„Alle sind gleich, aber manche sind gleicher.“ - Warum gibt es den Beamtenstatus?

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Pinabuzz

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Hallo
Mir ist das gerade aufgefallen als ich die Lohnabrechnung (nennt man die bei Beamten auch so?) eines Freundes gesehen habe. Und mir ist aufgefallen, dass deren Abgaben fast die bei uns in der Schweiz als normalo ähneln. - also nahezu "null".
Hat das einen Grund, dass dies der Fall ist? Ich möchte jetzt nicht "das ist jetzt aber unfair"-Fass aufmachen, aber es ist imho wirklich unverständlich, wieso Beamte in der BRD so grosse Privilegien geniessen. Soweit ich weiss, sind Beamte auch de facto privat versichert?
 
Das kann man nicht vergleichen. Steuern zahlen Beamte wie jeder Arbeiter oder Angestellte auch. Aber keine Sozialabgaben, denn die Vorsorge trifft der Staat, das Land, die Kommune für sie. Wäre ja auch nicht unbedingt sinnvoll, wenn man das Geld brutto auflistet und dann gleich wieder abzieht, es bleibt ja in der gleichen Kasse. Dafür haben sie brutto in der Regel weniger, als jemand in der freien Wirtschaft in ähnlicher Stellung.
 
Aber ist das nicht am Ende des Tages egal, wie viel man Brutto hat?
 
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Kurz erklärt:
-Beamte zahlen nicht in die Arbeitslosenversicherung ein, weil sie unkündbar sind
-Beamte zahlen nicht in die Rentenversicherung ein, weil sie keine Rente, sondern Pension erhalten (die der Staat direkt zahlt)
-Beamte zahlen nicht in die Unfallversicherung ein, weil diese Kosten ebenfalls der Staat direkt trägt
-Lohnsteuer zahlen Beamte wie alle anderen identisch

Die Krankenversicherung+Pflegeversicherung ist ein Spezialfall: Der Staat zahlt bei Beamten 50, 60 oder 70% der Arztkosten (mehr, wenn Frau/Kinder vorhanden), für den Rest schließen sie in der Regel eine private Krankenversicherung ab (die aber eine Kopfpauschale erhebt, d.h. Frau/Kinder sind nicht kostenlos dabei, sondern kosten extra).

Die private Krankenversicherung mag oberflächlich toll erscheinen, ist aber durchaus problematisch: Es gibt Gesundheitsfragen, wer nicht kerngesund ist, wird nicht versichert (allerdings wird so jemand auch nicht als Beamter genommen). Sie wird sehr viel teurer, je älter man ist (weil das Risiko dann eben höher ist). Und man muss Arztkosten selbst bezahlen und erhält sie Rückwirkend erstattet (und muss dafür die Rechnung bei PKV UND Staat einreichen).

Darüber hinaus dürfen Beamte nicht streiken (was der primäre Grund für ihre "Privilegien" ist), weil man bspw. nicht möchte, dass die Polizei streikt.

Allerdings sind das bei den Beamten nicht so wirkliche Privilegien: Es gibt auch bspw. im Rathaus Angestellte, welche quasi die gleiche Arbeit wie die Beamten machen, und die verdienen auch netto ähnlich viel.

(Bzgl. Lohnsteuer noch eine Anmerkung: Deren Höhe kann trotz gleichem Bruttoeinkommen stark variieren, wenn du bspw. Steuerklasse 1 bist und dein Bekannter Steuerklasse 3.)
 
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Der Beamtenstatus ist älter das normale Sozialsystem und von einem Beamten erwartet man Staatstreue. Deswegen ist schon verständlich das es Unterschiede gibt.
Bei der privaten Krankenversicherung relativieren sich die Kosten etwas dadurch das es Kinder/Familien/Alterszuschläge gibt.
 
