News Bedrohte Chip-Subventionen: Habeck und Aiwanger möchten an Investitionen festhalten

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Shy Bell schrieb:
@Reglohln Nein.
Du hast einen Kommentar zitiert, der die (mögliche) Rechtswidrigkeit des Handelns unserer Regierung anspricht und diesen Infrage gestellt mit Hinweis auf die Verantwortlichkeit von Gerichten

Hierzu empfehle ich DRINGEND, das Urteil auch zu lesen.. Nein nicht die Umwidmung war Rechtswidrig, sondern das Umwidmen von 2021er Geldern nach 2023 war es. Darum und nur darum geht es. Denn das BundesVerfG hat genau klar gesagt, dass es Mehrinvestitionen in Klimaschutz braucht, mehr noch, CDU geführte Länder haben sich FÜR Subventionen ausgesprochen und gegen Merz "Basta" Politik. Scheinbar sitzen in den Ministerien doch noch Fachleute ;)

Auch sonst kann man gewissen Menschen nur empfehlen sich mal mit Volkwirtschaftslehre vertraut zu machen. Hier scheint die Schwäbische Hausfrau bei den "Wirtschaftsexperten" immer noch gewichtiger zu sein, als Ökonomen.

Also um mal folgendes Klar zu stellen:

Deutschland ist in der TOP 3 der GDP nur, weil Japan Wirtschaftlich seit Jahren schwächelt. Sei es Demographie, sei es falsche Investments und eben alternde Gesellschaft. All diese Probleme hat Deutschland ebenso. Es reicht also NICHT, dass wir bestehende Jobs erhalten, nein, wir brauchen massiv Fachkräfte und neue Berufe. Es braucht nämlich nachhaltig eine Verjüngung der Gesellschaft, und da wir nicht das geilste Land der Erde sind, werden wir uns kaum aussuchen können, wer zukünftig die Betten im Krankenhaus macht.

https://www.businessinsider.de/wirt...kswirtschaft-der-welt-doch-beide-vor-abstieg/

Hierzu zitiere ich folgenden Auszug:

Ende Oktober prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF), dass das nominale BIP (Bruttoinlandsprodukt) Japans von Deutschland überholt wird und das Land auf den vierten Platz in der Welt zurückfällt. Es wird erwartet, dass das nominale BIP Japans im Jahresvergleich um 0,2 % auf 4.230,8 Mrd. USD sinkt, während es in Deutschland um 8,4 % auf 4.429,8 Mrd. USD steigen wird. Als Japan von China überholt wurde und auf den dritten Platz zurückfiel, war dies aufgrund des großen Unterschieds in der Bevölkerungsgröße nur eine Frage der Zeit, aber Deutschland hat mit 84,4 Millionen Einwohnern etwa zwei Drittel der Größe Japans. Von Deutschland überholt zu werden, war in Japan eine große Neuigkeit. (Nikkei)


Wie man sieht, hat Japan ähnliche Probleme und dies kann man auf die Abenomics zurückführen. Es ist hier also nun falsch zu sagen, wir sparen weiter, da wir eben die "fetten" Jahre hinter uns haben. Wollen wir mittelfristig, den Wohlstand haben, müssen wir langfristig investieren. Und nein, es darf kein "Geld aus dem Fenster werfen werden", sondern hier muss klar auf DiW, IW, und andere Institute gehört werden.
Würden viele der "blausympatisanten" mal verstehen, dass ein Sparen im Ausland den eignen Niedergang beschleunigt, dann wären wir sicher 2023 nicht wieder da, wo wir 1998 waren und 2008.
Ich warte aber auch dieses Jahr wieder auf Brownouts, Gasmangellage und Tausende Heizungstote.

Sonst was der ZVEI Chef Weber so sagt.. Was die meisten nicht verstehen, an den Halbleitern hängt fast 70% der dt. Wirtschaft. Und dass die AfD hier natürlich dagegen ist, wundert nicht, denn laut denen muss es Deutschland schlecht gehen, damit es der AfD gut geht. Die CDU Spitze möchte nur mit allen Mitteln verhindern, dass CDU Politik eben doch nicht Alternativlos ist.
 
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Termy schrieb:
Also wird lieber an dringend nötigen Investitionen wie der Schiene gespart und weiter von der Substanz gelebt, nur damit man auf Teufel komm raus nutzlose Prestigeprojekte ins Land holen
Sry, aber dann soll die Bahn vernünftig wirtschaften und nicht das Geld sinnlos verprassen. Warum soll ich als Steuerzahler, einem Unternehmen was 56 Milliarden Euro Umsatz macht, die Kohle noch in den Allerwertesten stecken.
Das was du als Prestige Objekt siehst, sind wahre Investitionen in die Zukunft. Die werden dich und mich bestimmt nicht betreffen, aber Deutschland in Zukunft und gerade in Krisenzeiten ein Vorteil verschaffen.
 
