Deutsche Bahn: Testfahrten für 5G mit 3,6 GHz entlang der Schienen

Andreas Frischholz
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Deutsche Bahn: Testfahrten für 5G mit 3,6 GHz entlang der Schienen
Bild: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger

Um den Mobilfunkempfang in Zügen zu verbessern, will die Deutsche Bahn die Integration von 5G vorantreiben. Wie sich der aktuelle Mobilfunkstandard auch in schnell fahrenden Zügen nutzen lässt, prüft man derzeit in Testfahrten.

Die Herausforderung bei 5G mit hohen Frequenzbändern ist die niedrigere Reichweite. Es sind mehr Sendeanlagen erforderlich, um die höheren Datenübertragungsrate zu gewährleisten. Für die Bahn heißt das also, es müssen mehr Funkmasten entlang der Strecken errichtet werden.

Teststrecke mit Sonderzug

Wie sich 5G umsetzen lässt, prüft die Bahn daher im Projekt „Gigabit Innovation Track“, berichtet die Tagesschau. Auf einer zehn Kilometer langen Teststrecke zwischen Karow und Malchow in Mecklenburg-Vorpommern führt die Bahn heute erste Fahrten durch. Dabei verwendet man Sendeanlagen, die das 3,6 Gigahertz-Frequenzband nutzen.

Deutsche Bahn: Ausbau der 5G-Teststrecke
Deutsche Bahn: Ausbau der 5G-Teststrecke (Bild: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger)

Für die Testfahrten verwendet die Bahn einen ausrangierten ICE, der sowohl innen als auch außen mit zusätzlichen Antennen ausgestattet worden ist. So will man unter anderem ermitteln, wie sich der Wechsel von Funkzellen auf die Stabilität der Verbindung auswirkt.

Unterstützung erhält die Bahn aus der Industrie. An dem Projekt beteiligt sind Telefónica (O2), der Funkmastbetreiber Vantage Towers und der Netzwerkausrüster Ericsson. Die Testphase läuft zunächst bis zum Jahresende, dann will die Bahn mit den Projektpartnern die Ergebnisse sowie Vorschläge für die Politik präsentieren.

20.000 neue Mobilfunkmasten für 5G mit hohen Frequenzen

Ausgehend von den Erkenntnissen soll sich dann entscheiden, inwieweit der 5G-Ausbau mit hohen Frequenzbändern entlang der Schienen durchgeführt werden kann. Auch die Finanzierung spielt eine Rolle.

Angesichts der aktuellen Angaben wirkt das Vorhaben ohnehin zweifelhaft. Derzeit geht die Bahn davon aus, dass 20.000 neue Mobilfunkmasten erforderlich wären, um eine stabile, schnelle 5G-Abdeckung zu gewährleisten. Das aktuelle Projekt muss daher zeigen, dass der Ausbau technisch sinnvoll ist und auch die Kosten beherrschbar sind.

Ausbau mit LTE im Fokus

Ein verbesserter Mobilfunkempfang steht ohnehin auf der Agenda der Bahn. Gemeinsam mit Netzbetreibern arbeitet der Konzern derzeit aber vor allem daran, die Schienen flächendeckend mit LTE abzudecken.

Hinzu kommen noch weitere Baustellen. So haben die Scheiben vieler Züge eine isolierende Schicht, die Wärmestrahlen dämpfen soll. Was gut für eine energieeffiziente Klimatisierung der Züge ist, schadet aber dem Mobilfunkempfang. Neue Züge werden bereits mit angepassten Scheiben ausgeliefert. Bei der Bestandsflotte will die Bahn die Scheiben mit einem Laser-Verfahren bearbeiten, sodass Mobilfunksignale bis zu 100 mal besser als zuvor ins Zuginnere gelangen können.