Unterstützung für hilfsbedürftige Kinder

DerOlf schrieb:
Ich halte es für nicht ganz unwahrscheinlich, dass koloniale Strukturen stark zu dieser Unmündigkeit beigetragen haben (das Konzept der erlernten Hilflosigkeit sagt dir hoffentlich was).
Und jetzt willst du die Unmündigkeit weiter fördern, indem du gutes Geld schlechtem hinterher wirfst?
In dem Moment, wo dem "armen kleinen Negerkind im Fernsehen" dein Geld spendest, wird dieses ach so arme kleine Kind nebst seiner ganzen Sippe nur dazu ermutigt genau DIESE Armut aufrecht zu erhalten. Solange man nur jämmerlich genug aussieht wird sich irgend ein Weißer schon schuldig fühlen und uns durchfüttern.

Ich sage: Lass sie machen. Abschotten und abwarten. Wenn sie überleben WOLLEN und SOLLEN, dann werden sie überleben. Wenn sie aussterben, tja. Sie hatten 150-200 Jahre Zeit, sich selbständig lebensfähig zu machen. Da kann man nicht davon sprechen, dass gerade noch eine Form von Kulturschock wirkt und sich das in 1-2 Generationen auswächst.

Ich denke, dass die jüngere Geschichte eindrucksvoll gezeigt hat, dass die Hautfarbe nichts über individuelle Fähigkeiten aussagt, solange alle den gleichen Zugang zu Ressourcen und Bildung haben.
Jap... der schwarze US-Präsident heute ist genauso ein unfähiger Lügenbaron wie sein weißer Vorgänger. Nur... am Ende ist er ein williger Sklave des weißen Senats. Hat sich so viel geändert?

Ebenso sollte dir klar sein, dass für Spenser der "Zivilisationsprozess" zwingend auf europäische Verhältnisse hinauslaufen muss.
Nun, wie sich die Haitianer ihre Zivilisation vorstellen sieht man ja: Passiv rumhocken und die Hände aufhalten.

Mal ehrlich: Wie viele schwere Erdbeben gab es in den letzten 20 Jahren in Italien, Griechenland oder Japan? Wie viele dieser Gebiete sahen nach 3-4 Jahren schon weitestgehend wieder normal aus? Wurde da etwa MEHR geholfen als in Haiti? Ich bezweifle es. Die Hilfe wurde nur nicht nur angenommen sondern aktiv unterstützt.
Hilfe = Hilfe zur Selbsthilfe... und genau das scheitert in Haiti, die Bevölkerung will sich nicht selbst helfen. Sie hatte alle Chancen, sie hat sie alle vertan.
 
in laquila (weiss den namen der italienischen stadt nicht mehr genau) herrscht nach jahren immer noch kein normalzustand. aber diese staaten verfügen über eine entsprechend starke volkswirtschaft, die ein solches erdbeben wegstecken kann. geld ist, auch ohne spenden, da, um den normalzustand wiederherzustellen. und es gibt ein versicherungsnetz, dass die schäden zu grossen teilen auffängt. in haiti fehlt das alles ganz bestimmt. kommt auch die frage des wissens hinzu. dieses ist nämlich hier vorhanden, gerade japan ist ziemlich erdbenensicher, wenn ich mich nicht täusche. in haiti fehlt beides, das wissen, erdbebensicher zu bauen und das geld, um den normalzustand wiederherzustellen. insofern würde ich entwicklungshilfe doch in gewisser weise befürworten, wenn damit sowohl wissenstransfer als auch ein nachhaltiges ergebnis daraus entsteht, um dann die entwicklungshilfe wieder einzustellen. sprich, ich zahle, damit der fischer lernt, wie man fischt und wenn er es weiss, gibts kein geld mehr, denn er weiss ja, wie man fischt. man muss im einzelnen schauen, welches konzept hier langfristig zum erfolg verhilft. nur, solche hilfe ist, wie alles andere auch auf der welt, nicht gratis. insofern kann finanzielle unterstützung für solche organisation, die auf ein langfristige ergebnis hinarbeiten, durchaus sinn machen.

den vorwurf, daaron, an die haitaner, kann so sicher nicht stimmen. vielmehr sehe ich das problem auf allen ebenen, sowohl in haiti als auch bei den hilfsorganisationen. z.b. hat eine us-organisation temporäre hütten errichtet, die teurer als die definitiven waren und erdbebensicher waren die auch nicht. wobei irgendwie wunderts mich nicht, nicht mal zuhause sind sie ja fähig eine windfeste hütte an der ostküste zu errichten. :D
 
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Daaron schrieb:
Und jetzt willst du die Unmündigkeit weiter fördern, indem du gutes Geld schlechtem hinterher wirfst?

Nicht ganz - ich glaube nur nicht daran, dass jedes Geld und jede Sachleistung die nach Haiti fließt einfach folgenlos verdampfen muss.

In dem Moment, wo dem "armen kleinen Negerkind im Fernsehen" dein Geld spendest, wird dieses ach so arme kleine Kind nebst seiner ganzen Sippe nur dazu ermutigt genau DIESE Armut aufrecht zu erhalten. Solange man nur jämmerlich genug aussieht wird sich irgend ein Weißer schon schuldig fühlen und uns durchfüttern.

Wieder ein Grund mehr, auch für die nächsten 10 Jahre keinen Fernseher zu besitzen ;)
Ich spende mein Geld übrigens nicht dem armen kleinen Kind persönlich (das muss es ohnehin nur abgeben), sondern Organisationen, deren Programm ich studiert und deren geplante Aktionen ich für gut befunden habe. "Katze im Sack" kaufe ich nicht.

Isolieren und aussitzen?
Das ist genau das, was man vielleicht tun sollte - denn damit wäre der Weg frei für eine echte Entwicklung.
Natürlich dauert das lange und wird wahrscheinlich ziemlich hässlich. Und natürlich wird unser mediales Gewissen nicht wegsehen können, wenn Haiti für die nächsten paar Hundert Jahre das durchmacht, was Europa seit dem Mittelalter durchmachen musste.
Vielleicht sind ein paar Hundert Jahre Gewaltexzesse und Volkselend ja die einzige Möglichkeit, um quasi-feudale Strukturen zu überwinden?
 
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DerOlf schrieb:
Nicht ganz - ich glaube nur nicht daran, dass jedes Geld und jede Sachleistung die nach Haiti fließt einfach folgenlos verdampfen muss.
Oh, folgenlos ist das Geld nicht... Es gibt mindestens 2 Folgen: Unserer Volkswirtschaft fehlt es und die Empfänger gewöhnen sich daran, immer schön die Hand aufzuhalten.
 