Pinabuzz schrieb:
Soweit ich weiss, sind Beamte auch de facto privat versichert?
Nicht alle. Es gibt auch die beitragsfreie "Freie Heilfürsorge" für z.B. manche Landesbeamte im aktiven Dienstverhältnis, Leistungen ähnlich wie bei den allgemeinen Krankenkassen. Familienangehörige wie Ehefrau und Kinder sind hier nicht mit eingeschlossen. Dafür muss der Beamte selbst sorgen. Geht solch ein Beamter in den Ruhestand wird er zum Privatpatienten. 70% Beihilfe bekommt seine Ehefrau und er für die kassenüblichen Arztleistungen ohnehin vom jeweiligen Bundesland, die anderen 30% hat er selbst zu bezahlen oder durch eine Privatversicherung abzudecken. Ohne vorherige Anwartschaftsversicherung, meist zum Eintritt in das unbefristete Beamtenverhältnis, kann das ganz schön teuer werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
mkossmann schrieb:
Der Beamtenstatus ist älter das normale Sozialsystem und von einem Beamten erwartet man Staatstreue. Deswegen ist schon verständlich das es Unterschiede gibt.
Bei der privaten Krankenversicherung relativieren sich die Kosten etwas dadurch das es Kinder/Familien/Alterszuschläge gibt.
Es ist nicht einfach PKV, es ist Beihilfe, für den behandelnden Arzt erstmal egal, aber einen ordentlichen Teil der Beiträge übernimmt der Steuerzahler.
 
j-d-s schrieb:
Allerdings sind das bei den Beamten nicht so wirkliche Privilegien: Es gibt auch bspw. im Rathaus Angestellte, welche quasi die gleiche Arbeit wie die Beamten machen, und die verdienen auch netto ähnlich viel.
Das wichtigste "Privileg" ist letztlich die Pension, wenn man nicht gerade im untersten Beamtenverhältnis anfängt, ist das die mittlerweile einzig sichere Altersvorsorge in Deutschland für den Durchschnittsverdiener - alle anderen müssen auf ein Erbe hoffen, Eigentum erwerben oder teils sündhaft teure Altersvorsorgeprogramme betreiben - selbst die Betriebsrente hat man quasi nutzlos gemacht durch die Doppelverbeitragung - ein Geschenk der "Arbeiterpartei" natürlich.

Das hat vorallem damit zu tun dass das Ruhegehalt (Pension) rechtlich nahezu unangreifbar ist, anders als die Sozialkassen kann die Politik hier nicht beliebig reingreifen um eigene Projekte oder Wahlversprechen quer zu finanzieren.

Die "Unkündbarkeit" kann auch nach hinten los gehen, insbesondere wenn der Dienstherr einen auf den Kieker hat, zudem geht es steil in einen massiven Arbeitnehmermarkt. Ist letztlich auch eine Frage der persönlichen Verhältnisse, des Berufzweiges, des Alters und der Ambitionen was für einen besser passt, Angestellter oder Beamter.
 
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Nicht alle. Es gibt auch die beitragsfreie "Freie Heilfürsorge" für z.B. manche Landesbeamte im aktiven Dienstverhältnis,

Das ist m.W. nur bei der Polizei der Fall weil die z.B. eigene Ärzte usw. haben.

Nicht alle Beamten sind in der PKV. Es kann auch in manchen Situationen Sinn machen in der GKV zu bleiben, dann zahlt man natürlich "doppelt".

Der Beamte hat sich in Deutschland wie ein Krebsgeschwür eingenistet

Na dann hoffen wir doch das du die "Krebsgeschwüre" nie brauchst, wenn du einen Unfall hast (Polizei) oder ins Krankenhaus musst oder gerettet werden musst (Berufsfeuerwehr) weil du ein "Krebsgeschwür" hast..

Nicht alle Beamten sitzen "faul" im Büro herum..


