Absturz des PC-Marktes: Es wird noch schlimmer, bevor es besser wird

Update 2 Volker Rißka
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Absturz des PC-Marktes: Es wird noch schlimmer, bevor es besser wird

Aktualisierte Prognosen der Investmentfirma Morgan Stanley für den PC-Markt zeigen einen weiteren Rückgang statt schnellen Aufschwung. Dies kommt gerade für Branchenprimus Intel einmal mehr zur Unzeit, klammert sich der Konzern doch stets genau an diese Zahlen – aktuell umso mehr, um die hohen Investitionen zu rechtfertigen.

PC-Markt schrumpft 2023 deutlich

Vor wenigen Wochen noch präsentierte Intel einmal mehr eine eigene Prognose für den PC-Markt. Das Unternehmen geht nach wie vor davon aus, dass der TAM (Total addressable market) weiterhin bei 300 Millionen Einheiten liegen wird. Für das Jahr 2023 erwartete Intel dabei ein minimal schlechteres Ergebnis: Von 295 Millionen Einheiten, wenn es gut läuft, bis hinab zu 275 Millionen, wenn es wenig rosig bleibt, war die Rede. Doch so wird es vermutlich nicht kommen, es wird nun der niedrigste Wert seit dem Jahr 2006 erwartet.

Die Analysten von Morgan Stanley, die zuvor bereits nicht so optimistisch waren wie Intel, senken ihre Absatzprognose für dieses Jahr weiter, von 261 auf 249 Millionen Stück. Diese Prognose geht zwar nicht Hand in Hand mit Intels anvisiertem TAM, am Ende zählt jedoch genau diese Zahl, die abgesetzt wurde.

Ob Intels zuletzt auch im Quartalsbericht genannte Zahl intern selbst noch haltbar ist, bleibt nach kurze Zeit später erfolgten Aussagen von Pat Gelsinger fraglich. Denn schließlich ist das Ende der Talsohle noch nicht erreicht, der Umsatz brach in der PC-Sparte bei Intel jedoch schon im vierten Quartal um 36 Prozent ein.

CCG revenue was $6.6 billion, a decline of 36% year-over-year as PC TAM deteriorated faster than expected due to macroeconomic headwinds.

Zweifel am schnellen Wachstum nach der Krise

Dass der Markt im zweiten Halbjahr 2023 so stark zurück kommt, wie es sich einige Unternehmen aktuell in ihren Prognosen erhoffen, weckt stetig zusätzliche Zweifel. Vor allem die Speichersparte setzt ihre Hoffnungen groß auf das zweite Halbjahr, mit einher gehen natürlich weitere Unternehmen in der PC-Branche.

Ein großes Problem für viele dieser Unternehmen ist der viel zu hohe Inventarbestand, der gar nicht so schnell abgearbeitet werden kann. Das schlimmste Aushängeschild in dem Bereich ist Micron, die 214 Tage Inventar angehäuft haben. Einfach betrachtet liegen dort über sieben Monate der Produktion auf Lager. Bei vielen anderen Unternehmen ist der Inventarbestand ebenfalls – wenngleich nicht so massiv – in die Höhe geschnellt, es wird viele Quartale dauern, dies auf ein normales Niveau zurückzufahren.

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Analysten der Citi Research stimmen in den Abwärtsreigen mit ein, the Worst Is Yet to Come heißt es dort, berichtet Barrons. Demnach sei bei vielen Unternehmen das Ende noch nicht erreicht, vor allem aber die zuletzt prognostizierte Schwäche auch im Datacenter-Bereich durch AMD und Intel bereite neben den riesigen Inventarbeständen neue Sorgen.

Fast die gesamte Halbleiterbranche mit Fokus auf PC, Smartphone, Datacenter und Consumer Electronic kämpft mit Problemen, der PHLX Semiconductor Index, in dem 30 wichtige Unternehmen geführt sind, soll deshalb um 30 Prozent auf einen neuen Tiefstand nachgeben können.

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Weitere Marktforscher von TrendForce aus Asien stützen nun die Schlüsse, von denen ComputerBase bereits berichtet hatte: Die Flaute wird nicht auf das PC-Segment beschränkt bleiben, sondern auch auf das Datacenter übergreifen. Mit angepassten Prognosen erwarten sie nun noch ein Wachstum von 1,3 Prozent für den kompletten Markt, doch bei Anbietern wie Dell soll es deutlich kritischer aussehen. Hier wird bereits ein starker Rückgang einkalkuliert, auch HPs Serververkäufe sollen nachgeben.

Andere Firmen haben ihre Prognose zumindest nach außen hin noch nicht angepasst, der rettende Strohhalm, wie sie ihn sich vor allem auch Speicherhersteller erhofft hatten, wird er wohl nicht sein. Samsung bekommt dies bereits zu spüren und soll laut Insidern mit Milliardenverlusten im ersten Quartal dieses Jahres in der Speichersparte planen.