Und wiedermal habe ich es nicht so formuliert, dass es @Daaron nicht hätte falsch verstehen können ...

Ich meinte natürlich "nicht folgenlos" im Bezug auf die Entwicklung Haitis.
Denkst du, die geht besser OHNE meine Spende?
Denkst du tatsächlich, dass es der dt. Volkswirtschaft etwas bringt, wenn ich es unterlasse, ab und zu mal 20 bis 100 Euronen für Hilfsorganisationen zu Spenden?
Ich wusste garnicht, dass es der armen deutschen Volkswirtschaft schon so schlecht geht, dass sie auf das bisschen angewiesen ist.
Ehrlich, das kann doch nur ein Witz gewesen sein.
 
DerOlf schrieb:
Denkst du, die geht besser OHNE meine Spende?
Langfristig? Ja. Langfristig (also über viele Generationen hinweg) muss in solchen Gebieten eine autonome Lebensfähigkeit entstehen. Wenn das temporär für hässliche Zustände sorgt, dann ist das eben so.
Kurzfristig geht es denen aber nicht SCHLECHTER ohne deine Spende. Haben denn die Abermillionen, die spätestens seit dem letzten großen Erdbeben
reingebuttert wurden irgend eine wahrnehmbare Verbesserung gebracht? Na ich denke mal nicht...

Denkst du tatsächlich, dass es der dt. Volkswirtschaft etwas bringt, wenn ich es unterlasse, ab und zu mal 20 bis 100 Euronen für Hilfsorganisationen zu Spenden?
Everything counts in large amounts.
Deine Spende macht das Kraut nicht fett, aber ein paar tausend Menschen Spenden? Zwischen dem Erdbeben und 2012 belief sich das globale Spendenvolumen für Haiti auf irgendwas um die 10Mrd USD. Teilt man das auf die "üblichen Verdächtigen" auf, kannste wohl grob 50/50 zwischen dem Schengen-Raum und den USA annehmen, wobei innerhalb der EU Deutschland natürlich wieder mal die Flagge am höhsten hält, man muss ja eine Erbschuld tilgen.
 
Es sollte natürlich primär darum gehen, dass sich dort eine autonome Lebensfähigkeit entwickelt ... und dabei helfen auf 100Mrd nicht, wenn das Geld so hohlköpfig eingesetzt wird, wie es die internationalen Helfer auf Haiti ganz offensichtlich getan haben.
Die angeblich korrupte Regierung hat davon nur scheinbar extrem wenig zu sehen bekommen.

Ich habe gerade eine Doku zu dem Thema gesehen. Sie hieß "Vergebene Hilfe? Haiti", bei YouTube (wie bekomme ich es hin, das diese Videos nicht direkt eingebettet werden? Kann man das auch so editieren, dass es nur als Link auftaucht?).

Und danach blieb bei mir das Gefühl, das es Haiti heute ohne die internationale Hilfe inkl. Medienrummel um prominete Helferchen etwas besser gehen könnte.
Aber die IHRC war dort, und hat scheinbar höchstens ein paar Alibi-Haitianer in die Entscheidungen einbezogen, hat unsummen von Geld an Organisationen verteilt, die dann nichtmal dazu in der Lage waren, sich untereinander abzusprechen, völlig sinnlose Bauprojekte durchdrücken wollten, oder deren "Schatzmeister" sich einfach verdrückt hat.
Besonders interessant fand ich die Geschichte des Premierministers zur Sicherheitslage und seinen Polizeikräften - neue Polizisten kann er ausbilden lassen (was scheinbar dringend nötig ist und von teilen der Bevölkerung gefordert wird), aber diese Polizisten kann er dann nichtmal mit Schlagstöcken oder anderen Waffen ausstatten, da über Haiti ein Waffenembargo verhängt wurde. Gleichzeitig macht ihm die Internationale Staatengemeinschaft aber auch Druck wegen der desolaten Sicherheitslage in den Auffanglagern und würde ihn sicherlich scharf verurteilen, wenn er sich an Waffenschieber wenden würde.
Zumindest wenn dieser Doku zu glauben ist, wäre Haiti ohne Hilfe fast besser dran gewesen - so war es vor allem ein prestigeträchtiges Vergnügen für charity-Profis, die internationale Presse war ja auch oft dabei.

Aber wie bekommt man eine solche autonom lebensfähige Struktur auf Haiti hin?
Wahrscheinlich muss man da einfach auf die Haitianer vertrauen. Hässlich wirds werden, und genau da werden die charity-Profis nicht einfach zusehen wollen. Wieder werden kleine hübsche Mädchen im Fernsehen Rotz und Wasser heulen, und wieder werden Spenden in Milliardenhöhe fließen und die Organisationen werden sich die Hilfe nicht aus den Händen nehmen lassen. Und genau deswegen wird sich dann wohl wieder nichts ändern.

Da kann man sich nur noch drüber freuen, wenn Organisationen denen man gespendet hat auch in Deutschland (oder Europa) tätig sind ... Oder wenn man direkt einer Schule spenden konnte (statt nur einer Organisation, die verspricht, die Schulen zu unterstützen - unter Anderem).

Im Fall Haiti haben die Spenden scheinbar tatsächlich nichts gebracht. Vielleicht liegt das momentan primär an den Eindrücken dieser Doku, aber mMn greift es sehr viel zu kurz, die Schuld dafür nur bei den Haitianern zu suchen. Die waren im Grunde doch nur das, was der charity-medienrummel so dringend braucht - Opfer, denen man dann helfen kann.
Ein paar der Helfer in der Doku taten mir richtig leid, die wollten tatsächlich helfen, hatten aber letztlich nicht die Macht gemeinsam mit den Betroffenen über die Verwendung des Geldes zu entscheiden.
 
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Aber wie bekommt man eine solche autonom lebensfähige Struktur auf Haiti hin?
Das ist die große Frage, die im übrigen nicht nur für Haiti gilt. Wie schafft man es, dass die Spenden nachhaltig genutzt werden, sodass die Menschen aus dem Leid kommen. Da es aber schier unzählige Faktoren gibt, kann man gar nicht berechnen was nötig wäre. Nehmen wir doch unsere Sichtweise. Es wäre doch von unserem Standpunkt aus gesehen super, wenn die wieder eine Wirtschaft dort hätten, arbeiten könnten, Geld verdienen, Geld im Umlauf bringen, weitere Unternehmen gründen, ein Sozialsystem hätten und versuchen alles unter Kontrolle zu bringen.

