollen bis 2023 60 Millionen Menschen erreicht werden.

5G SA wird bei Vodafone seit April dieses Jahres angeboten. Der Standard unterscheidet sich vom bisher angebotenen 5G Non-Standalone (NSA) durch die Nutzung einer vollständigen 5G-Infrastruktur auch im Kernnetz, wo bisher noch LTE-Technik zum Einsatz kam. Bei 5G NSA wird der neuere Mobilfunkstandard nur im Antennennetz (Radio) genutzt, weshalb häufig von 5G NR (New Radio) die Rede ist.

5G SA kann Energieverbrauch reduzieren

Der Wechsel zu 5G SA bringt reduzierte Latenzen, einen geringeren Energieverbrauch und für Unternehmen das Network Slicing mit. Der Wechsel zu 5G SA soll die Latenz laut Vodafone von bislang 35 auf 15 bis bestenfalls 10 ms reduzieren. Davon profitieren sollen Apps mit Echtzeit-Inhalten oder etwa die Bereiche Gaming und Augmented Reality. Beim Energieverbrauch spricht Vodafone von einem Rückgang um 20 Prozent für das Smartphone, weil sich das Gerät nicht mehr in das 5G- und in das LTE-Netz einwählen muss. Bei 5G SA vergrößert sich die Reichweite der 5G-Antenne zudem um 20 Prozent, außerdem können pro Quadratkilometer bis zu eine Million und damit zehn Mal mehr Menschen und Maschinen gleichzeitig vernetzt werden.

Telefonieren über 5G noch kein Thema

Der reduzierte Verbrauch bezieht sich auf den Gesamtverbrauch des Smartphones, anteilig reduziert sich aber nur der Verbrauch bei der Datenübertragung. Das Telefonieren über 5G, analog zu VoLTE hier VoNR (Voice over New Radio) genannt, wird noch nicht von Vodafone angeboten. Wird eingebucht im 5G-SA-Netz ein Telefonat gestartet, findet ein Legacy-Fallback auf 4G für VoLTE statt, der innerhalb von Mikrosekunden erfolgen soll. Beim theoretischen Anwendungsfall des Telefonierens über LTE und der parallelen Datenübertragung über 5G im Hintergrund ist man demnach wieder in beide Netze eingebucht und der Vorteil des Energieverbrauchs besteht nicht mehr. Praktisch dürfte das aber eher eine Ausnahme sein.

3.000 Antennen sind bereit für Standalone

Auf den Start im April mit 1.000 Antennen für das High-Band bei 3,5 GHz und einem ersten neuen Rechenzentrum für 5G SA in Frankfurt am Main folgt heute die Bekanntgabe des nächsten Zwischenziels mit 3.000 Antennen. Davon entfallen 1.300 Stück auf 3,5 GHz und neuerdings auch 1.700 Stück auf das Low-Band bei 700 MHz, in dem damit jetzt ebenfalls 5G SA angeboten wird. Im Low-Band wirbt Vodafone mit etwa 200 Mbit/s im Downlink, während es bei 3,5 GHz bis zu 1 Gbit/s ist, doch steigt dafür die Reichweite der Zelle ausgehend von 1 km auf bis zu 8 km. Der 5G-SA-Vorteil der reduzierten Latenzen soll unabhängig davon zum Tragen kommen. Möglich bleiben auch mit 5G SA bisherige Technologien wie DSS, um auf einer Antenne 4G und 5G anzubieten, sowie Carrier Aggregation (CA), um mehrere Frequenzbänder zu bündeln.

Die 5G-Frequenzen von Vodafone
Die 5G-Frequenzen von Vodafone (Bild: Vodafone)

Oppo und Samsung unterstützen 5G SA

Nutzen lässt sich 5G SA als kostenfreie Option für Vertragskunden, jedoch nicht von Prepaid-Nutzern. Die Entscheidung, ob das bisherige 5G NSA oder bei Verfügbarkeit 5G SA vom Smartphone genutzt werden soll, lässt sich innerhalb der MeinVodafone-App treffen. Das Endgerät ist dafür allerdings ebenso entscheidend, denn zum Start im Frühjahr wurde der Standard zum Beispiel nur vom Oppo Find X3 Pro unterstützt. Mit dem erweiterten Start von 5G SA ist jetzt allerdings auch die Galaxy-S21-Serie von Samsung mittels Firmware-Update dabei – aber zu Beginn nur bei 3,5 GHz, während Oppo bereits beide Frequenzbereiche unterstützt. Für die Galaxy-S21-Serie soll in den kommenden Wochen ein weiteres Firmware-Update folgen, das dann 5G SA auch bei 700 MHz ermöglicht. Bei allen anderen Herstellern, allen voran Apple, fehlt der Support derzeit noch. Vodafone arbeite aber mit allen Anbietern zusammen und ermögliche Tests im eigenen Netz, so heute die diplomatische Auskunft auf Nachfrage.

5G-Ausbau für 60 Millionen Menschen

Beim 5G-Ausbau allgemein vermeldet Vodafone heute die Verfügbarkeit für 35 Millionen Menschen mit 15.000 Antennen an 5.000 Standorten. Die 5G-SA-fähigen Antennen machen damit aktuell ein Fünftel der Antennen im Mobilfunknetz von Vodafone aus. Mit Start des Jahres 2023 will Vodafone die Anzahl der erreichten Menschen auf 60 Millionen in Deutschland steigern. Und im Verlauf des kommenden Jahres soll jede Antenne des Betreibers auch 5G SA unterstützen.

Sparsamere Antennen von Ericsson

Beim aktuellen Ausbau setzt Vodafone auch auf neue 5G-Antennen von Ericsson, die Daten deutlich stromsparender übertragen sollen. So können laut Vodafone im Vergleich zur bisherigen Antennen-Technologie rund 40 Prozent Energie bei der Übertragung von Daten eingespart werden. Erste 150 dieser 5G-Antennen hat der Netzbetreiber seit einigen Wochen testweise im Einsatz. Bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres sollen 900 5G-Antennen auf die neuen Modelle umgestellt werden.