EC1-CW im Hands-on: Drei kabellose Zowie-Mäuse funken besonders stark

Fabian Vecellio del Monego
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EC1-CW im Hands-on: Drei kabellose Zowie-Mäuse funken besonders stark
Bild: Zowie

Lange Zeit galten Mäuse von Zowie in der E-Sport-Szene als nahezu alternativlose Wahl. Die Evolution hin zu kabellosen Gaming-Mäusen aber verschlief die Peripherie-Marke von BenQ – bis jetzt: Mit drei funkenden Modellen der EC-Serie wagt sich Zowie ins Neuland. ComputerBase konnte sich bereits einen Eindruck verschaffen.

Seit Jahren fragen sich zahlreiche PC-Gamer, darunter insbesondere auch E-Sportler und die enthusiastische Maus-Community, wann Zowie endlich kabellose Mäuse vorstellen wird. Die Hoffnung war beinahe verloren, da ist es nun doch so weit: Beinahe still und heimlich hat Zowie im Laufe der CES erste Informationen zur EC1-CW, EC2-CW und EC3-CW veröffentlicht. Ein Video stellt die drei kabellosen Mäuse und den zugehörigen Enhanced Receiver, einen vergleichsweise großen Wireless-Funkadapter mit integrierter Ladestation, vor.

Kabellose Mäuse der Serien FK, ZA und S soll es ebenfalls geben. Zowie will sämtliche eigenen Gaming-Mäuse auch in einer Funk-Variante anbieten. Einen konkreten Zeitplan gibt es dazu allerdings nicht.

Die EC-Serie macht den kabellosen Anfang

ComputerBase hatte bereits im vergangenen Herbst die Gelegenheit, einen technisch beinahe finalen Prototyp der EC1-CW auszuprobieren. Zowie-Mitarbeiter betonten dabei gegenüber der Redaktion: Dass die ersten kabellosen Mäuse des Herstellers lange auf sich warten haben lassen, sei auch beim Hersteller jedem bewusst. Umso wichtiger sei es Zowie nun gewesen, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das nicht nur die durch den guten Ruf der Zowie-Mäuse existenten Erwartungen hinsichtlich Leistung, Verarbeitung und Langlebigkeit erfülle, sondern darüber hinaus einen Mehrwert über bislang verfügbare kabellose Mäuse biete. Und diesen Mehrwert sieht der Hersteller nicht etwa in einem besonders geringen Gewicht, einer höheren USB-Abfrage, einem High-End-Sensor oder gar einer RGB-Beleuchtung, sondern in einer möglichst stabilen Funkverbindung. Aber der Reihe nach.

Bei der EC-Serie handelt es sich um Zowies Reihe an asymmetrische, für die Bedienung mit der rechten Hand und dem Palm-Grip optimierte Shooter-Mäuse. Zuletzt hatte der Hersteller die EC-Serie im Sommer 2021 aktualisiert, sodass die aktuellen kabelgebundenen Varianten auf die Namen EC1-C, EC2-C und EC3-C hören. Die nun vorgestellten kabellosen Adaptionen basieren auf ebenjener C-Baureihe, gehen also auch mit einem im Vergleich zur B-Baureihe niedrigeren Gewicht, einem flexibel umwickelten Kabel und 24 Rasterungspunkten beim Mausrad einher.

Zowie EC-CW-Serie im Vergleich
Zowie EC-CW-Serie im Vergleich (Bild: Zowie)

Beim Gewicht verhält es sich konkret so, dass die große EC1-CW mit einer Masse von 79 g tatsächlich 1 g leichter ist als die EC1-C, wohingegen die kleine EC3-CW mit 76 statt 70 g ein wenig schwerer wurde. Unbedingt leicht sind die drei neuen Zowie-Mäuse damit gemessen an der im Jahr 2023 auf dem Markt verfügbaren Konkurrenz nicht mehr, wiegt eine DeathAdder V3 Pro (Test) oder eine Pulsar Xlite V2 Wireless doch beispielsweise nur 64 g respektive 59 g. Dass Zowie wiederum in diesem Aspekt gegen den Strom schwimmt, demonstrierte bereits die im Juli 2022 veröffentlichte Special Edition der EC-Serie. Wieso der Trend wiederum zu leichteren Gaming-Mäusen geht, hat ComputerBase in einem ausführlichen Bericht erklärt.

