Mobilfunk, WLAN, Bluetooth: Apple plant Entwicklung von mehr eigenen Chips

Nicolas La Rocco
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Mobilfunk, WLAN, Bluetooth: Apple plant Entwicklung von mehr eigenen Chips
Bild: iFixit

Apple strebt im Halbleitersegment eine größere Unabhängigkeit von Zulieferern im Bereich drahtloser Technologien wie Mobilfunk, WLAN und Bluetooth an und will auch in diesen Bereichen auf eigens entwickelte Chips setzen. Im Süden Kaliforniens soll unweit der von Apple beauftragten Chip-Entwickler ein neuer Standort entstehen.

Chips der A- und neuen M-Serie stehen bei Apple noch am ehesten in Rampenlicht, nehmen sich doch in iPhone, iPad und Mac wichtige Positionen ein. Apple setzt aber auch in zahlreichen anderen Bereichen bereits auf eigene Chip-Entwicklungen, etwa bei SSD-Controllern, bei den Security-Chips der T-Serie, den W-Chips für Bluetooth in den AirPods und in der Apple Watch oder beim U1 für Ultra-Breitband-Verbindungen.

In Irvine sitzen die Zulieferer

Für drahtlose Technologien will Apple künftig einen neuen Standort in Irvine, Kalifornien südlich von Los Angeles aufbauen. Die Standortwahl kommt nicht von ungefähr, sitzen in der 300.000-Einwohner-Stadt doch auch Broadcom und Skyworks, die aus diesem Segment Apple mit Chips beliefern. Stellenausschreibungen des Unternehmens zeigen, dass Apple genau die Komponenten selbst entwickeln will, die derzeit noch andere Firmen liefern.

Apple’s growing wireless silicon development team is developing the next generation of wireless silicon [...] be at the center of a wireless SoC design group with a critical impact on getting Apple’s state-of-the-art wireless connectivity solutions into hundreds of millions of products

Ausschnitte aus Apples Ausschreibungstext

Intel war auch mal Zulieferer

Es ist eine bekannte Strategie von Apple, sich dort niederzulassen, wo ein Zulieferer seinen Sitz hat, um zum einen Synergieeffekte zu nutzen, andererseits aber auch, um Talent abzufischen und irgendwann auf eigens entwickelte Chips zu setzen. Qualcomm, das Apple mit Modems unter anderem für 5G beliefert, hat am Firmensitz in San Diego mit Personalabwerbern von Apple zu kämpfen, die Mitarbeiter für eine eigene Modemsparte gewinnen sollen. Teil dieser eigenen Sparte ist die 2019 für 1 Milliarde US-Dollar von Intel übernommene Modemsparte, die nach dem langfristigen Abkommen zwischen Apple und Qualcomm praktisch keinen Abnehmer mehr hatte.

Die Abhängigkeit von Apple kann fatal sein

Die Abhängigkeit eines Zulieferers von Apple kann dramatische Auswüchse annehmen, wenn der Umsatzanteil signifikante Ausmaße angenommen hat. Apple macht 20 Prozent des Umsatzes von Broadcom aus, bei Skyworks sind es sogar 60 Prozent. Macht sich dann ein Gigant wie Apple im direkten Umfeld breit und sucht nach neuen Talenten, springen die Zeiger am Aktienmarkt direkt in den roten Bereich. Nach dem Bericht von Bloomberg fiel Skyworks Aktienkurs um 11 Prozent, der von Broadcom und Qualcomm um jeweils 4 Prozent. Bei Imagination Technologies, die GPUs für Apple entwickelten, endete die Abkehr des Großabnehmers beinahe im Bankrott. Letztes Jahr kam es jedoch zu einem Lizenzabkommen zwischen den Unternehmen.

Attraktiver Standort im Süden Kaliforniens

Ein weiteres Standbein in Kalifornien soll Apple auch dabei helfen, allgemein mehr Mitarbeiter anzuziehen, die nicht am Hauptsitz in Cupertino arbeiten möchten, wo sich der Immobilienmarkt auf ein sehr hohes Preisniveau entwickelt hat. Allgemein sind die Lebenshaltungskosten im Epizentrum des Silicon Valley auch im Vergleich zu anderen Teilen Kaliforniens sehr hoch, wenngleich das Leben im Küstenstaat generell höhere Kosten als anderswo in den USA mit sich bringt. Irvine südlich von Los Angeles liegt etwa 650 km vom Apple Park in Cupertino und nur 140 km von San Diego entfernt.