Zeitenwende im Konsolenkrieg: Microsoft soll Spiele auf Switch und PlayStation bringen

Dennis Krause
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Zeitenwende im Konsolenkrieg: Microsoft soll Spiele auf Switch und PlayStation bringen
Bild: Gage Skidmore | CC BY-SA 2.0

Es wäre eine Zeitenwende: Microsoft soll bereits diese Woche zusammen mit Nintendo konkrete Pläne vorstellen, bisher Xbox-exklusive Titel auch auf die Konkurrenzplattformen Nintendo Switch und Sony PlayStation zu bringen. Damit könnte der seit Jahren vorherrschende Kampf um exklusive Konsolentitel einseitig beendet werden.

Bereits letzte Woche keimten erste Gerüchte rund um eine Wende in der geschlossenen Produktpolitik im Konsolenmarkt auf. Sony ist vor einigen Jahren mit PC-Portierungen wie Horizon: Zero Dawn (Test) oder Spider-Man: Miles Morales (Test) bereits einen ersten Schritt gegangen. Microsoft soll nun einen noch größeren gehen und bisher exklusive Spiele auch auf die Konsole des direkten Konkurrenten Sony bringen. Das berichten Eurogamer und The Verge.

Event am kommenden Donnerstag

Begleitet werden diese Gerüchte von der Ankündigung eines „Special Edition“-Podcasts mit Gaming-Chef Phil Spencer, Xbox-Präsidentin Sarah Bond und Matt Booty von Xbox Game Studios für Donnerstag um 21 Uhr. Später, am selben Tag, könnte ebenfalls eine Nintendo Direct stattfinden. Xbox-Spielankündigungen für die Nintendo Switch könnte hier eine Bühne geboten werden.

Alle Spiele oder nur ausgewählte?

Wie weit die Öffnung gehen soll, ist zu diesem Zeitpunkt allerdings noch gänzlich unklar: Nach Angaben von The Verge sollen Hi-Fi Rush, Sea of Thieves und größere Titel wie Starfield sowie Indiana Jones intern genannt worden sein. Einige der bisher exklusiven Spiele sollen schon dieses Jahr auf den Plattformen der Konkurrenz erscheinen, heißt es weiter.

Das Spielportfolio ist gewaltig

Doch das wäre nur ein Bruchteil dessen, was Microsoft im Portfolio hat: Mit dem Kauf von ZeniMax Media Inc. und Activision Blizzard hat sich Microsoft ein großes Portfolio an absatzstarken Spiele-IPs gesichert. Die Wettbewerbshüter aus den USA und Großbritannien haben sich bei der letzten Übernahme mit Verweis auf die gewaltige Marktmacht gesträubt, der Eingliederung zuzustimmen. Schlussendlich haben die Kartellwächter allerdings ihr Ja gegeben.

Mehr Spielumsatz als Ziel?

Möglicherweise stellt der Schritt für den Redmonder Konzern deshalb weniger Appeasement-Politik für Regulierungsbehörden dar, sondern eher einen kalkulierter Schritt in Richtung neuer Absatzmärkte: Der Xbox Game Pass schwächelte nach Analysen zuletzt und blieb mit einem Nutzerzuwachs von 33 Prozent in zwei Jahren deutlich hinter den anvisierten 73 Prozent zurück, Phil Spencer sah ihn bereits im Jahr 2022 nicht mehr als Zugpferd für zukünftiges Wachstum.

Game Pass as an overall part of our content and services revenue is probably 15 percent, i don’t think it gets bigger than that. I think the overall revenue grows so 15 percent of a bigger number, but we don’t have this future where I think 50–70 percent of our revenue comes from subscriptions.

Phil Spencer im Oktober 2022

Dafür überragte bei Micrososft im letzten Quartal der Umsatz mit Spielen erstmals die Windows-Einnahmen, auch durch das gesteigerte Produktportfolio. Es ist dementsprechend nicht auszuschließen, dass sich die Spiele-Abteilung auf die breitere Vermarktung der Produkte auch außerhalb des Microsoft-Ökosystems fokussieren möchte.

Zukunft der Xbox?

Wie sich der Verzicht auf den exklusiven Status von Spielen mit den Hardware-Verkäufen der Xbox vertragen wird, ist eine Frage, die der Konzern, sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, am Donnerstag erklären dürfte. Spieler, die bisher nur wegen des Exklusivkampfes auf die Xbox setzten, könnten nun zur japanischen Konkurrenz von Nintendo und Sony wechseln, wenn die relevanten Spiele dort ebenfalls verfügbar sind.