Kein Abschwung in Sicht: Gutes ASML-Quartal mit massiven Neubestellungen

Volker Rißka
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Kein Abschwung in Sicht: Gutes ASML-Quartal mit massiven Neubestellungen
Bild: ASML

Wie geht es in der Halbleiterindustrie, die sich aktuell wie viele Kunden mitten im Abschwung befindet, in Zukunft weiter? ASML als Fabrik-Ausrüster aller großen Hersteller liefert im Quartalsbericht einige Antworten. Schon die Neubestellungen für fast 9 Milliarden Euro zeigen einen positiven Trend.

Großflächige Neubestellungen und riesiger Auftragsbestand

Es ist der wohl eindeutigste Indikator, dass die Halbleiterhersteller die aktuelle Schwächephase nur für ein vorübergehendes Problem halten. Neubestellungen von Lithografiesystemen für 8,92 Milliarden Euro markieren nicht nur viel mehr, als ASML in einem Quartal abarbeiten kann, auch liegt der Wert noch einmal über den zweiten Quartal dieses Jahres, als Aufträge für 8,4 Milliarden Euro an Land gezogen wurden. Der Backlog umfasst nun Bestellungen im Wert von über 38 Milliarden Euro und braucht damit theoretisch fast zwei Jahre, um ohne einen Eingang von zusätzlichen Neubestellungen abgearbeitet zu werden.

3,8 Milliarden Euro entfallen im dritten Quartal auf Neubestellungen von EUV-Systeme, inklusive der modernsten aber auch nochmals viel teureren High-NA-Lösungen, angeführt vom ersten Seriengerät Twinscan EXE:5200. Laut ASML haben sich nun alle bisherigen Kunden von EUV-Systemen auch zur Nutzung der neuen High-NA-Lösungen bekannt. Namentlich werden diese im Quartalsbericht nicht genannt, aber TSMC, Intel, Samsung, SK Hynix und auch Micron vertrauen auf die Scanner von ASML und werden in den kommenden Jahren nicht ohne EUV arbeiten.

Die bereits erwähnte Zeitspanne zum Abarbeiten des Auftragsbestands lässt ASML wie zuvor vermittelt die Kapazitäten erhöhen. Nach wie vor wird angestrebt, im kommenden Jahr 60 EUV-Systeme und 375 DUV-Scanner auszuliefern. Auf lange Sicht sollen ab 2025 90 EUV-Systeme und 600 DUV-Scanner pro Jahr gebaut werden, hinzu kommen in den Jahren darauf auch noch rund 20 High-NA-Systeme pro Jahr.

Die China-Frage bleibt schwammig

Hoch kocht die Halbleiterindustrie aber auch die Medienlandschaft über die neuen US-Sanktionen in Richtung China. ASMLs CEO bezieht hierzu ebenfalls kurz Stellung, bleibt aber vage, was letztlich die finale Entscheidung des Konzerns ist. Aktuell dürfte der Konzern weiterhin Systeme ohne EUV nach China schicken, doch die Frage ist, ob man das sollte. Aktuell funktioniert das theoretisch auch ohne, denn die Nachfrage übersteigt das Angebot.

But the fact that we are a European company with limited US technology in it of course creates this situation where a direct impact on us is fairly limited. We can continue to ship non-EUV lithography tools out of Europe into China.

So the direct impact on us I would say is fairly limited. Of course there could be indirect effects. Those indirect effects could be that Chinese manufacturers to the extent that they do not get other equipment that they need in their fabs for instance from the United States. Of course there could be an indirect effect on the demand for our tools. But there I would say, it is important to recognize that we are clearly still in a situation where the supply is below what the demand is. So to the extent that at a certain point in time we would be in a position that we can no longer supply certain tools to certain customers in China, the demand outside of China is still such that we would get compensation for that in the current environment from other customers.

ASML

Quartal übertrifft Erwartungen

Mit 5,8 Milliarden Euro Umsatz hat ASML am Ende im dritten Quartal nicht nur die vorangegangenen übertroffen, sondern auch die eigene Prognose sowie die von Analysten. Der Nettogewinn stagniert jedoch auf hohem Niveau von 1,7 Milliarden Euro, höhere Ausgaben vor allem für Forschung und Entwicklung, ein Plus von über 34 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres, nagen daran. So ähnlich soll es auch im vierten Quartal weitergehen, leicht steigende Ausgaben aber auch ein erhöhter Umsatz zwischen 6,1 Milliarden Euro und 6,6 Milliarden Euro werden erwartet.