Interne Dokumente: Apple bezeichnete Android als „massives Tracking-Gerät“

Andreas Frischholz
114 Kommentare
Interne Dokumente: Apple bezeichnete Android als „massives Tracking-Gerät“
Bild: Department of Justice

Das „US-vs.-Google“-Kartellverfahren ist – wie üblich bei solchen Klagen – ein Fundus an Interna aus der Big-Tech-Welt. In diesem Fall betrifft es interne Apple-Dokumente aus dem Jahr 2013, in denen Android als „massive tracking device“ bezeichnet wird. Es geht um Apples Geschäftspraktiken und das Verhältnis zu Google.

Von den Dokumenten berichtet The Register. Veröffentlicht wurden diese vom amerikanischen Bundesjustizministerium, das auch die Kartellklage eingereicht hat. Der Vorwurf ist: Indem Google Smartphone-Hersteller, Netzbetreiber und Browser-Hersteller bezahlt, um die Suchmaschine als Standard voreinzustellen, werde die dominante Marktsituation missbraucht. Ein Vorgehen, das den Wettbewerb beeinträchtige.

Das meiste Geld aus diesen Abkommen erhält Apple. 2022 belief sich die Summe laut Medienberichten auf 18 bis 20 Milliarden US-Dollar. 2021 waren es noch 15 Milliarden von den insgesamt 26,3 Milliarden US-Dollar, die Google für die Standard-Suche-Abkommen ausgegeben hat.

Apple wollte auch Zugang zu Googles Suchdaten

In der Präsentation aus dem Jahr 2013 positionierte sich Apple deutlich pro Privatsphäre. Man setzte sich damit deutlich von der Konkurrenz wie Google oder Meta (damals noch Facebook) ab, deren Geschäftsmodell auf dem Auswerten von Nutzerdaten beruht. Einer der Kritikpunkte in der Präsentation: Google verknüpfe die Daten aus verschiedenen Diensten, ohne Nutzern eine Alternative zu geben. Auch Googles Datensammlung bei der Suche wurde angesprochen, während Apple unterstreicht, zu dieser Zeit etwa die Suchanfragen über Safari, Siri und Maps nicht für Werbung zu nutzen. In dem Kontext folgt dann auch die Aussage, Android sei ein „massive tracking device“.

Privatsphäre: Apple grenzt sich von Google ab
Privatsphäre: Apple grenzt sich von Google ab (Bild: Department of Justice)

Wie The Register analysiert, beschreibt das Dokument anschaulich, welcher Wettbewerb eigentlich zwischen den Konzernen besteht. Dieser gilt sowohl beim Betriebssystem (iOS vs. Android) als auch beim Browser (Safari vs. Chrome). Und der Fokus auf Privatsphäre ist der Aspekt, mit dem sich Apple bis heute von der Konkurrenz abgrenzt.

Dass Apple nun jährlich Milliarden-Beträge kassiert, um die Google-Suche zum Standard zu machen, werfe daher laut The Register Fragen auf. Das Magazin verweist in diesem Kontext auf einen Mail-Verlauf aus dem Jahr 2016, der ebenfalls im Rahmen der Kartellklage veröffentlicht wurde.

Dieser verdeutlicht, wie brüchig auch bei Apple die Grenzen im Umgang mit Nutzerdaten sind. In den Mails diskutieren Google-Mitarbeiter eine Apple-Anfrage, der Konzern möchte ebenfalls einen Zugang zu den Suchdaten. Auf diese Weise wollte man erfahren, auf welche Links die Nutzer in den Suchergebnissen klicken oder wie lange es dauert, bis eine Suchanfrage beantwortet wurde. Apple wollte mit diesen Informationen die Nutzererfahrung verbessern.

Google lehnte die Anfrage ab. Die Begründung: Diese Informationen wären Teil von Googles „geheimer Zutat“.

Lobende Worte vom Google-Chef

Heute betonen beide Konzerne öffentlich, wie reibungslos und im Interesse beider Konzerne die Kooperation derzeit verläuft. Das ist die Argumentationslinie in dem Verfahren. Laut Eddy Cue, verantwortlich bei Apple für die Dienste, wäre vor allem die Qualität der Google-Suche ausschlaggebend für die Voreinstellung – und weniger das Geld.

Für Google war es letzte Woche der CEO Sundar Pichai, der bei der Anhörung sowohl das Milliarden-Abkommen mit Apple als auch die mit weiteren Smartphone- oder Browser-Herstellern rechtfertigte. Von diesen Deals würden sowohl Google als auch die jeweiligen Unternehmen profitieren, sofern die Abkommen richtig ausgestaltet seien.

Bei Apple wäre das etwa der Fall. Durch die Kooperation könnten Safari-Nutzer sehr einfach und ohne Umwege die Google-Dienste verwenden. Damit würden Safari-Nutzer dann auch mehr Zeit mit dem Browser verbringen – ein Pluspunkt für Apple.

Gleichzeitig räumte der Google-Chef auch ein, dass die Abkommen einen Wert für Google haben. „Wir wissen, dass die Standard-Einstellung zu einer verstärkten Nutzung unserer Produkte und Dienste führt, in diesem Fall vor allem die Google-Suche“, so der Google-CEO laut Ars Technica.