CES 2024

QDEL alias NanoLED: Neuer Prototyp der eierlegenden Display-Sau auf der CES

Michael Günsch
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QDEL alias NanoLED: Neuer Prototyp der eierlegenden Display-Sau auf der CES
Bild: Sharp (via CNET)

Gerade lösen OLED-Displays die dominante LCD-Technik in immer mehr Bereichen ab. Bei Kontrast und Reaktionszeit ist OLED klar überlegen, aber die Haltbarkeit der organischen Leuchtdioden ist ein Schwachpunkt. Eine neue Technik will alles besser machen. Nanosys und Sharp zeigten neue Prototypen.

Noch ist sie nicht bereit für die große Bühne, doch in einem kleinen Hinterzimmer hat Sharp die Quantum Dot Electroluminescent Display (QDEL) genannte Technik vorgeführt. Viel mehr als ein früher Prototyp mit 12,3" Zoll im klobigen Kasten samt Steuerelektronik und Stromversorgung war es aber nicht. Während die eigentliche Quantum-Dot-Technik von Nanosys stammt, hat Sharp diese mit seiner eigenen „IGZO TFT Matrix“ kombiniert. Nur hinter einem Vorhang war wiederum eine Ausführung mit 30 Zoll zu sehen, berichtet Digital Trends.

Weitere Bilder und etwas mehr technische Details kann CNET liefern. So soll der 12,3-Zoll-Prototyp eine Auflösung von 1.920 × 720 Pixeln und damit eine Bildpunktdichte von 167 ppi besitzen. Das sind keine beeindruckenden Werte, doch bestehe Potenzial für weitaus höhere Pixeldichten. So beschreibe Sharp in einem Whitepaper das Erreichen von 3.994 ppi auf einem Silizium-Wafer und sei optimistisch, bis zu 6.048 ppi umsetzen zu können.

Prototyp eines QDEL- oder nanoLED-Displays auf der CES 2024
Prototyp eines QDEL- oder nanoLED-Displays auf der CES 2024 (Bild: Sharp (via CNET))

Das steckt hinter QDEL

Während Quantum Dots bisher nur in Folienform als ergänzende Farbgeber in LCDs oder OLED-Displays eingesetzt werden, stellen sie in Kombination mit einer aktiven TFT-Matrix selbst Lichtquelle und Pixel in einem dar. Es werden also keinerlei zusätzliche Leuchtdioden benötigt.

Gerade dieser einfache Aufbau soll die Technik zum einen günstig machen. Potenziell könnten bisherige LCD-Produktionslinien einfach umgerüstet und weiter genutzt werden, heißt es. Neue Fabriken müssten für QDEL also nicht entstehen.

Ferner sollen die QDEL-Displays ein größeres Farbspektrum bieten, dabei aber genauso flexibel und druckbar (printable) wie OLEDs sein. Auch die Skalierung vom winzigen Smartwatch-Displays bis zum Großformat-Fernseher sei möglich. Ein Burn-In-Risiko wie bei OLED bestehe nicht und die Energieeffizienz sei ohne nötige Farbfilter sehr hoch.

Die zweite Demo nach einem Jahr

Bereits ein Jahr zuvor hatten Nanosys und Sharp ein 6-Zoll-Display nach gleichem Prinzip vorgeführt, das „flach wie ein bunt leuchtendes Stück Papier“ auf dem Tisch lag und über jede Menge Kabel mit diversen Leiterplatten verbunden war, wie CNET-Autor Geoffrey Morrison seinerzeit berichtet hatte.

In dem Artikel von der CES 2023 beschreibt ComputerBase die auch als NanoLED Display oder „echtes QLED“ bezeichnete Technik im Detail.

Auch BOE forscht an echten QLED-Displays

Beim chinesischen Display-Hersteller BOE wird ähnliches erforscht. AMQLED, was für Active Matrix Quantum Dot Light Emitting Diode steht, heißt der Ansatz, der im vergangenen Mai auf der Display Week 2023 mit einem 55"-4K-Display demonstriert wurde.

Bisher nur große Erwartungen

Auch wenn die Technik so revolutionär und in vielen Belangen überlegen erscheint, bleibt das große Fragezeichen in puncto Marktreife. Wann QDEL den Markt erreichen wird, ist weiterhin unklar. Nanosys hatte vor einem Jahr zumindest einmal einen groben Zeitrahmen von „nicht vor 2025 oder 2026“ genannt. Wie anfangs auch bei OLEDs soll die Farbe Blau ein limitierender Faktor sein. Zunächst müsse die Lebensdauer von blauen Quantum Dots gesteigert werden, hieß es vor einem Jahr.

Über Nanosys

Im Jahr 2001 im kalifornischen Milpitas gegründet, hat sich Nanosys zum führenden Entwickler und Hersteller von Quantom-Dot-Materialien für die Display-Branche gemausert. Zu den Abnehmern gehören große Display-Hersteller wie LG oder Samsung. Mittlerweile sollen mehr als 1.000 Produkte die QD-Technik von Nanosys nutzen, die sich über 70 Millionen Mal verkauft habe. Das Unternehmen hält nach eigenen Angaben mehr als 800 Patente.

Für die Entwicklung von MicroLED- und NanoLED-Technik hatte Nanosys im Sommer 2022 weitere Finanzspritzen in Höhe von über 50 Millionen US-Dollar von Investoren erhalten.

Seit September 2023 gehört das Quantum-Dot-Geschäft von Nanosys zum japanischen Chemiekonzern Shoei Chemical.

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