ASRock DeskMeet B660 im Test: Ausstattung, Alltagstests und Leistungsaufnahme

 2/3
Volker Rißka
123 Kommentare

Der ASRock DeskMeet B660 ist wie der zuletzt getestete DeskMini ein Barebone. So steht er in der Regel auch im Handel, also ohne CPU, RAM und Massenspeicher. Ob sich hier einige Systemintegratoren (SI) dem neuartigen System annehmen und wahlweise bereits mit einem Prozessor, RAM sowie manchmal einer SSD bestücken werden, ist noch nicht ersichtlich. Dann kauft der Kunde letztlich einen Komplett-PC. Dabei sollte aber stets der Aufpreis im Auge behalten werden, denn CPU, RAM und SSD im DeskMeet zu verbauen, ist vergleichsweise einfach und kann so zu einiger Ersparnis führen. Und natürlich zu deutlich mehr Vielfalt.

ASRock DeskMeet B660 geöffnet
ASRock DeskMeet B660 geöffnet

Ausstattung: Dem Einsatzzweck entsprechend

Beim RAM stellt sich quasi keine Frage, bei klassischem UDIMM nach Standard DDR4-3200 gibt es eine große Auswahl. Overclocking wird unterstützt. Der einfachste Weg: Im BIOS XMP auswählen, mit dem die optimalen Spezifikationen der Module anliegen.

Bei der SSD als Massenspeicher steht ebenfalls keine Hürde im Weg, hier entscheidet primär die Kapazität. Lösungen mit aktuellem M.2-Interface nach Standard PCI Express 4.0 und vier Lanes gibt es wie Sand am Meer. Zwei davon können im DeskMeet B660, einer auf der Ober- und die andere auf der Unterseite, verbaut werden. Wie beim DeskMini von Lesern korrekt angemerkt wurde, sollte auf der Unterseite aber keine als Hitzkopf bekannte M.2-SSD genutzt werden, denn dort findet kaum Be- und Entlüftung statt. Etwas mehr Platz als beim DeskMini gibt es beim DeskMeet aber, denn der SSD-Steckplatz ist dieses Mal nicht unter den Mainboard-Tray gerutscht, sondern liegt in der erweiterten Aussparung des rückseitigen CPU-Sockels.

Der Mini-PC unterstützt darüber hinaus Festplatten. Gleich mehrere 2,5-Zoll-Lösungen können platziert werden, alternativ auch ein großes 3,5-Zoll-Modell quer über den Platz, den sonst zwei 2,5-Zoll-Massenspeicher belegen würden – gleichzeitig geht nicht. Dennoch ist unterm Strich mehr Platz für Massenspeicher als im DeskMini, aber das erwartet ein Kunde von einem größeren Gehäuse auch.

Diskrete Grafikkarte: Ja oder nein?

Auf dem vollwertigen ITX-Mainboard ist auch ein PCI-Express-Slot für Grafikkarten mit 16 Lanes nach Standard PCIe 4.0 vorhanden. Auf Anfrage erklärte der Hersteller gegenüber ComputerBase, dass es offiziell keine Watt-Einschränkung bei der Grafiklösung gebe, denn dort greift in der Regel etwas anderes: Das Gehäuse lässt nur maximal 20 cm lange Modelle zu. Das schränkt die Auswahl dann doch sehr schnell deutlich ein. Als schnellste Lösung listet ASRock im eigenen Kompatibilitätsguide (PDF-Dokument) eine Asus RTX 3060 Ti, die eine Boardpower von rund 200 Watt hervorbringt. Das im Lieferumfang enthaltene Netzteil ist mit seinen 500 Watt hier also ausreichend aufgestellt.

Doch es muss keine zusätzliche Grafik sein. Auch mit der iGPU der Prozessoren lassen sich viele Office-Aufgaben erledigen. Für diesen Fall bietet die Platine drei Grafikausgänge.

CPU-Wahl: Alle Alder Lake bis 65 Watt TDP

Die Frage, welcher Intel Core der 12. Generation im System landen sollte, ist da schon komplizierter zu beantworten. Der Support reicht grundsätzlich für alle aktuellen Alder-Lake-CPUs in der Klasse von 35 bis 65 Watt beginnend bei Celeron und Pentium und folgend mit Core i3 und Core i5, aber schließt auch Core i7-12700 oder gar Core i9-12900 mit ein. In diesem Punkt gibt es auf dem Papier keinen unterschied zum DeskMini B660.

Kommt eine zusätzliche diskrete Grafikkarte zum Einsatz, können auch F-Prozessoren, also jene ohne integrierte GPU, genutzt werden.

