Ryzen und Epyc: AMDs Partnerprogramm lockt mit hohen Rabatten

Michael Günsch
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Ryzen und Epyc: AMDs Partnerprogramm lockt mit hohen Rabatten

AMD hat nach wie vor einen schweren Stand bei OEMs und Resellern. Um den eigenen Marktanteil bei den sogenannten Channel-Partnern zu verbessern, startet AMD ein „aggressives“ Partnerprogramm. Verkaufen Partner besonders viele Systeme mit Ryzen- und Epyc-CPUs, winken hohe Rabatte, die „viel höher“ als bei Intel ausfallen.

Über das neue AMD-Partnerprogramm hat Dylan Martin für CRN berichtet und unter anderem mit Terry Richardson von AMD gesprochen. Richardson war lange bei Hewlett Packard Enterprise (HPE) für den Bereich Channel Sales verantwortlich, kehrte dem Unternehmen aber vor einem Jahr den Rücken, um künftig im gleichen Bereich für AMD zu arbeiten.

Die neuen volumenbasierten Rabatte seien nur ein Teil des neuen Partnerprogramms für kommerzielle Systeme, das Anfang des Jahres gestartet worden sei. Die Initiative umfasse PCs mit Ryzen-CPUs sowie Server mit Epyc-CPUs, die von OEMs wie HPE, Dell und Lenovo angeboten werden.

Je mehr verkauft wird, desto höher der Rabatt

Die Höhe des jeweiligen Rabatts pro CPU steigt dabei mit dem jährlichen Umsatz, den die Geschäftspartner mit AMD-Systemen erwirtschaften. Wenn ein Partner entsprechend viel verkauft, kann er in die Elite- und Executive-Stufen des Programms aufsteigen und höhere Rabatte bekommen.

Wie hoch die Rabatte ausfallen, bleibt geheim. Doch sollen Partner bei Vorstellung des Programms diese als „sehr wettbewerbsfähig und sehr attraktiv“ aufgenommen haben, erklärt Richardson.

Rabatte höher als bei Intel

Es gibt aber auch konkretere Stimmen. So habe Rob Schaeffer, der früher ebenfalls bei HPE tätig war und jetzt als COO beim kalifornischen IT-Dienstleister CBT arbeitet, AMDs neue Volumenrabatte für CPUs als „viel höher“ als jene von Intel bezeichnet. Als „sehr aggressiv“ ordnet Scott Ward vom britischen IT-Dienstleister Computacenter das Rabattprogramm ein. „Das Programm von Intel ist stark, aber diese Jungs haben eine größere, aggressivere Investition getätigt, um uns beim Wachstum unseres Geschäfts zu helfen und uns für dieses Wachstum zu belohnen“, wird Ward in dem CRN-Bericht zitiert.

Das AMD-Programm umfasse aber nicht nur Rabatte, sondern etwa auch Unterstützung zur Vermarktung der Produkte sowie direkten Kontakt zu Technikern von AMD.

AMD ist noch kein Liebling der OEMs

Mit den Ryzen- und Epyc-CPUs bietet AMD nach langer Zeit wieder eine echte Konkurrenz zu Intels Core- und Xeon-Produkten und eroberte in den letzten Jahren sowohl bei Desktop-PCs und Notebooks als auch Servern Marktanteile. Doch die hohen Anteile, die AMD etwa mit Ryzen-Produkten bei Online-Händlern erzielen konnte, wurden im weitaus größeren OEM-Geschäft lange nicht erreicht. Im Dezember 2020 hatte AMD-Chefin Lisa Su daher größere Anstrengungen in diesem Sektor angekündigt, die sich jetzt mit dem Partnerprogramm materialisieren.

Intel wurde für Partnerprogramme gerügt

Für seine Partnerprogramme wurde Intel in der Vergangenheit oft kritisiert. Im Jahr 2009 erreichte der Unmut mit einer von der EU verhängten Strafe in Höhe von 1,06 Milliarden Euro ihren Höhepunkt. Intel sollte seine marktbeherrschende Stellung missbraucht und AMD mit seinen Methoden geschädigt haben, lautete der Vorwurf. Intel habe zum einen Computerherstellern ganz oder teilweise versteckte Rabatte gewährt, wenn sie (nahezu) alle ihre CPUs von Intel bezogen. Außerdem habe Intel direkte Zahlungen an Computerhersteller geleistet, um die Einführung bestimmter Computer mit von Konkurrenten hergestellten CPUs einzustellen oder zu verzögern.

Letztlich hat sich Intel aber erfolgreich gegen das Urteil gewährt: Nach über zwölf Jahren schmetterte das Gericht der Europäischen Union (EuG) die Milliardenstrafe Ende Januar 2022 ab. Als Begründung wurde angeführt, dass die Einwände Intels gegen das Urteil nicht ausreichend geprüft worden seien.