Ich mische mich eigentlich nur selten in Diskussionen ein, allerdings werden hier viele Halbwahrheiten verbreitet. Ich gebe auch nicht den Usern die Schuld dafür, sondern dem Marketing Geschwätz der Telekom.
Ich habe bei der Telekom gelernt und arbeite mittlerweile für einen anderen größeren Anbieter. Wir sind zwar hauptsächlich im Geschäftskundenbereich mit SDSL vertreten, allerdings stellen wir auch DSLAMs für 1&1, Tele2, Congstar und noch ein paar andere bereit. Ich bin hier auch jeden Tag auf diversen DSLAMs eingeloggt und setzte auch jeden Tag Profile auf diesen, darum bin ich in der glücklichen Lage hier etwas beisteuern zu können.
Hier erst mal ein paar Fakten:
Im ADSL Bereich sind so gut wie alle DSL-Profile dynamisch (Stichwort RAM). Sie haben einen Minimalwert mit dem sie Synchronisieren und einen Maximalwert (jeweils für Up- und Downstream). Es gibt hier auch Ausnahmen, es ist nicht unmöglich feste Profile zu setzten, allerdings wird das im normalen Betrieb in der Regel nicht gemacht (auch nicht bei der Telekom).
Und so funktionieren die DSL-Profile:
Die meisten Profile haben einen minimal Downstream Wert von 32 oder 128 kbit/s. Setzt man jetzt ein Standard Profil mit einem Maximalwert von z.B. 16000 kbit/s im Downstream wird die Leitung versuchen so dicht wie möglich an diesen Wert ran zukommen, ohne einen SNR von 6db zu weit zu unterschreiten.
Im ADSL Bereich wird immer ein SNR von 6db angestrebt, weil es unter diesem Wert zu Instabilitäten kommen kann. Es gibt allerdings auch Leitungen, die unter bestimmten Umständen auch mit weniger auskommen. Hier kommt es dann aber meisten bei Spitzenlasten zu Abbrüchen.
Es gibt auch noch einige spezial Profile die z.B. einen höheren Ziel SNR halten sollen, aber das tut hier jetzt nichts zu Sache.
Auf den Minimal- bzw. Maximalwert im Upstream gehe ich auch nicht weiter ein, da diese in der Praxis oft keine all zu große Rolle spielen.
Was macht die Telekom:
Die Telekom berechnet anhand der Querschnitte und Längen der jeweiligen Abschnitte der Leitung zum Kunden einen ungefähren Dämpfungswert.
Nun gibt es eine Tabelle in der steht, bis zur welcher Dämpfung welche Geschwindigkeit geschaltet wird. Aktuelle Versionen dieser Tabelle findet man afaik nicht mehr im Netz, allerdings war sie mal bei Wikipedia. Auf einigen Seiten findet man diese Tabelle noch (
hier z.B.), allerdings gibt auch die Telekom mittlerweile durchaus etwas mehr frei.
Es wird hier übrigens immer von der Dämpfung im Downstream ausgegangen. Liegt jetzt also eine berechnete Dämpfung von z.B. 32db an, wird ein Profil mit maximal 3072 kbit/s im Downstream gesetzt, unabhängig davon, was die Leitung wirklich hergibt.
Und was verkauft uns die Telekom als RAM?
Ganz einfach. Wenn man ganz lieb fragt, wird ein Profil mit einem maximal Wert eine Stufe höher gesetzt (manchmal auch mehr). Die Leitung synchronisiert dann mit dem neuen Maximalwert unter Berücksichtigung des Ziel SNR von 6db.
Die Telekom vermarktet das als neue Technik, allerdings funktionieren DSL Profile schon immer so (seit ADSL2+) und einige Anbieter haben auch schon immer so gehandelt.
Und warum sollen einige Hauptverteiler das nicht können?
Das ist Schwachsinn. Die 3 größten Anbieter von DSLAMs sind Huawei, Alcatel und Lucent. Jeder dieser DSLAMs funktioniert auf die oben beschriebene weise (Lucent stellt hier eine kleine Ausnahme da, allerdings kommt am Ende das gleiche bei raus). Grundsätzlich ist also jeder Hauptverteiler in der Lage RAM einzusetzen.
Warum macht die Telekom es denn nicht?
Hier gibt es 2 Hauptgründe.
Erstens habe Leitungen, die so eingestellt werden, weniger Spiel. Bei starker Last neigen sie eher zu Abbrüchen.
Zweitens (hängt mit erstens zusammen) beeinflussen sich die Leitungen gegenseitig mehr. Um so mehr Leitung in einem Hauptkabel um die maximale Geschwindigkeit "kämpfen", desto instabiler wird es. Aus diesem Grund wird man oft mit "technisch nicht möglich" abgespeist.
Grade in Ballungszentren, wo nur wenig Leitungen frei sind, aber viele Kunden versorgt werden müssen, macht die Telekom dies äußerst ungern.
Hier spielen die sogenannten Trennbedingungen eine Rolle. Diese besagen, dass keine 2 DSL-Anschlüsse in einem Kabel nebeneinanderliegen dürfen. Aber das ist in großen Städten mit vielen Kunden nicht immer möglich.
Um die Beeinflussung von Anfang an zu bekämpfen, gibt es bei den meisten Anbietern die Dämpfungsgrenzen überhaupt. Das gewährleistet eine maximale Stabilität für alle.
In einer perfekten Welt, in der die Trennbedingungen immer eingehalten werden, ist dann auch RAM für jeden möglich.
Dies ist auch eine der Gründe warum jeder Anbieter Glasfaser will. Keine Beeinflussung mehr und so gut wie keine Dämpfung.
Ich hoffe einige finden diesen Beitrag hilfreich, auch wenn andere mir nicht Glauben werden und mich als Hexer beschimpfen
Und um die eigentliche Frage zu beantworten:
Mit diesen Leitungswerten sind ca. 6000, maximal 7000 (allerdings unwahrscheinlich) möglich.
Eine 16000er Leitung ist absolut nicht möglich. Entweder rundet der Check gut auf, oder es Läuft über einen anderen Provider der seinen DSLAM dichter an deiner Wohnung hat (Outdoor DSLAM z.B.).