You’re the OS!: Browsergame lässt Spieler das Betriebssystem spielen

Marc Stöckel
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You’re the OS!: Browsergame lässt Spieler das Betriebssystem spielen
Bild: You're the OS! / Screenshot

Wer schon immer mal ein Gefühl dafür bekommen wollte, wie kompliziert die grundlegenden Vorgänge sind, die das Betriebssystem des eigenen Computers zu lösen hat, hat dank eines neuen Browsergames namens „You’re the OS!“ nun die Möglichkeit dazu, dies auf spielerische Art und Weise selbst zu erleben.

In dem Spiel müssen Spieler nicht nur die Rechenzeit einer CPU verwalten, sondern ebenso den ohnehin viel zu knapp bemessenen Arbeitsspeicher. „Jetzt hast du die Chance zu beweisen, dass du es besser kannst“, fordert der Entwickler Pier-Luc Brault all jene Anwender auf, die glauben, der PC sei wieder einmal zu langsam. Im „nerdigsten Spiel aller Zeiten“ lässt Brault die Spieler selbst grundlegende Aufgaben eines Betriebssystems übernehmen. „Als solches musst du die Prozesse, den Speicher und die Ein- und Ausgaben des Computers verwalten und versuchen, nicht von einem ungeduldigen Benutzer neu gebootet zu werden“, so der Entwickler auf der Webseite des Spiels.

Ungeduldiger Nutzer killt hängende Prozesse

Wie Brault in einem separaten Blogbeitrag erklärt, besteht die Hauptaufgabe des Spielers darin, Prozesse jeweils einem von mehreren CPU-Kernen zuzuweisen und rechtzeitig wieder zu entfernen, um konkurrierenden Prozessen genug Rechenzeit gewähren zu können. Erhält ein Prozess zu lange keine Rechenzeit, so hängt er aus Sicht des ungeduldigen PC-Nutzers, woraufhin dieser ihn vorzeitig schließt. „Nachdem er 10 Prozesse getötet hat, wird der Benutzer so wütend, dass er dich – das Betriebssystem – neu startet und das Spiel beendet“, so Brault.

Jedoch kann ein der CPU zugewiesener Prozess auch blockiert werden, weil er auf ein externes Ereignis wie beispielsweise eine Tastatureingabe wartet. Einen solchen Prozess auf einem CPU-Kern verharren zu lassen, mündet folglich in verschwendeter Rechenzeit. Obendrein erscheinen im Laufe der Zeit immer wieder neue Prozesse, die nicht nur eine rechtzeitige Zuweisung zu den CPU-Kernen immer schwieriger machen, sondern auch immer mehr Arbeitsspeicher belegen. Dies zwingt den Spieler dazu, einzelne Speicherseiten, die für die aktiven Prozesse gerade nicht benötigt werden, auf die Festplatte auszulagern und bei Bedarf wieder von dort abzurufen.

You’re the OS! verfügt über mehrere vordefinierte Schwierigkeitsstufen, die sich auf verschiedene Parameter wie die Anzahl der verfügbaren CPU-Kerne, die Häufigkeit von I/O-Ereignissen und die Größe des Arbeitsspeichers auswirken. Über einen benutzerdefinierten Modus lassen sich die Parameter aber auf Wunsch auch manuell anpassen.

Auch für Bildungszwecke interessant

Obwohl Brault das Spiel nach eigenen Angaben ursprünglich nicht für Bildungszwecke entwickelt hat und er der Spielbarkeit eine höhere Priorität einräumte als dem Realismus, glaubt er dennoch daran, dass es für die Vermittlung grundlegender Funktionen eines Betriebssystems „einen gewissen Wert“ haben kann. „Als Informatiklehrer könnte ich es im Herbst im Unterricht über Computerkomponenten verwenden, um besser zu veranschaulichen, was es bedeutet, wenn ein Prozessor mehr Kerne hat oder was passiert, wenn der Arbeitsspeicher knapp wird“, so der Entwickler.

Für all jene, die sich für den Quellcode von You’re the OS! interessieren, lohnt sich ein Blick in das GitHub-Repository des quelloffenen Browsergames.