Spielepreise: Capcom-Chef wirbt mit alten Gründen für Preiserhöhung

Max Doll
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Spielepreise: Capcom-Chef wirbt mit alten Gründen für Preiserhöhung
Bild: Capcom

In die Reihe von Publishern, die eine Preiserhöhung von Videospielen als sinnvoll erachten, stellt sich nun auch Capcom. Die Argumente sind dort die gleichen wie anderswo: Gestiegene Entwicklungskosten, Lohnsteigerungen und im Grunde seit den 1980er Jahren stagnierende Videospiel-Preise werden als Gründe angeführt.

Capcom-Präsident Haruhiro Tsujimoto äußerte sich in diesem Sinne im Rahmen der Tokyo Game Show in seiner Rolle als Schirmherr der Computer Entertainment Supplier's Association, einem Lobbyverband der Branche, der die Veranstaltung organisiert. Tsujimoto verwies dort darauf, dass „Entwicklungskosten ungefähr 100 Mal so hoch wie zur Famicom-Zeit“, die Preise für Software seit Nintendos erster Spielkonsole aber kaum gestiegen seien. Zudem würden Löhne in der Branche insgesamt steigen. Die Preise für Spiele zu erhöhen, sei deshalb „eine gesunde Option für Unternehmen“. Die wirtschaftliche Gesamtsituation spielt für den Preis der Produkte dabei keine Rolle. Auch während einer Rezession würden Menschen ins Theater oder zu Konzerten gehen. Gute Spiele würden sich deshalb weiterhin verkaufen.

Zu erwarten ist, dass kommende Capcom-Spiele teurer werden. Bislang hatte der Publisher seine AAA-Spiele zum „alten“ Preis von rund 60 Euro auf dem PC angeboten und war die sonst häufig vollzogene Erhöhung um 10 Euro noch nicht mitgegangen. Im Grunde wird sie nun aber angekündigt; andere Publisher hatten Steigerungen stets im Vorfeld verargumentiert und erst dann vollzogen. Betroffen sein könnte damit unter anderem das Rollenspiel Dragon's Dogma 2.

Argumente ziehen nur begrenzt

Die Argumente haben durchaus eine gewisse Substanz. Spiele werden immer größer, immer umfangreicher, mit immer aufwändigerer Technik erstellt und von immer mehr Entwicklern erdacht. Kosten steigen deshalb exponentiell an, was sich insbesondere beim Wechsel einer Konsolengeneration sprunghaft beobachten lässt. Zugleich ist aber der Markt seit der NES-Ära massiv gewachsen und expandiert weiterhin – Spiele sind Mainstream und ein weltweites, gesellschaftliches Phänomen geworden.

Dass Spielepreise nur begrenzt gestiegen sind, stimmt nur auf den ersten Blick. Der direkt ausgewiesene Preis hat sich tatsächlich nur moderat erhöht. Mini-DLCs und Mikrotransaktionen als zusätzliche Kaufangebote kompensieren allerdings. Je nach Bilanz tun sie dies sehr deutlich, wie EAs schier unendlich lukrativer FUT-Spielmodus in EA Sports FC (ehem. FIFA) beweist. Auch Capcom ist in diesem Segment unterwegs, für Resident Evil 4 wurden beispielsweise kurz nach Verkaufsstart Unlock-Mikrotransaktionen ergänzt. Zudem setzte der Publisher wie andere Unternehmen auf Geoblocking und unterband damit den Zugang zum EU-Binnenmarkt, was jüngst in einer Geldstrafe mündete. In den Bilanzen sind Spielepublisher deshalb nach wie vor profitabel.