ASRock DeskMeet B660 mit Intel Core i5-12500 und ASRock RX 6600 XT Challenger ITX
ASRock DeskMeet B660 mit Intel Core i5-12500 und ASRock RX 6600 XT Challenger ITX

Testergebnisse und Benchmarks

ComputerBase hat den ASRock DeskMeet B660 wie zuletzt den DeskMini B550 mit einem Intel Core i5-12500 (Test) ausgestattet, zur Seite stehen zwei Mal 8 GByte DDR4-3200 und eine 1 TByte große SSD nach PCIe-4.0-Standard. Zudem hat ASRock eine RX 6600 XT Challenger ITX zur Verfügung gestellt, die als schnellste AMD-Lösung im kleinen Format im System ihren Platz findet.

ASRock DeskMeet B660 und die passende Hardware
ASRock DeskMeet B660 und die passende Hardware

Die Installation aller Bauteile verlief problemlos. Ein BIOS-Update gab es zum Testzeitpunkt nicht. Nach der Windows-11-Installation bekommen DeskMeet-Nutzer auch hier nun ein Fenster zu sehen, das Treiber für Hardware installieren möchte und so etwaige Probleme in Windows umgehen kann.

Volle Kraft voraus für die CPU

War beim ASRock DeskMini B660 das zu klein dimensionierte Netzteil als Schuldiger für die zu geringe Prozessorleistung ausgemacht worden (das System deckelt bei 75 Watt TDP), bestätigt der DeskMeet B660 auf Basis der gleichen Plattform mit gleicher CPU ASRocks Aussage: Statt eines 120-Watt- steht im DeskMeet B660 ein 500-Watt-Netzteil zur Verfügung und der Prozessor kann in der Tat aus dem Vollen schöpfen. Das bedeutet, dass der von Intel spezifizierte Turbo genauso anliegt wie die dafür bereitgestellte maximale Leistungsaufnahme (PL2) und Zeit (Tau).

ASRock DeskMeet B660 gibt einem Core i5 die volle Leistung
ASRock DeskMeet B660 gibt einem Core i5 die volle Leistung

In der Leistung bricht das gesamte System bei Verwendung der identischen CPU nun nahezu nicht mehr ein und liefert die Performance, die einem ausgewachsenen B660-Mainboard in einem klassischen Desktop-Umfeld entspricht.

Leistung des ASRock DeskMeet zu DeskMini und klassischem Desktop
  • Cinebench R23 1T:
    • Asus TUF Gaming B660M-Plus D4
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      1.800
    • ASRock DeskMeet B660
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      1.794
    • ASRock DeskMini B660
      Intel Core i5-12500 (65/75 Watt)
      1.787
    Einheit: Punkte
  • Cinebench R23 nT:
    • Asus TUF Gaming B660M-Plus D4
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      11.857
    • ASRock DeskMeet B660
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      11.855
    • ASRock DeskMini B660
      Intel Core i5-12500 (65/75 Watt)
      11.099
    Einheit: Punkte
  • Blender Benchmark:
    • Asus TUF Gaming B660M-Plus D4
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      19:37
    • ASRock DeskMeet B660
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      20:35
    • ASRock DeskMini B660
      Intel Core i5-12500 (65/75 Watt)
      21:33
    Einheit: Minuten, Sekunden
  • AgiSoft Photoscan:
    • Asus TUF Gaming B660M-Plus D4
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      3:37
    • ASRock DeskMeet B660
      Intel Core i5-12500 (65/117 Watt)
      3:45
    • ASRock DeskMini B660
      Intel Core i5-12500 (65/75 Watt)
      3:58
    Einheit: Minuten, Sekunden

Die ASRock Radeon RX 6600 XT Challenger ITX hat zu tun

Der Hersteller hat mit dem Muster des DeskMeet B660 auch eine ASRock Radeon RX 6600 XT Challenger ITX mit lediglich 179 Millimetern Länge zur Verfügung gestellt. Sie entspricht mit ihren Parametern dem AMD-Referenzdesign der Radeon RX 6600 XT und kommt mit einer TDP von 130 Watt daher. Die Radeon RX 6600 XT (Test) ist besonders effizient und damit eine gute Wahl.

ASRock DeskMeet B660 mit ASRock Radeon RX 6600 XT Challenger ITX
ASRock DeskMeet B660 mit ASRock Radeon RX 6600 XT Challenger ITX

Genau dieses Powerlimit ist in Spielen die limitierende Größe, aber nicht allein. Denn die GPU-Hotspot-Temperatur kratzt nach kurzer Zeit bereits an der 110-°C-Marke und der Lüfter dreht merklich flotter. Ein kleines Gehäuse ohne zusätzlichen Luftstrom mag die Karte nicht sonderlich.

ASRock DeskMeet B660 mit ASRock Radeon RX 6600 XT Challenger ITX
ASRock DeskMeet B660 mit ASRock Radeon RX 6600 XT Challenger ITX

Dadurch sinkt die durchschnittliche Taktfrequenz in Spielen von anfangs knapp 2.600 MHz auf rund 2.500 MHz ab. Doch auch dies ist immer noch im Rahmen des Referenzdesigns. Der Test von Custom-Designs der Radeon RX 6600 XT hatte gezeigt, dass sie sich kaum von der Referenz unterschieden und die Ergebnisse allesamt innerhalb von 2 Prozent lagen.

