Razer Viper V2 Pro im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

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Fabian Vecellio del Monego
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Die Viper V2 Pro verfügt – wie üblich – über einen Microcontroller und einen internen Speicher. Die kabellose Konnektivität setzt auf 2,4-GHz-Funk, sodass die maximale USB-Abfragerate 1.000 Hz beträgt und sich die Verzögerung dementsprechend auf 1 ms beschränkt. Zwar ist auch ein Herabsetzen der Frequenz auf beispielsweise 500 oder 250 Hz möglich, die Latenz steigt dabei aber antiproportional auf 2 respektive 4 ms. Es folgt der an dieser Stelle übliche Hinweis: Zur Verwendung in Spielen wird eindeutig und ausschließlich zu 1.000 Hz geraten. Abseits eines minimal geringeren Energieverbrauchs gehen mit den geringeren Abfrageraten keine Vorteile einher.

Highest-End-Sensorik ohne Latenz

Schon die Viper Ultimate bietet mit PixArts PAW-3399 einen Sensor, der eigentlich keine Wünsche offenlässt – und dennoch bleibt die Sensorik im Rahmen menschlicher Wahrnehmung in etwa auf einem Niveau mit einer G Pro X Superlight, die auf Logitechs Hero-Sensor setzt. Der Grund ist naheliegend: Die mittlerweile gebotenen Spezifikationen sind derart hoch, dass die Sensoren aktueller High-End-Mäuse von einem sitzenden Menschen nicht mal ansatzweise ausgereizt werden können. Schon gar nicht, wenn das Ganze präzise bleiben soll.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PAW-3370 PixArt PAW-3399 PixArt PAW-3950 Logitech Hero
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 CPI 200–12.000 CPI 100–19.000 CPI 100–20.000 CPI 100–30.000 CPI 100–25.600 CPI
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 19 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² 686 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Nichtsdestoweniger setzt Razer rund eineinhalb Jahre nach dem Erscheinen des bis dato leistungsstärksten Maussensors noch einmal einen drauf. Abermals in Kooperation mit PixArt entstand der PAW-3950 alias Razer Focus Pro. Das abgeänderte Namensschema mag eine Zäsur suggerieren, tatsächlich gibt es jedoch fast nichts Neues. Die Kennzahlen sind gestiegen – von unnötig hoch auf unnötiger hoch. 30.000 Punkte pro Zoll entbehren jeglichen Nutzens und auf 19 m/s wird ein am Schreibtisch sitzender Spieler seine Maus mit Sicherheit niemals beschleunigen können. Das soll die technische Leistung nicht negieren, immerhin steigt die Auflösungsgenauigkeit von 99,6 auf 99,8 Prozent – nur wird das niemand merken.

Verbesserter PAW-3399 mit hohem Motion-Sync-Potenzial

Allzu viele Sensorik-Diagramme seien dem Leser folglich an dieser Stelle erspart, weil sie schlicht und ergreifend langweilig sind. In Relation zu den Sensorik-Tests des PAW-3399 in der Viper Ultimate hat sich nicht viel getan. Auch Razers neueste Maus schränkt selbst die besten kompetitiven Pro-Gamer in keinster Weise sensorisch ein. Gleiches gilt für einen PAW-3370 oder Logitechs Hero-Sensor. Lediglich auf dem Datenblatt und bei technischen Messungen bleibt der PAW-3950 erhaben.

Nicht zuletzt ist dafür auch Motion Sync verantwortlich, also die Synchronisierung der Sensor-Framerate mit der internen Datenverarbeitung der Maus und der USB-Abfragerate. An dieser Stelle hätte es sogar eine tatsächliche Neuerung gegeben, wenn es sich bei der Viper V2 Pro nicht um eine auf 1.000 Hz beschränkte Funkmaus handeln würde. Denn der PAW-3590 bietet eine Synchronisation mit 1:1-Übersetzung nun bis hinauf zu 8.000 Hz, was die als einzige Maus sensorisch überlegene und in einer eigenen Liga spielende Viper 8KHz (Test) noch weiter verbessern könnte. Auch eine asymmetrische Lift-off-Distance können Nutzer derweil wieder einstellen, diesmal sogar deutlich feinstufiger.