Der Hauptgrund für Beamte war mal das, die nur diese "hoheitliche" Aufgaben übernehmen können und nicht streiken dürfen. Man schaut sich nur mal die Nachkriegszeit an, da war fast alles in staatlicher Hand (Bundesbahn, Bundespost, selbst Fluglotsen waren Anfangs Beamte).

Mittlerweile ist das natürlich alles verwässert, auch Angestellte übernehmen hoheitliche Aufgaben in bestimmten teilen.
Und viele was für früher staatlich war ist heute privatisiert mit allen Konsequenzen ( Eisenbahnstreik, Poststreik), dafür dachte man in der Theorie das eine DB nach Ende der Bundesbahn flexibler wäre, was auch nur zum Teil gelungen ist, weil sich nix geändert hat.


Gibt natürlich auch Berufe wie Lehrer die in Bayern u 90% Beamte sind und damit auch in den Ferien bezahlt werden.

Beamter werden hat natürlich auch Nachteile, so kann man als Landesbeamter in ganz Bayern eingesetzt werden oder jahrelang in München. Zudem kann der Staat relativ einfach die Arbeitszeit erhöhen.


Letztendlich ist die Zahl der Beamten schon gesunken, wenn man von den BOS und Teilen der Verwaltung absieht im Gegensatz zu früher wo so gut wie jeder Postbote Beamter des einfachen Dienstes war.
(hatte ja auch den Reiz der Beförderungen)

Und das Beamte nicht streiken können stimmt auch nur zum Teil. sie dürfen nicht, aber sie können:

- Krank machen

- Bummelstreik (Beispiel 60/70er Jahre)
 
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brettler schrieb:
Das ist m.W. nur bei der Polizei der Fall weil die z.B. eigene Ärzte usw. haben.
Freie Heilfürsorge für:
Bundespolizeibeamte (wenn keine Beihilfe in Anspruch genommen wird), Landespolizeibeamte (nur Bereitschaftspolizei), Soldaten der Bundeswehr, Beamte der Berufsfeuerwehren, Beamte der Landesfeuerwehrschulen, Justizvollzugsbeamte.

Offtopic:
Hier werden bei jedem kleinen Furz Themenfäden geschlossen, bei jeder kleinen Abweichnung vom Thema Beiträge versenkt und an die Themeneröffnung in diesem Bereich hohe Anforderungen gestellt.

Aber diesem Themenfaden, bei dem bereits anhand des Eröffnungsbeitrags nichts anderes als Beamten-Bashing vermutbar ist, wird nicht vorzeitig der Stecker gezogen.

Dass dann infolgedessen so mancher seine persönlichen Vorbehalte gegenüber den Beamten zum Ausdruck bringen wird, war vorauszusehen:
fishraven schrieb:
Der Beamte hat sich in Deutschland wie ein Krebsgeschwür eingenistet.

Für mich, der in seiner Eigenschaft als Beamter der Strafverfolgung über viele Jahre seine Pflicht erfüllt und zum Schutz seiner Mitbürger beigetragen hat, sind solche Aussagen ein Schlag ins Gesicht.

Dass hier keiner der Verantwortlichen einschreitet, ist schon bemerkenswert und ich bedanke mich im Namen aller meiner Kollegen für die Würdigung unseres Schaffens.
 
NotNerdNotDau schrieb:
Aber diesem Themenfaden, bei dem bereits anhand des Eröffnungsbeitrags nichts anderes als Beamten-Bashing vermutbar ist, wird nicht vorzeitig der Stecker gezogen.

Dafür gibt es die Beitrag melden Funktion und man muss keinen Offtopic post erstellen. Auch werden die Mods dadurch schneller auf ein Thema aufmerksam.
Wir lesen jetzt auch nicht jeden Tag alles durch.

Der Thread ist hiermit geschlossen. Der Eröffnungspost erfüllt nicht die Vorgaben der PuG-Regeln und de TE scheint den Thread auch nicht zu begleiten bzw. wurde seine Frage beantwortet. Hätte besser ins Wirtschaftsforum gepasst.
 
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