Performancerating Rasterizer, AVG-FPS – 1.920 × 1.080
    • Nvidia GeForce RTX 3060 Ti
      106,6
    • Nvidia GeForce RTX 2070 Super
      88,9
    • AMD Radeon RX 6600 XT
      87,8
    • AMD Radeon RX 5700 XT
      85,3
    • Nvidia GeForce RTX 3060
      80,3
    • AMD Radeon RX 6600
      76,7
    • AMD Radeon RX 5600 XT
      69,0
    • AMD Radeon RX Vega 64
      66,6
    • Nvidia GeForce RTX 2060
      66,1
    • Nvidia GeForce GTX 1080
      65,5
    • Nvidia GeForce RTX 3050
      57,8
    • AMD Radeon RX 580
      40,8
    • Nvidia GeForce GTX 1060
      37,4
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel

Am Ende bleibt es ohnehin eine Frage, was der PC denn machen soll. Eine 600-Euro-Grafikkarte ist mit Sicherheit nicht die primäre Zielgruppe des DeskMeet, kleine Grafiklösungen eignen sich ebenfalls für Full-HD-Spiele. Sie verbrauchen am Ende auch noch weniger Strom und lassen den gesamten Mini-PC ruhiger arbeiten – der bessere Kompromiss. Wie der ComputerBase-Grafikkarten-Rangliste zu entnehmen ist, kommt dann unter anderem die GeForce RTX 3050 zum Zuge, die keine größeren Schwächen aufweist. Alternativ zum kleinen Ampere-Modell ist auch eine alte GeForce RTX 2060 eine Überlegung wert, die immer noch in größerer Stückzahl angeboten wird – neuerdings sogar als 12-GB-Modell.

Leistungsaufnahme, Temperatur und Lautstärke

Der ASRock DeskMeet B660 setzt auf ein Mainboard, das eine Nummer größer als im DeskMini ist. Dennoch steht mit iGPU auch der DeskMeet B660 in Windows 11 im Leerlauf mit 26 Watt da – ohne Optimierungen im BIOS, sondern mit Werkseinstellungen. Hier sind einmal mehr viele Stromsparfeatures im BIOS auf „Auto“ gesetzt, womit sie nicht genutzt werden. Das explizite Umstellen von „Auto“ auf „Enabled“ lässt das gleiche System am Ende nun im Leerlauf unter Windows 11 auf ein Minimum von 19 Watt absinken – 3 Watt mehr als beim DeskMini B660, im unteren Grenzbereich ist das dann aber langsam auch dem mehr als vier Mal so großen Netzteil geschuldet.

Mit diskreter Grafikkarte liegt die Leistungsaufnahme im Leerlauf bei 36 respektive 30 Watt nach Optimierung. Geht es ans Eingemachte, zieht das System bei maximaler CPU-Last mit dem Intel Core i5-12500 bis zu 147 Watt, um nach der Zeit Tau auf 113 Watt abgefangen zu werden. Ohne Radeon-Grafikkarte verringern sich beide Werte auf 133 respektive 100 Watt.

In Spielen kommt es wie üblich auf den Titel selbst und die Auflösung an. In Gears Tactics wurden mit der ASRock Radeon RX 6600 XT Challenger ITX für das Gesamtsystem rund 240 Watt vermessen, andere Games arbeiten leicht darunter, bleiben aber letztlich auf ähnlichem Niveau, da die Grafikkarte die meiste Zeit im Powerlimit agiert – mehr als 130 Watt darf die GPU allein nicht aufnehmen.

Temperatur und Lautstärke gehen Hand in Hand

Lautstärke und Temperatur werden durch die eingesetzte Last bestimmt. Der Boxed-Lüfter darf für Krawall sorgen, wenngleich minimal weniger als im DeskMini – hier spielt der zusätzliche Platz die Karten aus. Angesichts der Preisgestaltung für den DeskMeet als auch der Bauteile sollte spätestens hier nun über die Alternative wie beispielsweise den Noctua NH-L9i (Test) in der Anpassung für den Sockel LGA 1700 nachgedacht werden, der sogar nur 37 mm statt der maximal erlaubten 54 mm hoch ist.

Die bereits angedeuteten Temperaturprobleme für die Grafikkarte in dem kleinen Gehäuse wirken sich natürlich auch auf die Lautstärke aus. Mit über 2.500 U/min arbeitet der Lüfter in Spielen nicht leise, 45 dB(A) von der Front aus gemessen sind keine angenehme Kulisse mehr. Die Abwärme von der Grafikkarte sorgt auch für ein starkes Aufheizen des Gehäuses. In der entsprechenden Ecke, an der die Grafikkarte unter der Oberseite sitzt und die Luft ausbläst, sind es an der Außenseite gemessene 48 °C. Anfassen ist hier nicht mehr empfohlen.