Erweiterte Oberflächentauglichkeit für Nischen-Mauspads

Zwei potenziell sowohl nützliche als auch spürbare Verbesserungen gibt es dann aber doch noch. Erstens haben Razer und PixArt dem PAW-3590 eine beeindruckende Offroad-Tauglichkeit mitgegeben. So versagte der PAW-3399 – wie nahezu alle optischen High-End-Sensoren – den Dienst, falls Mäuse nicht auf blickdichter, sondern transparenter Oberfläche platziert wurden. Ein Tracking auf Glas blieb Office-Mäusen mit dafür optimierten Lasersensoren vorbehalten. Dem PAW-3590 hingegen ist sein Untergrund überraschend egal. Selbst auf Glas mit einer Dicke von mindestens 2 cm arbeitet die Viper V2 Pro tadellos.

Das soll allerdings keineswegs ein Freifahrtschein sein, die E-Sport-Maus ohne Mauspad zu verwenden, denn die empfindlichen PTFE-Mausfüße mögen das nach wie vor überhaupt nicht – eine deutlich schnellere Abnutzung und schlechtere Gleiteigenschaften sind in diesem Fall garantiert. Indes ging es Razer auch gar nicht um Tisch-, sondern um Mauspad-Oberflächen. Denn nicht nur verschiedenen Arten von Stoffmauspads kommen die breiter aufgestellten Tracking-Fähigkeiten des PAW-3950 entgegen: Sonderliche Mauspads mit gläsernen Oberflächen erleben derzeit einen Trend unter Maus-Enthusiasten. Und auf einigen ebensolchen Glaspads arbeitet die Viper V2 Pro nun tatsächlich präziser als viele andere High-End-Modelle mit sonst erstklassiger Sensorik.

Höhere Laufzeit, niedrigere Ladezeit, keine Latenz

Und zweitens geht der neuere Sensor mit einer erneut verbesserten Energieeffizienz einher. Während die Viper Ultimate in Relation zur G Pro X Superlight noch eine rund doppelt so hohe Akkukapazität benötigte, um auf die gleiche Laufzeit zu kommen, liegt der PAW-3590 in der Viper V2 Pro nun auf ungefähr einem Niveau mit Logitechs besonders sparsamem Hero-Sensor. Im Ergebnis stieg die Laufzeit von rund 70 Stunden auf laut Razer 80 Stunden an, in der Praxis waren sogar knapp 90 Stunden kein Problem. Der Akku wiederum schrumpfte fast auf das Niveau der G Pro X Superlight und wurde im Ergebnis 2,6 g leichter. Zweifelsohne war dabei auch die fehlende RGB-Beleuchtung hilfreich.

In der Praxis bedeutet das nicht nur eine ebenbürtige lange Laufzeit zu Logitechs Shooter-Speerspitze, sondern auch eine fast ebenbürtig kurze Ladezeit von gut einer Stunde. Bei niedrigem Akkuladestand warnt die Maus mit einem roten Blinken der Indikator-LED hinter dem Mausrad. Positiv fiel im Test auf, dass das Eingabegerät im Grunde genommen niemals ausgeschaltet werden muss, wenn es ohnehin täglich verwendet wird. Die Energiesparmechanismen, die der Nager nach einigen Minuten ausbleibender Bewegung in den Ruhezustand versetzen, funktionieren so gut, dass beim Schlafen nahezu kein Prozent Ladestand verloren geht. Zu Verzögerungen beim Aufwecken kam es dabei nie.

Aber dieses Funken hat doch bestimmt eine Latenz?

Apropos Verzögerung: Weiterhin hält sich in den Köpfen vieler Spieler hartnäckig das Gerücht, funkende Gaming-Mäuse gingen im Vergleich mit kabelgebundenen Varianten zwangsläufig mit einer spürbaren Latenz einher. Dem ist aber tatsächlich nicht so. Insbesondere Razers und Logitechs 2,4-GHz-Funktechnik bieten eine derart geringe Latenz, dass die Viper V2 Pro oder auch die G Pro X Superlight mit einer geringeren Verzögerung zwischen Maus- und Zeigerbewegung daherkommen als die meisten kabelgebundenen Gaming-Mäuse – besonders leistungsfähigen Microcontrollern und im Fall der Razer-Maus Motion Sync sei Dank. Einzig und allein 8.000-Hz-Modelle bieten eine tatsächlich potenziell spürbar geringere Latenz.