Aber hier kommt das Beispiel mit dem Fisch ins Spiel. Wir könnten ihnen das zeigen, und das alles auch finanzieren. Aber was dann? Geht es ihnen besser, wenn sie all die Fehler, die wir jetzt hier machen auch machen? Man würde die Lebensqualität durch Arbeit erreichen, Gerechtigkeit jedoch nicht. Jetzt können wir sagen: Na wenigstens können sie überleben. Ja. Das wiederum stimmt natürlich, mit einer Wirtschaft und Konkurrenzdruck, mit Sozialstaat, da muss wenigstens niemand mehr auf der Straße leben und verhungern. In der Hinsicht wäre also alles einigermaßen besser.

Da kann man sich nur noch drüber freuen, wenn Organisationen denen man gespendet hat auch in Deutschland (oder Europa) tätig sind ... Oder wenn man direkt einer Schule spenden konnte (statt nur einer Organisation, die verspricht, die Schulen zu unterstützen - unter Anderem).
Ich hoffe du meinst keine Schulen in Europa oder Deutschland. Denn die sind genauso an den Staat gebunden und machen folgendes: Dieses Jahr habe ich 10 000 Euro zur Verfügung für Reparaturen. Ich brauche keine Reparaturen. Wenn ich das Geld nicht in Anspruch nehme, bekomme ich nächstes Jahr keine 10 000€ zur Verfügung. Also investiere ich in Farbe, Maler kann ich davon zwar nicht bezahlen, aber wenigstens hab ich dafür gesorgt, dass ich nächstes Jahr wieder 10 000€ bekomme. Schulen sowie öffentliche Einrichtungen dieser Art in Deutschland sind nämlich immer noch den Kommunen und Ländern untergeordnet und diese können scheinbar nicht rechnen. Anstatt diese Verwaltungen selbst zu übernehmen, werden sie der Schule übertragen, die das Geld zum Fenster rauswirft (nicht FÜR neue Fenster). Dabei sind das schon die Steuergelder, die jeder bezahlt. Da braucht man also gar nicht erst Spenden, das fällt mal wieder ganz einfach auf: Steuern kassieren = Steuern sinnvoll verteilen.

aber mMn greift es sehr viel zu kurz, die Schuld dafür nur bei den Haitianern zu suchen.
Ok, also gehen wir anders ran:
Ich gebe hiermit zu, Schuld daran zu sein, dass es Haiti so schlecht geht. Jegliche Schuld nehme ich von den Schultern. Der neue Jesus der Haitianer. Keiner ist mehr Schuld, nur ich allein.

Würdest du jetzt sagen, dass es bisher keine nachhaltige Spende für Haiti möglich macht, sodass jeder Cent unüberlegt gespendet wird, weil der Mensch hofft es dadurch besser zu machen?

Wahrscheinlich muss man da einfach auf die Haitianer vertrauen.
Der ist im übrigen wieder gut. Was kannst denn DU in Deutschland ändern, wenn etwas von der Regierung beschlossen wird? Naja, wählen. Aber welche Wahl hast du?
 
Dieser Fatalismus bringt allerdings auch keinem wirklich was.

Natürlich meinte ich nicht deutsche Schulen - die könnten zwar auch mehr Geld gebrauchen, aber das ist mehr eine Frage des Geldes (der Länder und Kommunen) und der Verteilung. In DE ist das Geld ja da, es wird nur verpulvert (entweder für etwas anderes als Schulen oder von den Schulen selbst - damits im nächsten Jahr keinen NOCH kleineren Etat gibt).
Gegen die Sparwut bzw. den "+/- 0-Zwang" für öffentliche Einrichtungen ist leider kein Kraut gewachsen.
Es gibt sicher Schulen, die nahezu jeden Jahresetat sinnvoll einsetzen könnten, aber es gibt auch Schulen, denen es besser geht, die das Geld also nicht brauchen. Manche Schulen sitzen in alten Gebäuden (bei denen schn der Erhalt teuer sein kann). Da wäre dann ein Neubau langfristig am besten - aber der kostet eben zunächst mal mehr Geld, als die meisten Kommunen momentan NICHT haben.
Also geht es für die Finanzchefs der Schulen zunäcjhst darum, einen Status Quo aufrechtzuerhalten. Und das geht leider nur mit mindestens soviel Geld, wie man im letzten Jahr bekommen hat. Also wird das Geld auf Teufel komm raus ausgegeben.
Man sollte dabei auch nicht vergessen, wie unflexibel und langsam unsere Finanzverwaltung arbeitet - behalte ich in diesem Jahr €10.000, denkt ein Effektivitätsfanatiker "Oh, es geht also auch mit €10.000 weniger" - Aber wenn man dann doch mal mehr braucht, dann dauert es teilweise Jahre, bis mehr Geld bewilligt ist (das dann u.U. an anderer Stelle fehlt). Bis dahin ist der Dachstuhl nicht mehr nur sanierungsbedürftig, sondern weggeschimmelt.
Das ist nichts weiter als die Folge der kommunalen Verantwortung für den Schulbetrieb bei gleichzeiitig chronischem Finanznotstand. Und das sinnlose Verpulvern wird dadrch zu einer Vorsorgemaßnahme.
Schulen dürfen - genau wie ein e.V. - in DE keinen Gewinn erwirtschaften. Und das erhebt (leider) das Verlustgeschäft zum Prinzip.
Ich stelle mir dabei immer wieder die Frage, ob man Bildung dieser Finanzlogik überhaupt unterwerfen sollte - mMn ist das nämlich unbezahlbar - da sollte es einem eigentlich nie "zu teuer" sein.
Das ist wieder ein zwar interessantes, aber eben ein anderes Thema.

Ich meinte damit Spenden DIREKT an eine Schule z.B. auf Haiti. Aber es ist eben einigermaßen schwer, Kanäle zu etablieren oder zu finden, auf denen das Geld auch bei dieser Schule (und ihren Schüler_innen) ankommt.

