Ein Marktführer entsteht: Synopsys will Ansys für 35 Milliarden US-Dollar übernehmen

Volker Rißka
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Ein Marktführer entsteht: Synopsys will Ansys für 35 Milliarden US-Dollar übernehmen
Bild: Synopsys

Zwischen den Jahren bereits ein Gerücht, ist es nun offiziell: Synopsys will Mitbewerber Ansys für 35 Milliarden US-Dollar schlucken. Damit würde ein neuer Marktführer im Bereich der Chipentwicklung (z.B. EDA-Tools) entstehen, weshalb die geplante Übernahme kein Selbstläufer werden dürfte – Stichwort Kartellbehörden.

EDA: Werkzeuge für die Chipentwicklung

Design, Simulation, Emulation und mehr sind notwendig, bevor ein Chip zum Leben erweckt werden kann. Dafür gibt es ganze Softwarepakete, so genannte EDA-Tools (Electronic Design Automation), auf einem jedoch vergleichsweise kleinen Markt. Auf dem sind nur wenige Anbieter aktiv, er ähnelt letztlich der Halbleiterbranche ansich: Wenige Hersteller bestimmen den Markt. Bei den Anlagen für die Chipfertigung ist es nicht anders: ASML und dessen Zulieferer Zeiss bestimmen maßgeblich, was Firmen wie TSMC oder Intel fertigen können, weltweit.

Im Bereich Entwicklungswerkzeuge zählen Synopsys, Siemens EDA (früher Mentor) und natürlich Cadence zu den Großen, Ansys spielt eher schon in der zweiten Reihe in leicht anderen Bereichen etwas abseits mit. Wenn nun jedoch zwei aus dem kleinen Kreis zu einem ziemlich hohen Preis zusammenarbeiten sollen, weckt das dennoch Aufmerksamkeit.

35 Milliarden US-Dollar stemmt dabei auch Synopsys nicht einfach so nebenbei. Mit einem Jahresumsatz von rund 5,8 Milliarden US-Dollar bei einem Gewinn von zuletzt 1,2 Milliarden US-Dollar im Jahr kann Synopsys rund 19 Milliarden US-Dollar direkt selbst finanzieren. Darüber hinaus werden neue Schulden aufgenommen sowie Synopsys-Aktien gegen Ansys-Anteile getauscht.

Der 21. Dezember 2023 wurde als Stichtag für die Bewertung herangezogen. Denn am Tag danach tauchte das erste Mal das Gerücht auf, dass es eine Übernahme geben könnte, die dann zwischen Weihnachten und Neujahr höher kochten. Der Kurs von Ansys ging daraufhin um bis zu 17 Prozent nach oben, während Synopsys um zehn Prozent nachgab – ein ziemlich normales Verhalten.

Alles eine Frage der Zustimmung der Wettbewerbshüter

Der bereits stark eingeschränkte Markt und Zugang, der zuletzt vor allem aus Sicht kleinerer und mittlerer Unternehmen kritisiert wurden, dürfte ein gefundenes Fressen für die Wettbewerbshüter und Kartellbehörden sein. Ohne große Zugeständnisse dürfte das für Synopsys vermutlich deshalb kein Selbstläufer sein. Vor allem China schien zuletzt bei diesem Thema unberechenbar zu sein, fasst Reuters zusammen. Bis zum kommenden Jahr dürften sich die Übernahmeverhandlungen daher sicherlich ziehen.