Konkurrent von X (Twitter): Meta will Threads im Dezember in der EU starten

Threads ist der Kurznachrichtendienst vom Facebook-Mutterkonzern Meta, der im Juli außerhalb der EU startete und binnen einer Woche 100 Millionen registrierte Nutzer verzeichnete – ein Rekord. Seitdem kämpft die Plattform zwar mit der Relevanz, nun soll aber zumindest der Start in Europa erfolgen.

Dass Threads in der EU erscheinen soll, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Quellen, die mit den Vorgängen vertraut sind. Der weltweite Start erfolgte bereits im Juli, zu dieser Zeit präsentierte sich Threads im Endeffekt als Twitter-Klon, der rudimentäre Funktionen lieferte.

Instagram-Anbindung verzögerte EU-Start

Bemerkenswert war die enge Anbindung an Instagram. Nutzer des sozialen Netzwerks konnten sich ohne Weiteres auch bei Threads anmelden. Mit dieser Hilfe aus dem eigenen Haus befeuerte Meta den Start, mehr als 100 Millionen Nutzer registrierten sich binnen einer Woche – damit stellte man einen neuen Rekord auf, den zuvor erst ChatGPT für einige Monate innehatte.

Weil Threads so eng mit Instagram verknüpft war, verzögerte sich aber der Start in der EU. Der Grund sind die Vorgaben aus dem Digital Market Act (DMA). Dieser untersagt es Betreibern von marktbeherrschenden Plattformen, eigene Dienste in dieser Form zu unterstützen. Daher erfolgen nun Anpassungen. So soll es künftig möglich sein, Threads-Beiträge auch ohne eigenes Profil lesen zu können. Zudem sollen Nutzer ihr Konto löschen können, ohne gleichzeitig auch das verknüpfte Instagram-Konto zu löschen.

Konkurrenzkampf mit X

Threads will mit X konkurrieren, noch befindet man sich aber nicht auf Augenhöhe. Nach dem Start waren die Nutzerzahlen rückläufig. Im August lagen diese nur noch bei 10,3 Millionen pro Tag, wie aus Zahlen des Analysedienstes SimilarWeb hervorging. Seitdem stabilisierte sich die Lage. Das Wall Street Journal verweist auf Daten von SensorTower. Demnach kommt Threads monatlich auf 73 Millionen Nutzer weltweit, bei X (Twitter) sind es 365 Millionen.

Mit dem EU-Markt könnte Threads nochmal Auftrieb erhalten. Analysten sprechen von einem Zuwachs von potenziell 40 Millionen Nutzer pro Monat in 2024. „Ein Start in Europa würde sicherlich mehr Menschen auf die Plattform bringen und zu mehr Gesprächen und Nutzung führen“, erklärte die Analystin Debra Aho Williamson gegenüber dem Wall Street Journal. Meta müsse aber immer noch erst herausfinden, was Threads ist.

Meta versucht Threads auf verschiedenen Wegen zu fördern. So erscheinen etwa Beiträge aus dem Kurznachrichtendienst auch auf Facebook. Zudem wird der Dienst laufend um Neuerungen ergänzt, in der Regel handelt es sich aber noch um grundlegende Funktionen wie eine optimierte Suchfunktion.

Entscheidend ist aber die Konkurrenz zu X, man will von Elon Musks Eklats profitieren. Im Sommer war es die erratische Einführung von Leselimits, die eine Abwanderungswelle begünstigte. Aktuell kämpft X mit Werbekunden, die keine Anzeigen mehr schalten, weil Musk Mitte November antisemitische Inhalte teilte. Er entschuldigte sich zwar für diesen Vorfall, attackierte zugleich aber auch die Unternehmen, die die Anzeigenschaltung auf X stoppten.