Übrigens finde ich es einigermaßen seltsam, dass wir europäer uns zur Aufgabe gemacht zu haben scheinen, die restliche Welt vor den Fehlern zu bewahren, die unseren Wohlstand geschaffen haben. Natürlich geht es dabei um die Folgen dieser Fehler, aber in einigen Regionen der Welt muss das leider so ankommen, als würden wir den Einheimischen den wirtschaftlichen Aufstieg nicht gönnen.
Wie baut man Wohlstand auf (oder hält ihn auf seinem Niveau) OHNE diese Fehler zu machen?

Darauf finden wir nur schwer und langsam eine Antwort. Aber wir erwarten trotzdem Verständnis dafür, wenn wir uns drüber beschweren, dass China seine CO2-Emissionen verhundertfacht hat, oder dass in Südamerika großflächig Regenwald in Weideland umgewandelt wird. Über billige Handys aus China beschwert sich aber keiner und auch den Burger für €1,- finden viele nicht weiter bedenklich.

Eine etwas seltsame Logik, die das europäische Prinzip erst als "Nonplusultra", dann als "Vorbild" hat wirken lassen, nun den Nachahmern den schwarzen Peter zuschieben möchte aber gleichzeitig davon profitiert, dass die es ganz genau so versuchen.
Raubbau schafft Wohlstand, und der Beweis dafür sind wir - er schadet auch unserer eigenen Lebensgrundlage, aber es ist schon komisch, dass der Prototyp (Europa) nun anderen die moralische rote Karte hinhält. Ist das nicht doch eher auf den Erhalt unseres eigenen Wohlstandes gerichtet - so nach dem Motte "tut mir leid Jungs, aber UNSER Raubbau ist schon etwas zu viel für diesen Planeten - ihr müsst das anders hinbekommen, aber fragt mich nicht wie, ich habe keine Ahnung".

Gehen wir doch einfach mal mit gutem Beispiel voran, und machen unsere Schwerindustrie dicht, statt ihr nur ein paar Filteranlagen zu verschreiben. Oh stimmt, dann sind ja wieder Hunderttausende mehr arbeitslos, aber das ist hier nichts anderes, als in Indien oder China, von denen wir ja im Prinzip genau das erwarten.
 
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@DerOlf
Ich meinte damit Spenden DIREKT an eine Schule z.B. auf Haiti. Aber es ist eben einigermaßen schwer, Kanäle zu etablieren oder zu finden, auf denen das Geld auch bei dieser Schule (und ihren Schüler_innen) ankommt.
Was nützt denen die Schule? Wo sollen die mit ihrer Schulbildung hin?

Übrigens finde ich es einigermaßen seltsam, dass wir europäer uns zur Aufgabe gemacht zu haben scheinen, die restliche Welt vor den Fehlern zu bewahren, die unseren Wohlstand geschaffen haben. .... Darauf finden wir nur schwer und langsam eine Antwort. Aber wir erwarten trotzdem Verständnis dafür, wenn wir uns drüber beschweren, dass China seine CO2-Emissionen verhundertfacht hat, oder dass in Südamerika großflächig Regenwald in Weideland umgewandelt wird. Über billige Handys aus China beschwert sich aber keiner und auch den Burger für €1,- finden viele nicht weiter bedenklich.
Nein erwarten wir nicht. Kohle wird ja weiterhin verfeuert, und es wird ja von den Bürgern erwartet, dass sie die Industrie gleichzeitig wie die Stromindustrie bezahlen. Mit dem Glühbirnenverbot wurde genau das getan. Zum einen soll der Bürger für den Strom mehr bezahlen, obwohl er nur 25% des Gesamtstroms in Deutschland überhaupt verbraucht. Dennoch soll er da laut EU Gebühren für den Umstieg zahlen. Weiterhin soll er seine Glühbirnen austauschen, um die Lampenindustrie zu bezahlen (am besten lagern wir dort auch direkt das abgebrannte Uran ein). Der Bürger wird von hinten und vorne geschröpft, hat es aber IMMER NOCH NICHT BILLIGER UND SAUBERER.

Wir verheizen doch in Deutschland auch weiterhin Öl/Kohle, das ist genauso umweltschädlich.

Eine etwas seltsame Logik, die das europäische Prinzip erst als "Nonplusultra", dann als "Vorbild" hat wirken lassen, nun den Nachahmern den schwarzen Peter zuschieben möchte aber gleichzeitig davon profitiert, dass die es ganz genau so versuchen.
Sozialsystem. Die EU und viele Länder haben ein gutes Sozialsystem, kein perfektes Wirtschafssystem und kein perfektes Ökosystem.

Gehen wir doch einfach mal mit gutem Beispiel voran, und machen unsere Schwerindustrie dicht, statt ihr nur ein paar Filteranlagen zu verschreiben. Oh stimmt, dann sind ja wieder Hunderttausende mehr arbeitslos, aber das ist hier nichts anderes, als in Indien oder China, von denen wir ja im Prinzip genau das erwarten.
Dann hast du die Globalisierung verschlafen. Wenn wir es nicht tun, dann machts jemand anders. Du kannst aufhören Stahl herzustellen und dadurch weniger Waffen verkaufen, oder eben Stahl einkaufen und weiterverarbeiten. Es ändert alles nichts.

Was man schaffen müsste wäre ein gutes Schulsystem, ein gutes Sozialsystem, eine gute Einwanderungspolitik, eine von diesen Dingen völlig unabhängige Wirtschaft mit Auflagen und Regelungen des Staates, die sich nicht nur auf wirtschaftliche, sondern ökologische Aspekte bezieht. Da man den Staat aber nicht in der Hinsicht trennen will, wird das nie geschehen. Und etwas Wirtschaft ist besser als keine Wirtschaft. Daher ist "unser" Modell schonmal besser als das vieler Anderer. Nur leider kein Optimum.

Und nein, ich betreibe keinen Fatalismus. Sondern ich sehe die Welt wie sie ist. Der Ist-Zustand ist kein Fatalismus. Ich bin auch der Meinung, man könne was ändern. Das setzt aber voraus, dass es eine Partei gibt, die so etwas vertritt. Das setzt voraus, dass man so eine Partei wählt. Und das setzt voraus, dass die Leute überhaupt wissen, was passiert. Die meisten Leute interessiert es aber nicht die Wumpe was in anderen Ländern abgeht, die meckern ja auch hier nur oberflächlich rum anstatt das Problem zu erfassen und Lösungsansätze zu überdenken. Der kleine Maßstab, dass jeder alles in der Hand habe, jedes Schicksal auf dieser Welt und jede Stimme zählt ist einfach nur Unfug. Es muss eine große Macht kommen und es ändern wollen. Wenn das nicht passiert, dann gehts so weiter, Talfahrt abwärts. Bis wir selber 3te Welt sind.
 
