Speicherkrise: Micron sucht das Glück nach hohem Verlust bei HBM

Volker Rißka
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Speicherkrise: Micron sucht das Glück nach hohem Verlust bei HBM
Bild: Micron

Tief in den roten Zahlen und ein Ausblick, der ebenfalls weitere Verluste ankündigt, mochten Analysten nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen gar nicht. Vor allem eben der Punkt, dass die Verluste bei leicht steigendem Umsatz sogar noch ausgeweitet werden könnten, überraschte die Börse.

Aus dem Gröbsten raus ist die Speicherbranche nämlich noch nicht. Zwar erklären die drei Branchenriesen Samsung, SK Hynix und Micron, die Talsohle erreicht zu haben, doch aus dieser zu klettern, scheint nicht so einfach zu werden. Denn die Nachfrage vor allem nach DRAM bleibt sehr schwach, immerhin zog NAND etwas an. HBM kommt bei Micron erst nächstes Jahr ins Spiel, die Vorbereitungen laufen aber sehr gut, erklärte der Hersteller. Wie wichtig HBM wird, zeigt schon der Blick auf die vorbereiteten Anmerkungen der Chefetage zum Quartalsbericht: 18 Mal taucht dort der Begriff HBM auf.

Alles auf den HBM-Zug

Das kommt nicht von ungefähr. Mit Nvidia hat man sich den Hersteller mit der größten Nachfrage ins Boot geholt, die Ausgaben (CAPEX) in Richtung HBM für das kommende Jahr werden massiv erhöht. Dabei ist HBM3E wahrlich keine neue Erfindung, doch Microns Ansatz mit modernsten Technologien und höherer Datenrate scheint zu überzeugen, erklärte Microns Chief Business Officer gegenüber Reuters.

We have samples in the hands of customers, that compared to samples from our competitors, blow away everyone. In fact, the power consumption is so much lower for higher performance that some of our customers didn't believe the data till they actually tested it out.

Sumit Sadana, Microns Chief Business Officer

Doch bis HBM zum Umsatz beiträgt, wird noch einige Zeit vergehen, und auch dann werden es im kommenden Jahr nur einige hundert Millionen US-Dollar sein. Das klingt auf den ersten Blick viel, angesichts von im letzten Geschäftsjahr rund 15,5 Milliarden US-Dollar Umsatz ist es aber nur ein extrem geringer Anteil.

Aus den roten Zahlen kommt Micron erst einmal nicht heraus

Im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2023, das am 31. August 2023 endete, lag der Umsatz von Micron bei 4,01 Milliarden US-Dollar. Der Nettoverlust wurde mit 1,43 Milliarden US-Dollar beziffert, vor einem Jahr wurden bei 6,62 Milliarden US-Dollar Umsatz noch 1,49 Milliarden US-Dollar Gewinn ausgewiesen. So richtig aufwärts soll es im aktuell laufenden Quartal aber auch nicht gehen, zeigt Micron Prognose: Ein Umsatz von 4,2 bis 4,6 Milliarden US-Dollar wird zwar angestrebt, doch die Verluste sollen kaum eingedämmt werden. Das Unternehmen rechnet weiterhin mit tiefroten Zahlen.

Denn die Schwäche im DRAM-Markt, die bei Micron rund 70 Prozent des Umsatzes ausmacht, wird sich nicht legen. Zuletzt wurden minimal gesteigerte Auslieferungen von fallenden Preisen nahezu direkt wieder aufgefressen, im Vergleich zum vorangegangenen Quartal wuchs der Umsatz lediglich um marginale drei Prozent. Auch die Server-Sparte, bis zuletzt von allen drei Speicherherstellern als der Retter auserkoren, wird es im Jahr 2023 nicht sein. Heute erklärte Micron erstmals, dass 2023 weniger Server verkauft werden als zuvor, entsprechend auch die Nachfrage nach Speicher geringer sei.

2024 soll aber alles besser werden, erklärt Micron. Viel tiefer geht es bekanntlich auch nicht mehr, aber wie groß das Wachstum am Ende wirklich ausfällt, steht auch auf einem anderen Papier. Zuletzt lagen die Prognosen fast immer viel zu optimistisch weit daneben.