Aber zurück zur EC1-CW: Gegenüber der Redaktion gab Zowie im Gespräch zu verstehen, dass sich der Hersteller dieser Entwicklung durchaus bewusst sei und bei den kabellosen Mäusen daher nun zumindest darauf geachtet hätte, dass sie nicht (deutlich) schwerer werden als die Modelle der C-Baureihe. Eine Priorität habe eine niedrige Masse für Zowie aber nach wie vor nicht.

Zowie setzt auf bewährte Sensorik mit 1.000 Hz

Und Gleiches lässt sich zur verbauten Hardware der EC1-CW, EC2-CW und EC3-CW sagen. Mit einem PixArt PAW-3370 sind die Mäuse zwar durchaus auf der Höhe der Zeit, nicht aber im High-End-Bereich anzuordnen, den Razer derzeit mit dem PAW-3950 anführt und zu dem beispielsweise auch ein PAW-3399 oder ein PAW-3395 zu zählen ist. Und zu den verbauten mechanischen Schaltern verliert Zowie kein Wort. Die Akkulaufzeit wiederum belaufe sich auf rund 70 Stunden bei konstanter Bewegung, wobei die kabellose Konnektivität über 2,4-GHz-Funk mit bis zu 1.000 Hz realisiert wird.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PAW-3370 PixArt PAW-3399 PixArt PAW-3950 Logitech Hero
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 CPI 200–12.000 CPI 100–19.000 CPI 100–20.000 CPI 100–30.000 CPI 100–25.600 CPI
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 19 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² 686 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Und die Abtastrate ist direkt das nächste Thema: Aufgrund einiger durchgestochener Informationen und Sichtungen der kabellosen EC-Modelle auf E-Sport-Turnieren ging die Maus-Community zunächst davon aus, dass Zowie – wie beispielsweise Razer mit dem HyperPolling Wireless Dongle (Test) – eine kabellose Polling-Rate von bis zu 4.000 Hz ermöglichen würde. Grund der Annahme war, dass die funkenden Zowie-Mäuse stets in Kombination mit einem schier riesig erscheinenden Enhanced Receiver aufgetaucht waren. Und wozu sollte eine derart große Antenne nötig sein, wenn nicht für die kabellose Sensorik jenseits von 1.000 Hz?

Auch dem Autor lag diese Vermutung zu Beginn der Hands-on-Veranstaltung nahe, tatsächlich hat Zowie aber für die Existenz des Enhanced Receivers eine andere Erklärung parat. Denn bei EC1-CW, EC2-CW und EC3-CW ist – wie bei (kabellosen) Gaming-Mäusen nach wie vor üblich – bei einer USB-Abfragerate von 1.000 Hz Schluss. Der Hersteller will mit einem besonders leistungsstarken Receiver aber sicherstellen, dass die Funkverbindung zwischen Funkadapter und Maus so zuverlässig ausfällt, dass sie selbst in einer Umgebung mit sehr starker Interferenz einer Verbindung per Kabel in keiner Hinsicht nachsteht. Zowie denkt dabei etwa an E-Sport-Turniere in großen Arenen oder auch LAN-Partys.

Per Enhanced Receiver zur möglichst stabilen Verbindung

Hilfreich ist zu diesem Zweck bereits, dass sich der vergleichsweise große Enhanced Receiver nicht einfach in eine freie USB-Buchse am PC einstecken lässt. Einerseits, weil der Funkadapter damit näher an der Maus aufgestellt werden kann respektive muss, und andererseits, weil USB-3.0-Steckplätze als übliche Störquelle für 2,4-GHz-Funkverbindungen gelten. Aber letztlich ist es vor allem die Größe der Antennen, die bei Zowies Lösung den Unterschied macht.