Mit Fatalismus meine ich die art von Realismus, die jede Idee im Keim erstickt - und genau dadurch die Zustände letztlich doch nur zementiert.

All der Realismus sorgt ja auch bei dir dafür, dass alles auf eine "2do"- Liste reduziert wird, ohne Vorschläge, wie das zu erreichen sein könnte, was erreicht werden müsste (stattdessen werden gleich Gründe mitgeliefert, weswegen annähernd alle Punkte auf dieser Liste realistisch betrachtet nicht erreichbar sind).
Es kommen Vorschläge und der Realismus reagiert IMMER nur mit "das geht nicht, weil...".
Das mag zwar realistisch sein, bringt uns einer Lösung aber nicht näher - ganz im Gegenteil, es zementiert eher jetzige Zustände, und verhindert ganz nebenbei, dass eine "unrealistische" idee vielleicht doch ausprobiert wird.

Wen wir diese Art von Realismus zu Grunde legen, können wir die Diskussion gleich ganz lassen, damit kann das nämlich eigentlich nur zu dem Ergebnis führen, dass es realistisch betrachtet keine Lösung geben kann.

Ohne "Spinner" bewegt sich einfach nichts.
 
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...und mit Spinnern bewegt sich alles auch nur abwärts. Schau mal zurück auf einige Jahre Rot-Grüner Regierung, wenn die Grünen keine Spinner sind, wer dann? Ist jetzt irgend etwas mehr öko? Ist irgend etwas demokratischer? Ist irgend etwas besser? Nö. Benzin ist teurer, H4 ist auch auf deren Mist gewachsen und der arme Bürger zahlt einen Energiewandel, von dem er gar nichts hat.

Was willst du denn? Ne Regierung durch die Linke? Dann hast du zwar das BGE/Bürgergeld, aber nach 2-3 Jahren niemanden mehr, der es bezahlen kann bzw. eine Hyperinflation, weil jeder Geld für alles hat und somit nichts mehr Wert besitzt.
 
@DerOlf
Mit Fatalismus meine ich die art von Realismus, die jede Idee im Keim erstickt - und genau dadurch die Zustände letztlich doch nur zementiert.All der Realismus sorgt ja auch bei dir dafür, dass alles auf eine "2do"- Liste reduziert wird, ohne Vorschläge, wie das zu erreichen sein könnte, was erreicht werden müsste (stattdessen werden gleich Gründe mitgeliefert, weswegen annähernd alle Punkte auf dieser Liste realistisch betrachtet nicht erreichbar sind).
Das ist der Punkt an dem ich einen anderen Diskussionsthread in erwägung zog. Und der mal wieder hart am Limit zu einem Tabuthema tendiert. Und zwar wäre das der Rückzug dieser Standorte von sämtlichen Ländern. Das Land müsste völlig unabhängig sein, von der Außenwelt gänzlich abgeschnitten. Entweder würde das Land sich dann fangen, mit dem, was dort vorhanden ist, oder gnadenlos vor die Hunde gehen. Das setzt ein Elend und sterben der Menschen voraus, und damit würden wir ja "nicht helfen", was einige hier im Thread aber möchten.

Auf den Fall Haiti gerichtet wäre das so: Alle Im- und Exporte von Haiti werden ausgesetzt, Flugzeugen fliege weder weg noch rein. Und dann mal sehen, was die Haitianer mit ihrer Insel machen. Wenn die dann was anbauen, wunderbar. Wenn nicht, zerstören die sich da gegenseitig bis zur Unkenntlichkeit.

Die Alternative wäre, sie selbst wegzubomben, sowas ist aber weder von Deutschland, noch von anderen Initiiert sinnvoll. Vor allen Dingen müsstest du dort wirklich ALLE treffen, damit du keine Angst haben muss, dass Nachfahren randalieren und mit Hass aufwachsen. Selbiges passiert im übrigen, wenn du versuchst als Hilfsorganisation oder Unternehmen dort Fuß zu fassen. Die politische und Wirschaftliche Lage, sowie Menschen, können dich einen Tag lang mögen, und am nächsten gehts drunter und drüber, weil es auch gar keine ausführende Gewalt durch Polizei und dergleichen gibt. Es ist also gar nicht möglich, den Haitianern zu helfen, selbst wenn wir wollten.

Dieses Problem, und in anderen Ländern ist es zwar keine Insel, dort gibt es aber mit unter Machthaber die man eben auch nicht köpfen kann (Stichwort Hydra), sodass Hilfe dort nur erfolgen könnte durch einen, naja man mags kaum schreiben, aber in der Art eines Genozids, wobei ja keine Rasse direkt sterben soll/muss, sondern die Menschen nur aufhören müssten zu hassen. Da sie dies aber nicht können, durch äußere Einflüsse geblendet, keine Bildung, kein Lebensstandard, ist es kaum möglich etwas zu etablieren ohne dass man selbst Gefahr liefe tot auf der Straße zu liegen.

Es kommen Vorschläge und der Realismus reagiert IMMER nur mit "das geht nicht, weil...".
Das heißt nur, dass das so nicht geht, nicht damit gar nichts geht. Es gibt Lösungen, die erfordern aber eine wirklich objektive Sicht der Dinge und kalkuliert auch Menschenleben als reine Statistikzahl nach dem Motto: "Wenn jetzt 90% sterben ist es evtl. möglich dass die restlichen 10% was gutes aufbauen und alle in einen Lebensstandard bringen." Oder es müssten 100% sterben damit es keine Racheakte gäbe. Das ist alles bitter, und das ist alles schlimm, und ich bin nicht dafür, einfach weil ich nicht alle Fakten kenne und weil ich auch gerne andere Möglichkeiten kennen würde, mir fallen nur keine ein.

