DIN 18220: 136 Euro teures PDF soll den Glasfaserausbau behindern

Nicolas La Rocco
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DIN 18220: 136 Euro teures PDF soll den Glasfaserausbau behindern

Der Branchenverband der Breitbandbranche ANGA kritisiert, dass derzeit jedes einzelne Bauamt in jedem einzelnen Bezirk die Norm DIN 18220 für 136 Euro erwerben müsse, die den sicheren Einsatz von Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren für die Legung von Glasfasermedien regelt. Die Informationen müssten kostenlos verfügbar sein.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hatte die DIN-Norm 18220 diesen Sommer zum einjährigen Jubiläum der Gigabitstrategie der Bundesregierung veröffentlicht. Die Gigabitstrategie sieht vor, bis 2030 alle Haushalte und Unternehmen in Deutschland mit Glasfaser und dem modernsten Mobilfunkstandard zu versorgen. Notwendig sind dafür auch alternative Legeverfahren wie Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren, bei denen – im Gegensatz zum klassischen Tiefbau – Schlitze und Leitungsgräben für Leerrohre und Glasfaserkabel geschaffen werden. Ziel sind kürzere Bauzeiten und niedrigere Baukosten. Bislang fehlende verbindliche Vorgaben, die zu Differenzen in Genehmigungsverfahren und in der Bauausführung geführt haben, soll die DIN-Norm aus dem Weg räumen.

PDF-Dokument für 136 Euro

Die DIN-Norm lässt sich als 44-seitiges PDF-Dokument für 135,80 Euro bestellen, gedruckt ist es für 164 Euro erhältlich.

Hürden- und damit kostenfreie Nutzung gefordert

Genau diese – für die DIN nicht unübliche – kostenpflichtige Veröffentlichung der Norm kritisiert die ANGA (Arbeitsgemeinschaft für Betrieb und Nutzung von Gemeinschaftsantennen- und -verteileranlagen). Zwar wird die DIN-Norm als wichtiger Schritt für die Beschleunigung des Glasfaserausbaus bezeichnet, doch sollten Baubehörden sie hürden- und damit kostenfrei nutzen können. „Wir appellieren daher in diesem Fall von großer Relevanz, dass nicht jedes einzelne Bauamt in jedem einzelnen Bezirk die Norm für 135,80 Euro erwerben muss“, sagte ANGA-Geschäftsführerin Dr. Andrea Huber.

Der beschleunigte Ausbau könne nur stattfinden, wenn die DIN 18220 bei den Bauämtern vorliegt und somit der Stand der Technik in den Bescheiden sichergestellt werden kann, erklärt die ANGA. Auch das Telekommunikationsgesetz verweist im § 126 auf diese Norm als anerkannte Regel der Technik. Die ANGA weist auch darauf hin, dass derzeit nicht ohne Grund vor dem Europäischen Gerichtshof verhandelt (Rechtssache C-588/21 P) werde, ob harmonisierte Europäische Normen kostenfrei zugänglich sein müssen, da im europäischen Rechtsraum Gesetze grundsätzlich frei einsehbar sein sollen.

ANGA erstattet Kosten der ersten 100 Bauämter

Die ANGA bietet aktuell den ersten 100 Bauämtern, die sich bei dem Branchenverband melden, an, die Kosten für den Erwerb der DIN-Norm 18220 zu erstatten.