Der Hersteller demonstrierte die Technik mit einem provisorischen Versuchsaufbau: In einer zur Seite gelegten Kühltasche mit metallbeschichteter Isolierschicht im Inneren stand ein WLAN-Router, der permanent Daten zu einem ebenfalls in der Tasche liegenden Smartphone übertrug. Dazwischen lagen respektive standen ein herkömmlicher Funkadapter – Zowie setzte hier zur Demonstration auf die insbesondere im E-Sport populäre G Pro X Superlight (Test) – und der Enhanced Receiver. Außerhalb der Kühltasche befanden sich, rund 30 cm vor der Öffnung, die entsprechende Logitech-Maus und ein Prototyp der EC1-CW.

Und tatsächlich: Während die Sensorik der G Pro X Superlight in diesem extremen Szenario leidet, was sich in einer stark verzögerten, hakeligen oder mitunter komplett aussetzenden Mauszeigerbewegung bei ständiger Bewegung der Maus zeigt, wirken der Prototyp der EC1-CW und der Enhanced Receiver unbeeindruckt. Die Redaktion brachte zum Vergleich außerdem eine Viper V2 Pro mit HyperPolling Wireless Dongle mit. Und während sich beim Betrieb mit 1.000 Hz ein ähnliches Bild wie bei der G Pro X Superlight zeigte, kapitulierte die Maus bei 4.000 Hz endgültig: Der Mauszeiger bewegte sich trotz andauernder Mausbewegung um keinen Millimeter.

Nun muss zu diesem Experiment allerdings angemerkt werden, dass es zunächst einmal ein ebensolches ist und die Aussagekraft für die praktische Nutzung der jeweiligen Mäuse eingeschränkt ist. Insbesondere High-End-Exemplare von Logitech und Razer wussten in dutzenden Tests der entsprechenden Eingabegeräte von Seiten der Redaktion über mehrere Jahre hinweg mit einer sehr stabilen Funkverbindung zu überzeugen, die selbst bei einer starken Auslastung des 2,4-GHz-Bandes durch mehrere WLAN-Netzwerke oder aber weitere kabellose Eingabegeräte eine stabile Polling-Rate von 1.000 Hz halten konnte. Dass Zowies Ansatz in der Theorie überlegen ist, daran besteht kein Zweifel – aber ob sich in der Praxis diesbezüglich Vorteile gegenüber einer G Pro X Superlight oder vergleichbaren High-End-Mäusen ergeben, kann derzeit noch nicht beurteilt werden.

Im Kern eine klassische Zowie-Maus

Darüber hinaus erfüllt der Enhanced Receiver eine weitere Funktion. Im vorderen Bereich der Unterseite der EC1-CW befinden sich zwei Metallkontakte und eine Einbuchtung, während die Bodenplatte des Enhanced Receivers über die passenden Gegenstücke verfügt: Der übergroße Funkadapter dient auch als Dockingstation. Alternativ lassen sich die funkenden Zowie-Mäuse über den USB-C-Steckplatz an der Front der Maus laden. Wie für Modelle des Herstellers üblich, verlässt das Kabel den Nager in diesem Fall leicht nach oben angewinkelt, um Reibung auf dem Mauspad zu minimieren.

Und abseits all dessen? Nun, da hat sich im Grunde genommen nichts getan. An der grundlegenden Form der Mäuse hat Zowie nichts geändert. Änderungen am Chassis gibt es aber dennoch: Die beiden vorderen Flanken sind etwas höher gezogen, sodass an der rechten Seite mehr Platz zur Auflage von Ring- und kleinem Finger bleibt. Die Tastenabdeckungen sind entsprechend an den Seiten weniger tief nach unten ausladend, wobei sich an der eigentlichen Position und Formgebung nichts geändert hat. Das bedeutet auch, dass die Abdeckungen der linken und rechten Maustaste nach wie vor Teil der Oberschale sind, was Pre-Travel begünstigt. Bei Razers konkurrierender DeathAdder ist das seit der aktuellen V3-Variante nicht mehr der Fall.