Das mag zwar realistisch sein, bringt uns einer Lösung aber nicht näher - ganz im Gegenteil, es zementiert eher jetzige Zustände, und verhindert ganz nebenbei, dass eine "unrealistische" idee vielleicht doch ausprobiert wird.
Nein, es können immer mehr Vorschläge kommen. Das macht sie aber nicht besser oder schlechter angepasst an die Realität. Es wird nicht besser wenn 1 Million Vorschläge kommen, aber diese Möglichkeiten schon durch kleinste Schwankungen wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

Wenn wir diese Art von Realismus zu Grunde legen, können wir die Diskussion gleich ganz lassen, damit kann das nämlich eigentlich nur zu dem Ergebnis führen, dass es realistisch betrachtet keine Lösung geben kann.
Ohne "Spinner" bewegt sich einfach nichts.
Man muss kein "Spinner" sein, um auch Unrealistisches zu fordern. Es bleibt nur aber unrealistisch. Wieviel Realismus steckt in Science-Fiction? Und doch wird unzähliges davon heutzutage gebaut und erfunden, wieder entdeckt. Staatsformen. Allen voran ist für mich immer Star Trek. Und selbst Star Trek ist eine Dystopie, da dort durch den dritten Weltkrieg sehr viele Leute sterben. Nachher haben sie Glück und es kommt zu einer Utopie. Einem von Sozialweltorganisation und gleichzeitig einem kapitalistischen Markt getrennte Möglichkeit der Strebsamkeit der Menschen. Jeder mit denselben Rechten und Pflichten sowie Möglichkeiten. Aber nicht Fähigkeiten und Genen. Gleichheit vor dem Gesetz, aber nicht Gleichheit der Menschen als Individuen.

So ist die Idee des Ganzen von einer Person erdacht auch nicht von einem "Spinner".

@Daaron
Was willst du denn? Ne Regierung durch die Linke? Dann hast du zwar das BGE/Bürgergeld, aber nach 2-3 Jahren niemanden mehr, der es bezahlen kann bzw. eine Hyperinflation, weil jeder Geld für alles hat und somit nichts mehr Wert besitzt.
Der Rest machts auch nicht besser. Schafft die Sozialsysteme permanent ab und enteignet wo er kann von unten nach oben hin. Was wichtig wäre, wäre endlich eine Trennung des Marktes/Wirtschaft und Sozialstaat. Die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Natürlich muss der Markt stark und offen sein, sodass es Potentiale gibt, Arbeitnehmer zur Verfügung stehen und und und. Auf der anderen Seite sollte man niemanden sterben lassen, weil er gerade ohne Arbeit ist, krank ist, oder eben Rente bezieht. Man versucht nur, die Sozialsysteme an das Wirtschaftssystem anzupassen und Geld zu sparen/zu reformieren/umlegen/sanktionieren/subventionieren und macht es für die Bürger schlimmer. Ein Lebensstandard, der da sein könnte aber nicht durchgeführt wird. Zur "Ent-Menschlichung" fürht und die Menschen als reine Zahlen sieht. Das klappt bei der Wirtschaft. Aber nicht im Sozialsystem.

Daher ist weder die eine Richtung, noch die andere Richtung im Sinne der Bürger und der Wirtschaft (weil die ja von diesen Leuten lebt).
 
Realismus ist schon nicht ganz so schlecht ... allerdings orientiert der sich in seinen Machbarkeitsprognosen mMn zu oft an den aktuellen Zuständen und Einstellungen (z.B. am momentanen Primat des Marktes, mit allen Folgen, die bekanntlich lange nicht alle nur "gut" genannt werden können), und ich glaube, dass eine wirkliche Lösung nur in der Änderung dieser Rahmenbedingungen bestehen kann - anders haben wir es nun ja lange genug versucht.

Ich habe oben schon gesagt, dass ich den Rückzug aus z.B. Haiti durchaus befürworten würde - aber mMn scheitert das nicht daran, dass die Menschen dort nunmal mit aller Gewalt helfen wollen, sondern daran, dass dann ein Markt für den Wiederaufbau (von aussen) verloren ginge.
Ist aber eigentlich auch egal, die charity-Profis werden schon andere Regionen finden, die geholfen werden können/müssen.

Ob es Haiti jemals gut gehen wird ist allerdings eine Frage, die auch nicht unabhängig von der Geografie Hispanolas zu beantworten ist.

1. Haiti ist total übervölkert (8 Mio Einwohner auf 28.000km², zum Vergleich: in der Dom Rep sind es "nur" 9 mio Einwohner auf 48.000km²).

2. Große Flächen Haitis sind nicht für Landwirtschaft geeignet. Die Zahlen zum Export - z.B. bei Sir Spenser - beziehen sich meist auf GANZ Saint Domingue (also Haiti + Dom Rep), für einen brauchbaren vergleich müsste man also den Export von Haiti UND der Dom Rep summieren.
Als Beispiel: Von den 5 großen Bergketten der Insel liegen 3 komplett, und 2 teilweise in Haiti, die Dom Rep besteht zum größen Teil aus Flachland.
Was Berge für den Ackerbau bedeuten (z.B. beim Einsatz von Erntemaschinen) sollte man eigentlich nicht erklären müssen.

3. 10% der Bevölkerung auf Haiti (die sogenannten Kreolen oder Mulatten) nach Ende der Kolonialzeit haben alles daran gesetzt, dem etablierten System aus Sklaverei und Plantagenwirtschaft lediglich neue Herren zu verpassen (sich selbst natürlich). Die 90% Schwarze Bevölkerung hatte vor wie nach der Unabhängigkeit nicht viel zu melden. So wie ich das verstanden habe, war das einer der Hauprtgründe für die Abspaltung der Dom Rep.

4. Schlechte Bewirtschaftung der Plantagen (die die Revolution überlebt hatten) und eine recht rücksichtslose Abholzung der Bergwälder (vor allem als Brennmaterial), haben letztlich dazu geführt, dass Haiti jährlich mehrere km² fruchtbares Land unwiederbringlich verloren hat - und daran hat sich bis heute nicht viel geändert, weil der Wald sich auf durch Erosion entblößtem Fels eben nicht erholen kann (dieser Vorgang war allerdings schon zur Kolonialzeit im Gange, nur nicht ganz so krass. Auch in vielen anderen Kolonien hat die Natur extrem unter der Weißen Herrschaft gelitten).
Das führt zu bekannten Phänomenen - Landflucht und Verstädterung.
Das Land hatte also schon vor dem Erdbeben große Probleme, die sich nicht allein durch Korruption erklären lassen, sondern auch mit der Disposition Haitis zu tun haben.

Das soll natürlich nicht über die Verfehlungen der haitianischen Regierungen hinwegtäuschen, die haben tatsächlich viel Scheiß verzapft - z.B. haben sie zu lange keinen Wert auf ihre Natur gelegt und tun sich damit wohl noch immer sehr schwer, haben das touristische Potenzial ihrer Insel nicht genutzt und sich stattdessen auf fremde Hilfe verlassen ... aber auch ohne das, hätte es Haiti aufgrund der geografischen Gegebenheiten nicht so leicht gehabt. Als geeintes Saint Domingue wäre es wohl besser gegangen.

