Digital Market Act: Google will Apples iMessage auf Android laufen lassen

Andreas Frischholz
68 Kommentare
Digital Market Act: Google will Apples iMessage auf Android laufen lassen

Mit dem Digital Market Act (DMA) nimmt die EU die sogenannten Gatekeeper bei den Online-Plattformen ins Visier, die führenden Dienste im Markt müssen also verschärfte Vorgaben einhalten. Google und Telekommunikations­konzerne wie die Deutsche Telekom fordern nun, dass auch Apples iMessage unter den DMA fallen soll.

Wenn der Dienst unter die Gatekeeper-Regelung fällt, hat das weitreichende Konsequenzen. Eine davon ist, dass Apple iMessage für die Konkurrenz öffnen muss. Bislang ist iMessage nur mit Apple-Produkten nutzbar, künftig könnte die App dann auch offiziell unter Android laufen – und das ohne eingeschränkte Funktionen wie die Übertragung via SMS.

Wie wichtig ist iMessage für Apple?

Dass iMessage unter den DMA fallen soll, fordern Google und Telko-Konzerne wie die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange in einem Brief an die EU-Kommission. Von dem Schreiben berichtet die Financial Times. Apples Messenger-Dienst erreiche demnach die Grenzwerte für das neue Gatekeeper-Gesetz. Europäische Nutzer und Unternehmen würden zudem profitieren, wenn Apple den Dienst öffnen müsste.

Apple erklärt derweil, iMessage sei zu klein, um unter den Digital Market Act zu fallen. Es gebe mehr als genug Alternativen im Markt, außerdem sei iMessage nur für die private Kommunikation relevant. Für gewerbliche Nutzer würde es im Vergleich zu anderen Messenger-Diensten keine Rolle spielen.

Die EU-Kommission geht laut dem Financial-Times-Bericht jedoch davon aus, dass iMessage einen Anteil an Apples Erfolg habe. Indem dieser vorinstalliert sei und nur auf Apple-Geräten laufe, sei der Messenger-Dienst ein „wichtiges Element“ für das Ökosystem des Konzerns.

EU will Gatekeeper schärfer regulieren

Die Gatekeeper-Regelungen greifen für besonders große Plattformen, die den Zugang zur digitalen Wirtschaft kontrollieren und etwa bestimmen können, wie gewerbliche Anbieter mit Nutzern interagieren. Ob ein Dienst zu den Gatekeepern zählt, prüft die EU-Kommission. Für die Bewertung sind verschiedene Kriterien relevant. Dazu zählen: Der Jahresumsatz, der in der EU bei über 7,5 Milliarden Euro liegen muss, und die Anzahl der monatlich aktiven Nutzer. Bei Endnutzern liegt die Grenze bei 45 Millionen, bei den gewerblichen Nutzern sind es 10.000 pro Plattform.

Als die ersten Einstufungen zum DMA verkündet worden sind, galt iMessage noch als Fall, der genauer untersucht wird. Ob weitere Gatekeeper definiert werden, will die EU-Kommission im Februar entscheiden. Eine Übersicht der aktuellen Dienste bietet die folgende Grafik.

Digital Market Act: Betroffene Konzerne und Dienste
Digital Market Act: Betroffene Konzerne und Dienste (Bild: EU-Kommission)

Widerstand leistet Apple derweil nicht nur bei iMessage, auch der Safari-Browser soll aus der DMA-Liste verschwinden – allerdings mit einem kurios anmutenden Argument. So erklärte der Konzern etwa, es gebe nicht eine, sondern drei Safari-Versionen. Pro Betriebssystem (iOS, iPadOS und macOS) handele es sich um einen eigenständigen Dienst, die jeweils nicht die kritische Größe erreichen. Analysten gehen jedoch nicht davon aus, dass Apple sich damit bei der EU durchsetzen kann.

Bei den Messenger-Diensten betreffen die Vorgaben etwa auch WhatsApp. Hier zeigt sich die Bandbreite der DMA-Regeln, denn diese umfassen auch Interoperabilität. Das heißt: WhatsApp muss es ermöglichen, dass auch Nutzer anderer Messenger-Dienste sich mit den Nutzern austauschen können. Theoretisch ist es also möglich, dass bald Signal-Nutzer Nachrichten an WhatsApp-Nutzer schreiben können. Inwieweit die kleineren Messenger-Dienste mitspielen, lässt sich aber noch nicht absehen. Erste Reaktionen von Threema und Signal fallen ablehnend aus.