Fazit und Ausblick

Apropos DeathAdder V3: Ebenjene stellt zumindest für die große EC1-CW den direkten Gegenspieler dar. Razer bietet auf der einen Seite zur unverbindlichen Preisempfehlung von 160 Euro die in der Branche beste Sensorik, optomechanische Tasten, eine optionale USB-Abfragerate von 4.000 Hz, ein geringeres Gewicht und eine vollständige Programmierbarkeit, wohingegen Zowie auf der anderen Seite in erster Linie mit einer zumindest in der Theorie stabileren USB-Abfragerate, der ikonischen EC-Formgebung und einer bestmöglichen Verarbeitungsqualität punkten will. Auf eine Software verzichtet Zowie nach wie vor. Nichtsdestoweniger beträgt die unverbindliche Preisempfehlung stolze 190 Euro – damit überholen EC1-CW, EC2-CW und EC3-CW die Basilisk V3 Pro als teuerste in Serie gefertigte Gaming-Maus eines bekannten Herstellers.

Und ebendiese Tatsache wird mutmaßlich der Knackpunkt sein. Zwar muss eine EC1-CW mit aktueller Mittelklasse-Hardware in der Praxis freilich nicht schlechter abschneiden als eine konkurrierende Maus mit High-End-Innenleben – Maussensoren sind inzwischen so gut geworden, dass sich die Ober- und Mittelklasse im Rahmen menschlicher Wahrnehmung eigentlich nicht mehr unterscheiden lassen. Aber dass die neuen EC-CW-Modelle dennoch mehr kosten als die Topmodelle der Platzhirsche, sorgt innerhalb der Maus-Community bereits für Unmut. Ein Preistreiber wird zweifellos der Enhanced Receiver sein, aber ohne den wird es Zowies Funkmäuse zumindest vorerst nicht geben, wie der Hersteller gegenüber ComputerBase zu verstehen gab.

Der Ersteindruck jedenfalls fällt abseits des Preises in Summe positiv aus. Beim Hands-on konnte sich die EC1-CW problemlos als auch im Jahr 2023 konkurrenzfähige kabellose Shooter-Maus beweisen, wobei die größten Stärken jene sind, die das Eingabegerät vererbt bekommen hat: Die EC-Formgebung weiß für den Palm-Grip einer großen Rechtshänder-Hand nach wie vor zu gefallen und die Maus machte bereits als Prototyp einen sehr hochwertigen Eindruck. Ob EC1-CW, EC2-CW und EC3-CW das jahrelange Warten auf kabellose Zowie-Mäuse letztlich wert sein werden, können erst ausführliche Tests und Vergleiche zeigen. Zowie gab der Redaktion allerdings zu verstehen, dass es noch „etwas dauere“, bis die kabellosen Exemplare auf dem deutschen Markt verfügbar sein werden.

Zowie EC1-CW
Zowie EC2-CW
Zowie EC3-CW
Razer DeathAdder V3 Pro
Ergonomie: Rechtshändig
Sensor: PixArt PAW-3370
Optisch
PixArt PAW-3950
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–3,0 mm
Auflösung: 400–3.200 CPI
4 Stufen
50–30.000 CPI
5 Stufen
Geschwindigkeit: 10,2 m/s 19,0 m/s
Beschleunigung: 490 m/s² 686 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: Huano Black Blue Dot Razer Optical, 90 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 7
Oberseite: 3 Unterseite: 2
Linksseitig: 2
6
Oberseite: 3 Unterseite: 1
Linksseitig: 2
Sondertasten: Mausrad
cpi-Umschalter
Software: 5 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher: 1 Profil
Beleuchtung:
Gehäuse: 130 × 69 × 42 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
123 × 65 × 42 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
119 × 66 × 41 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
128 × 68 × 44 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE (rein)
Gewicht: 79 Gramm (o. Kabel) 77 Gramm (o. Kabel) 76 Gramm (o. Kabel) 64 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-C-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz
proprietärer Akku
Laden: Kabel, Ladestation
USB-A auf USB-C-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz
proprietärer Akku, 90 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel
Preis: 200 € ab 128 € ab 131 €

ComputerBase konnte bereits im Oktober 2022 im Rahmen eines exklusiven Hands-on-Events einen Prototypen der kabellosen EC1-CW ausprobieren und mit einem von Zowie-Mitarbeitern kuratierten Testaufbau erste Eindrücke sammeln. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Bericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Auch ein NDA gab es nicht – Zowie bat die Redaktion allerdings, von einer Veröffentlichung zunächst abzusehen. Dieser Bitte kam ComputerBase nach.

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