Man könnte fast behaupten, dass Haiti nichtmal die Hälfte seiner Bevölkerung ernähren kann - denn dazu reicht die verbliebene landwirtschaftlich nutzbare Fläche schlicht nicht aus.
Wenn man die Insel isoliert, dann wird dort eines also ganz sicher passieren: Viele Haitianer werden verhungern, und die die übrigbleiben, werden sehr wahrscheinlich nicht die sein, die gerne teilen. Ich glaube auf lange Sicht würde das die Situation tatsächlich sehr viel schlimmer machen - und ich bin mir nicht sicher, ob das dann nur temporär wäre (das ist natürlich die Hoffnung, aber eine Garanatie gibts dafür genausowenig, wie für ganz gewöhnliche Entwicklungshilfe).

Ich finde, das kann es dann auch nicht sein - aber wenigstens würden wir dann nicht mehr Geld reinpumpen, und uns wundern, warum das garnichts bringt.
 
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DerOlf schrieb:
Man könnte fast behaupten, dass Haiti nichtmal die Hälfte seiner Bevölkerung ernähren kann - denn dazu reicht die verbliebene landwirtschaftlich nutzbare Fläche schlicht nicht aus.
Die notwendigen Flächen ließen sich problemlos wieder fruchtbar machen. Das Zauberwort heißt Terra Preta und erfordert keinerlei westliche High Tech und Investition. TP ist so Low-Tech wie es nur geht, ein Verfahren dass Amazonas-Indianer entwickelt haben. Man erinnere sich: Regenwaldboden ist nicht sehr fruchtbar.

Also von wegen "Zeig ihnen wie man fischt..." nene, dann überfischen sie die Flüsse, Seen und Meere. Zeig ihnen, wie man Terra Preta herstellt. Dafür braucht es fast kein Geld, es braucht nur LOKALE Bereitschaft zur körperlichen Arbeit.
 
Auch Terra Preta braucht einen Untergrund, von dem sie nicht der erste heftige Regen wegspült.
Im Regenwald verspricht diese Technik auch nur dort Erfolg, wo der Wald noch einigermaßen intakt ist. Auf kahlgerodeten Berghängen ist das etwas schwieriger umzusetzen - wahrscheinlich geht es, aber eine eierlegende Wollmilchsau ist auch das nicht.

Den Regenwald gab's übrigens schon vor der Terra Preta - tu mal nicht so, als wäre der nur dadurch möglich geworden. Das kann man schon daran sehen, dass es genug Regenwald ohne auch nur einen m² Terra Preta gibt.
Terra Preta braucht man nur, um einen ständig wachsenen Bedarf zu decken (wie z.B. in den indigenen Hochkulturen Mittel- und Südamerikas), der den Wald ohne diese Maßnahme schlicht seiner Lebensfähigkeit berauben würde.
So super unfruchtbar ist der Regenwaldboden nämlich nicht, er ist nur meist recht dünne und wird daher schnell weggespült, wenn man den Wald erst genügend ausgedünnt hat. Regenwald funktioniert aufgrund eines sensiblen Kreislaufs der Biomaterie, die Fruchtbarkeit dieser Erde liegt primär in den Pflanzen und Tieren, die dort Leben und sterben - das ist übrigens ausserhalb unserer Kunstdünger-Agrarwirtschaft überall so.

Hast du dich mal gefragt warum nicht hektarweise Terra-Preta gefunden wurde, sondern immer nur relativ kleine Gebiete - genau: sanfter Landbau mit Rücksicht auf die EIGENE LEBENSGRUNDLAGE (den Wald).
In unserer westlichen Welt ist dieses Prinzip lange schon bekannt - es hält siich trotzdem kaum jemand dran, denn die notwendigen Mengen sind damit nur schwer zu produzieren - ausserdem ist das teurer und sehr viel komplozierter zu bewirtschaften (Mischkultur kann nur selten maschinell geerntet werden), als traditioneller Raubbau incl. Auslaugung und späterer Überdüngung, Versalzung usw..
 
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DerOlf schrieb:
Den Regenwald gab's übrigens schon vor der Terra Preta - tu mal nicht so, als wäre der nur dadurch möglich geworden.
Hab ich auch nie behauptet.

Aber wenn du mal einen quasi-unfruchtbaren Regenwald erleben willst, dann flieg mal nach La Gomera und wandere durch den Lorbeerwald. Das Ding ist per Definition ein Regenwald, aber sogar in der Sahara hatte ich danach nicht so viel Sand in den Schuhen. Es kommt immer drauf an, woher die Nährstoffe kommen und was den Boden da hält, wo er sein soll.

In Haiti wäre es z.B. durchaus denkbar, erst einmal auf flach wurzelnde & genügsame Wüstenpflanzen zu setzen, damit sich der Boden grundsätzlich erst einmal stabilisiert.
 
Daaron schrieb:
In Haiti wäre es z.B. durchaus denkbar, erst einmal auf flach wurzelnde & genügsame Wüstenpflanzen zu setzen, damit sich der Boden grundsätzlich erst einmal stabilisiert.

Wahlweise könnte man auch die ausgelaugten Böden mit sogenannten Pionierpflanzen revitalisieren (z.B. mit Cannabis, da hätten die dann auch gleich noch ein Exportprodukt, welches auf dem US-amerikanischen Markt grade recht gut geht). Allerdings dauert das auch ein paar Jahre.

Genau das meinte ich (ich hab mich da wohl nicht so glücklich ausgedrückt). Es bringt eben nichts, den Haitianern zu zeigen, wie man Terra Preta herstellt, wenn die das Zeug dann einfach auf kahle Felsen knallen, oder denken, man könnte da dann direkt Weizen oder Mais drauf anbauen.

Und da sind wir schon wieder bei einem kleinen Problemchen. Um die Böden dieser Insel zu revitalisieren oder die effektiv nutzbare Anbaufläche zu vergrößern (zur Steigerung des Landwirtschaftlichen Ertrags) braucht es zunächst Zeit. Und davon hat ein verhungernder nicht gerade viel - also müsste man die Leute zumindest temporär doch wieder durchfüttern, was uns zum Anfang zurückbringt - wozu soll sich Mensch bewegen, wenn ihm die Brathähnchen freiwillig in den Mund flattern?