Mächtige Software trifft auf enttäuschenden Speicher

Auch wenn Nutzer der Viper V2 Pro zum Betrieb keine Treiber benötigen, kann es sich dennoch lohnen, zusätzliche Software zu installieren. Razer bietet mit Synapse 3 ein eigenes Programm an, um beispielsweise die Sensorik, die Tastenbelegung oder die Beleuchtung der Maus nach eigenem Belieben umfangreich zu konfigurieren.

Eine Registrierung oder fortbestehende Internetverbindung ist dabei – im Gegensatz zu früher – nicht mehr vonnöten. Und eigentlich sollte das gar nicht erwähnenswert sein. Ebenso sollte es jedoch nicht erwähnenswert sein, dass eine derart teure Gaming-Maus mit einem potenten internen Speicher einhergeht. Aber Razers neuestes Modell ist hier eine Ausnahme – und die Ausrede des Herstellers schlichtweg lächerlich. So sei es der geringen Masse der Viper V2 Pro geschuldet, dass der Speicher von fünf Profilen bei der Viper Ultimate auf nur noch eines reduziert wurde. Aber damit nicht genug, denn ein altes Razer-Problem ist wieder da: Der interne Speicher kann vieles gar nicht speichern.

Zwar ist es möglich, die Einstellungen zur Sensorauflösung oder ganz grundlegende Tastenzuweisungen in einem einzigen Profil zu sichern, bei etwas komplexeren vordefinierten Tastenfunktionen oder aber selbsterstellten Makros streikt die Viper V2 Pro jedoch und weist Nutzer an, bitte Synapse 3 permanent im Hintergrund laufen zu lassen. Betroffen sind auch zahlreiche Windows-Tastenkombinatoren oder aber die Multimedia-Steuerung. Bisher traute sich Razer lediglich, Nutzer bei den günstigsten der eigenen Eingabegeräte auf diese Weise zu gängeln – quasi als Argument für teurere Produktlinien. Dass nun aber der teuerste Nager des Herstellers mit einem Speicher daherkommt, der weit unter dem liegt, was bei konkurrierenden Unternehmen teils für ein Drittel des Preises Standard ist, enttäuscht massiv.

Gerade bei einer E-Sport-Maus wäre es sinnvoll, beispielsweise die Push-to-Talk-Tastenkombination des Sprachchats per Maus ausführen oder zwischen mehreren Profilen wechseln zu können, ohne ein fast 1 GB großes Programm installieren zu müssen – so, wie es bei der Viper Ultimate schon seit Jahren möglich ist. Und es finden sich zahlreiche weitere Beispielprobleme, die sich freilich durch ein wenig oder etwas mehr Aufwand umgehen lassen. Solche Umstände sollten bei einem UVP von 160 Euro aber gar nicht erst auftreten. Abseits dessen lassen sich zu Synapse 3 die üblichen Worte finden: Prinzipiell mächtig, aber zur bloßen Mauskonfiguration viel zu überladen.

Eine Anmerkung zur Verarbeitungsqualität

Ein eigener Abschnitt zur Verarbeitungs- und Materialqualität sollte bei einem Preis von 160 Euro eigentlich gar nicht notwendig sein. Und tatsächlich gibt es bei der Viper V2 Pro nichts zu beanstanden: Die Maus hinterlässt einen hochwertigen Eindruck, die Spaltmaße sind durchweg akkurat, es knarzt nichts, es klappert nichts und es wackelt nichts. Nichtsdestoweniger sieht sich das E-Sport-Eingabegerät im Netz Kritik ausgesetzt: Nutzer monieren, dass es per Druck auf die Unterseite oder rechte Flanke der Maus möglich ist, die Primärtaster respektive die beiden Daumentasten auszulösen.

Und ja, das ist tatsächlich möglich – Razer allerdings war dieser Sachverhalt schon bei der Entwicklung der Viper V2 Pro bewusst. Um ein derart niedriges Gewicht zu erreichen, waren zwangsläufig Einsparungen bei der Materialstärke notwendig. Im Test fiel das jedoch gar nicht auf, weil der nötige Kraftaufwand mit rund 3 kg Druck auf die Seitenwand derart hoch ausfällt, dass es bei ordnungsgemäßer Verwendung niemals zu versehentlichen Auslösungen kommen wird. Auch auf die Unterseite der Viper V2 Pro wirken in der Praxis keine derart hohen Kräfte ein. Letztlich handelt es sich um ein künstlich herbeigeredetes Problem, das gar keines ist.