Erfolg oder Unfreiheit: Bungie muss für Sony in Destiny 2 abliefern

Max Doll
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Erfolg oder Unfreiheit: Bungie muss für Sony in Destiny 2 abliefern
Bild: Sony

Die Stimmung bei Destiny-Entwickler Bungie ist mittlerweile schlecht. Das Studio versucht seine letzten Reste von Unabhängigkeit zu bewahren – und zwar um jeden Preis. Ob das Vorhaben gelingt, hängt auch von der nächsten Erweiterung für Destiny 2 ab.

Während der milliardenschweren Übernahme betonten sowohl Bungie als Sony noch, dass das Studio als unabhängige Tochter in den japanischen Großkonzern eingegliedert werde und „unabhängiges Multi-Plattform-Studio“ bleibe, das seine kreative Unabhängigkeit behalte. Laut einem Bericht von IGN gibt es allerdings Kleingedrucktes: Um diesen Status zu erhalten, muss Bungie finanzielle Ziele erreichen beziehungsweise darf sie nicht um eine zu große Summe verfehlen. Passiert das, darf Sony den Aufsichtsrat auflösen und sich so direktere Kontrolle über Bungie sichern. Aktuell sichert die Zusammensetzung des Gremiums Bungie eine Mehrheit von einer Stimme.

Bungie muss liefern

Da die kommende Erweiterung für Destiny, The Final Shape, ins nächste Jahr verschoben wurde und das nächste Shooter-Projekt mit der Bezeichnung Marathon Ressourcen frisst, hat Bungie allerdings derzeit Probleme, die Vorgaben von Sony zu erfüllen, berichtet IGN. In diesem Zusammenhang sei die Entlassung von rund 100 Angestellten zu sehen. Zudem habe das Management zahlreiche Sparmaßnahmen ergriffen, darunter die Streichung von Weihnachtsgeld, zusammengestrichene Reise-Budgets, eine Reduzierung von Veranstaltungen zur Verbesserung des Betriebsklimas und einen Einstellungsstop. Jahresboni seien derweil auf die vertraglich festgelegten Minima reduziert worden.

Das hat laut dem Bericht, der sich auf anonym bleibende Mitarbeiter stützt, zu einer „erdrückenden“ Stimmung bei Mitarbeitern geführt. Nicht nur seien langjährige und verdiente Angestellte mit hohem Ansehen bei der Belegschaft entlassen worden, die sich etwa um die Unternehmenskultur verdient gemacht hätten. Weitere Stellenstreichungen seien durch Personalchef Holly Barbacovi als „Hebel“ bezeichnet worden, den Bungie wieder nutzen werde. Darüber hinaus habe Bungie begonnen, die interne Qualitätssicherung zu verkleinern und unter Druck zu setzen, in vielen Teams werde über Outsourcing diskutiert. Dies bricht laut dem Bericht mit zahlreichen Traditionen bei Bungie.

Überraschend wäre die volle Integration von Bungie in Sonys Studiogeflecht am Ende nicht. Sie würde das Ende normaler Übernahmeprozesse markieren. Lediglich im Licht der Bungie-Geschichte überrascht sie, denn diese war langjährig von einem Streben nach Unabhängigkeit geprägt.