La Gomera ist durchaus als Ausnahme anzusehen, denn dieser Regenwald steht tatsächlich mitten in der Wüste (oder am Strand - ist ja ne Insel soweit ich weiß). In anderen Regenwaldregionen (Amazonas, Zentralafrika, Südost-Asien) hast du viel eher Schlamm als Sand in den Klammotten.
Regenwälder sind ziemlich sensible Ökosysteme die intensiven Landbau nur recht selten Überleben. Und das wird eben bei entsprechendem Bevölkerungswachstum zum echten Problem.
 
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DerOlf schrieb:
Wahlweise könnte man auch die ausgelaugten Böden mit sogenannten Pionierpflanzen revitalisieren (z.B. mit Cannabis, da hätten die dann auch gleich noch ein Exportprodukt, welches auf dem US-amerikanischen Markt grade recht gut geht).
Pionierpflanze, danke für das Wort. Das war mir entfallen. Aber is Dope tatsächlich in der Kategorie? Soweit ich weiß braucht feines Weed zwar nicht unbedingt besonders saftige Böden, aber dafür braucht es Unmengen Wasser von unten und, genauso wichtig, kein Wasser von oben. Wenn die Colas nass werden wars das, dann bricht dir die Ernte weg, im wahrsten Sinne des Wortes.

Dope in die Staaten zu exportieren ist eine gute Idee, vorausgesetzt man kann den Schmuggel verhindern oder zumindest eindämmen. Und da wirds in Haiti wieder scheitern.

La Gomera ist durchaus als Ausnahme anzusehen, denn dieser Regenwald steht tatsächlich mitten in der Wüste (oder am Strand - ist ja ne Insel soweit ich weiß).
La Gomera ist eine kleine Insel, aber der Lorbeerwald steht soweit vom Strand entfernt wie es bei dem kleinen Felsklumpen nur geht. Der bedeckt die zentralen Berge (wohl eher: Vulkankegel...)
 
Daaron schrieb:
Pionierpflanze, danke für das Wort. Das war mir entfallen. Aber is Dope tatsächlich in der Kategorie?

Soweit ich weiß schon, aber eben nicht die hochgezüchteten Sorten (die degenerieren innerhalb kürzester Zeit, und statt hochpotentem Weed hat man dann eben die Sorten, die gekreuzt wurden) - die funtionieren tatsächlich NUR indoor, denn sie brauchen meist ganz genau die richtigen und vor allem sehr stabile Bedingungen (eigentlich ist das Zeug nicht lebensfähig).

Aber es gibt Sorten, die mit der Natur klarkommen - und das ist definitiv nicht alles nur "deutsche Hecke". Einige Sorten, die z.B. auf der Nachbarinsel Jamaica outdoor angebaut werden, sind sogar um einiges psychoaktiver als Skunk, Northern Heights, Orange Bud oder Hashplant, und wirken nicht so sedativ. Da steht aber eben nicht jeder drauf.

Es gibt sogar Sorten, die in Deutschland outdoor recht gut gedeihen.
Abgesehen davon ist die Pflanze recht anpassungsfähig, und hat (aufgrund des THC?) nur recht wenige "Fressfeinde", wenn sie erstmal ein bisschen größer ist als ein Rotwild-Happen. Davor sehen die meisten Tiere das als "feines, zartes, junges Gemüse" wie eigentlich fast jeden Steckling.

Mir ging es dabei aber weniger um den Export hochpotenter Rauschmittel, als um die Wirkung als Pionierpflanze - soweit ich weiß funktionieren da auch Hopfen oder Brennessel (und es gibt bestimmt nicht wenige Tropenpflanzen, die ähnliches erreichen). Der Export wäre mehr ein positiver Nebeneffekt, wenn es dann tatsächlich gelänge, konkurenzfähige Produkte anzubauen.

Ansonsten gibt Cannabis auch als Baustoff (Holzersatz, Zelluloselieferant) einiges her - als einjährige Pflanze ist es da ohnehin besser geeignet als Bäume (allerdings ist der Ertag pro Pflanze nicht so hoch, was die nötige Anbaufläche stark vergrößert). Faser- oder Futterhanf eignen sich auch als Pionierpflanze - wahrscheinlich sogar besser als viele der THC-haltigeren Sorten.
Damit das Zeug aber als Pionierpflanze wirken kann, muss es eine gewisse Zeit als Wildwuchs in Ruhe gelassen werden. Sensi gibts da dann also eh nicht (das bekommt man nur, wenn man die Natur komplett aussperrt UND strikte Geschlechtertrennung betreibt). Draussen bekommt man das nur mit Pflanzen hin, die gentechnisch impotent gemacht wurden (Voll die verarsche - die armen Pflanzen fühlen sich bestimmt wie Barbie und Ken, bloß nicht so Glitter-Rosa).

Allerdings ist es wohl für nicht ganz wenige auch etwas bedenklich, wenn wieder ein mittelamerikanischer Staat den weg über die Drogen nimmt. Ausserdem ist es nur schwer vorstellbar, dass die Haitianer mehr Tatendrang an den Tag legen, wenn überall Kiff rumsteht.
Auf Jamaica gibt es in einigen Bussen Schilder (z.B. in den Blue Mountains, wo fast überall Weed angebaut wird), die die Fahrgäste BITTEN, nicht bei der Fahrt zu kiffen, denn ein passiv bekiffter Fahrer ist ja doch nicht zu 100% fahrtüchtig (das wird auf den Schildern sogar so erklärt). Scheinbar hatten die damit eine zeit lang massive Probleme - obwohl diese Busse teilweise nichtmal mehr Fensterscheiben haben. Zur Info, auf Jamaica ist Cannabis NICHT legal - es macht nur einfach keinen Sinn, weit mehr als 25% der Bevölkerung einzusperren.
Im Fall Haiti könnten ein paar Sorgen da wohl nicht ganz unbegründet sein.

La Gomera:
Mit Gomera habe ich mich bisher noch nicht eingehender beschäftigt. Aber ich denke, dass man den Wald auf einer kleinen Vulkaninsel nicht wirklich mit dem im Kongo oder in Brasilien vergleichen kann.
Allerding wundere ich mich gerade, dass der boden da so unfruchtbar ist - das ist mMn für die Gegenden um Vulkane eher nicht so typisch. Das kommt aber wohl auch auf den Vulkan an (Eruptionshäufigkeit, Auswurfzusammensetzung, Zeit seit dem letzten Ausbruch etc.), die Dinger sind ja nicht genormt.
 
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