Large Language Model Ajax: Integriertes „Apple-GPT“ könnte noch dieses Jahr kommen

Update 2 Dennis Krause
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Large Language Model Ajax: Integriertes „Apple-GPT“ könnte noch dieses Jahr kommen
Bild: Miguel Tomás,

Apple arbeitet intern an einem hauseigenen Large Language Model (LLM), das Mitarbeiter als „Apple-GPT“ nutzen und auf Googles Jax basieren soll. Der Konzern steht Berichten zufolge allerdings noch immer vor der Frage, in welchem Bereich es außerhalb des Unternehmens überhaupt eingesetzt werden soll.

Während OpenAI und Google sich mit ChatGPT und Bard bekämpfen, fokussiert sich Apple in der Öffentlichkeit im KI-Bereich – beziehungsweise Machine-Learning, wie es der Konzern aus Cupertino vermarktet – auf selektive Einbindung in verschiedene Funktionen Siri, Fotografie, dem iOS-17-Tagebuch oder der Unfallerkennung in iOS 16. Laut einem Bericht von Bloomberg soll Apple nun intern allerdings sehr wohl auch mit einem Large Language Model also generativer KI experimentieren und bereits ein lauffähiges Chatprogramm namens „Ajax“ besitzen.

Verwendung nur Intern

Anders als Bard, ChatGPT oder Bing Chat ist „Apple-GPT“ nicht öffentlich nutzbar. Es soll auch nur für einen kleinen Anteil an Mitarbeitern freigegeben sein, die die KI verwenden, um Arbeitsprozesse im Unternehmen zu beschleunigen. Der Chat-Bot soll dabei ähnliche Funktionen wie Lösungen von Google oder OpenAI haben; besondere Funktionen, die über bestehende hinausgehen, sind nicht bekannt. Für Apple hat dies dennoch den Vorteil, die Möglichkeiten von KI im Produktionsablauf nutzen zu können, ohne sensible Daten mit Mitbewerbern zu teilen. Aus diesem Grund warnt der Konzern Mitarbeiter auch vor dem Einsatz von ChatGPT.

Framework kommt von Google – genau wie der KI-Chef

Das Large Language Model von Apple basiert auf dem Framework von Googles Just Anach Execution (JAX), welches seit 2022 für Entwickler bereitsteht, um eigene LLMs zu trainieren und Machine-Learning-Frameworks zu beschleunigen. Das LLM wird auf den Cloud-Servern des Konkurrenten betrieben. Ebenfalls von Google ist Apples KI-Chef John Giannandrea, der neben Craig Federighi die Entwicklung anführen soll. Giannandrea ist bereits 2018 zu Apple gewechselt, nachdem er acht Jahre für Google im Bereich Suche und AI gearbeitet hat. Bei Apple soll er aktuell für die abwartende Strategie plädieren, um zunächst zu beobachten, wie sich ähnliche Produkte von anderen Firmen entwickeln und damit erst vorsichtig in den Bereich von generativer KI einzusteigen.

John Giannandrea
John Giannandrea (Bild: TechCrunch)

Apple noch vorsichtig

Diese Empfehlung scheint beim CEO Tim Cook angekommen zu sein, da sich Cook in den vergangen Wochen zum Bereich künstlicher Intelligenz zurückhaltend geäußert hat. Im Mai sagte er etwa, Apple würde vorsichtig und mit Nachsicht an einer Einarbeitung arbeiten. Das würde auch erklären, weshalb Apple bisher in keines seiner Produktivitäts-Programme wie Final Cut oder Pages die Möglichkeit zur Nutzung von generativen Inhalten anbietet.

Microsoft ist da schon weiter und baut den auf GPT-4 basierenden Copilot in sämtliche Office-Programme ein und plant die Windows-11-Integration, auch Adobe experimentiert aktuell mit Adobe Firefly an der Erstellung von Inhalten durch künstliche Intelligenz. Immerhin: Cook nannte in einem Interview nach der WWDC im vergangen Juni KI „vielversprechend“ und versicherte, Apple schaue sich die Entwicklung genau an.

Apple könnte Anschluss verlieren

Zuschauen könnte für Apple, den wertvollsten börsennotierten Konzern der Welt, zur ernsten Bedrohung werden. Erst vergangene Woche ist Googles Bard auch in Deutschland an den Start gegangen und Microsoft plant Bing Chat noch tiefer in das Windows-Betriebssystem zu verweben. Dazu lässt Siri im direkten Vergleich mit andere Sprach-Assistenten nicht erst seit LLMs Federn: Siri verstand schon Ende 2022 Zusammenhänge schlechter und verweist Nutzer öfter auf Google-Suchen als konkrete Antworten zu liefern – etwas, dass ChatGPT und Bing Chat deutlich besser beherrschen. Die Verwendung eines LLMs dürfte Siri daher helfen, wieder in die Nähe der Mitbewerber zu kommen.

Laut Bloomberg plant Apple allerdings vorerst, in einem neuen Gesundheits-Coaching-Dienst mittels KI Nutzerdaten zu verbinden und individuelle Pläne erstellen zu lassen. Eine Vorstellung von Apples Absicht einer etwaigen KI-Integration könnte erst zur WWDC 2024 erfolgen, da große Software-Änderung traditionell exklusiv auf der Entwicklerkonferenz vorgestellt werden.

Update

Voraussichtlich keine generative KI bis 2025

Apple wird nach Einschätzung des Analysten Ming-Chi Kuo weder im laufenden Kalenderjahr noch in 2024 generative KI in die eigenen Produkte einbauen und schätzt, dass der Fortschritt des iPhone-Entwicklers deutlich hinter den Mitbewerbern liegt. Größere Ankündigungen in diesem Bereich sind daher bei der heutigen Besprechung der Quartalszahlen nicht zu erwarten, wie Kuo auf seinem Blog schreibt.

Update

Generative KI startet wohl doch noch in 2024

Entgegen der Prognose von Ming-Chi Kuo berichtet Bloomberg nun, dass erste Produkte auf Basis vom LLM Ajax bereits mit iOS 18 im Juni zur WWDC angekündigt werden sollen. Apple will nach Angaben von Mark Gurman generative Elemente in XCode für schnelleres Coding einbauen und mit der nächsten iOS-Version auch erste Schritte für Endkunden gehen. Konkret soll der Konzern darüber nachdenken, Aufgaben wie Zusammenfassungen und inhaltliche Vervollständigungen in Apps wie Keynote und Pages durch Verwendung einer KI zu ermöglichen.

Konzern droht weiterhin Anschluss zu verlieren

Apple schaut fast ein halbes Jahr nach Ming-Chis Prognose weiter nur vom Spielfeldrand zu: Mit dem Pixel 8 Pro hat Mitbewerber Google bereits ein stark auf KI-fokussiertes Smartphone auf den Markt geworfen und auch das kommende Samsung Galaxy S24 soll schon in den nächsten Wochen dem Nutzer viel generative KI in die Hände legen. Das mittlerweile neue iPhone 15 (Pro) ist hingegen ohne große ML/KI-Funktionen auf den Markt gekommen.