Weyoun schrieb:
Wenn Deutschland nach den USA auch downgegradet wird, wer ist dann künftig überhaupt noch auf AAA-Niveau?
Habe mal geschaut, in der Wikipedia-Liste von 2022 gibt es 11 (laut S&P), 9 (laut Fitch) bzw. 12 (laut Moodys) Länder mit AAA-Rating, zu 2023 habe ich leider keine Infos.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Kreditrating
Wenn künftig noch weniger Länder AAA besitzen, macht die ganze Bewertung irgendwann keinen Sinn mehr.
Nur noch zwei G7-Staaten unter den AAA-Ratings, interessant. Habe diese Liste schon länger nicht mehr eingesehen. Du hast schon recht, irgendwelche Referenzen muss es grundsätzlich geben, weswegen Deutschland auch keine Herabstufung zu erwarten hat. Der Ausblick ist seit Jahren grundsätzlich stabil.
Katzenjoghurt schrieb:
Zudem ist Chipherstellung für die Autoindustrie nicht sonderlich beliebt, so dass sie bei knappen Produktionskapazitäten zu den ersten gehört, für die nicht mehr produziert wird.

Blick in die jüngste Vergangenheit:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/chipmangel-autoindustrie-1.5272966
Das war allerdings einem Eigenverschulden der Autobauer geschuldet, steht auch im Artikel: Aufträge wurden storniert, weil mit wenig Nachfrage gerechnet wurde. Das traf so dann nicht ein, woraus die Notlage resultierte.
Fazit: Just-in-Time-basierte Produktion ist hochgradig anfällig für ausbleibende Lieferungen und bei ausgelasteten Foundries kann man sich nicht einfach so vordrängen - beides Dinge, die deutsche Einkäufer wohl erst noch zu lernen hatten.
Camin schrieb:
Grundsätzlich bin ich gegen Subventionen, weil diese den Wettbewerb verzerren. Nun hat die Politik aber ein Problem, sie kann deutschen Unternehmern tief in die Taschen greifen, Tausende von Auflagen machen usw. Deutsche Unternehmer und Arbeiter müssen alle diese Steuern und Auflagen einhalten, wenn sie in Deutschland bleiben wollen.
Aus der Sicht internationaler Investoren steht Deutschland im Wettbewerb mit anderen Ländern, die andere Auflagen und Steuern haben. Man vergleicht die Kosten für die Fabrik und die zu erwartenden Steuern/Gewinn. Dann kontaktiert man die interessanten Staaten und bietet der Politik an, ihren Platz über Subventionen nach oben verschieben zu können. Die Subventionen gleichen also den politisch bedingten Standortnachteil aus.
Nein:

Zum einen ist der Nachteil nicht zwangsläufig politisch, sondern bürokratisch bedingt. Der politische Wille zur Bürokratiereduktion besteht schon länger, einzig fehlt die Kompetenz, das rechtssicher umzusetzen.
Der politische Rahmen selbst ist in Deutschland dagegen sogar ein (weithin unterschätzter) Standort*vorteil* - einer stabilen Rechtsordnung und handlungsfähigen Gerichten sei Dank.

Zum anderen siedelt sich insbesondere die Halbleiterindustrie nicht ohne staatliche Subventionen an - nirgendwo. Auch für Investoren traditionell attraktive Länder wie die USA mussten tief in die Tasche greifen, um TSMC zu sich zu holen und bekommen dennoch ebensowenig eine State-of-the-art-Fertigung von ihnen wie jetzt Deutschland und Europa. Die siedelt nur Intel hier an.

Camin schrieb:
Das kann man als Verschwendung von Steuergeldern bezeichnen. Man kann es aber auch als schlechte Wirtschaftspolitik bezeichnen, denn hätte man gute Standortbedingungen, wären Subventionen nicht nötig.
Wie gesagt, in den konkreten Fällen der Halbleiterfertiger schon, hier ist die These so nicht anwendbar. Obwohl's grundsätzlich ansonsten natürlich stimmt, dass Deutschland seine Standortbedingungen dringend verbessern sollte.
 
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H6-Mobs schrieb:
Sry, aber dann soll die Bahn vernünftig wirtschaften und nicht das Geld sinnlos verprassen. Warum soll ich als Steuerzahler, einem Unternehmen was 56 Milliarden Euro Umsatz macht, die Kohle noch in den Allerwertesten stecken.
Schiene != DB.
Dass die DB auch dringend reformiert gehört steht ausser Frage. Ist aber völlig unabhängig von der Frage, ob das Schienennetz mehr Investitionen braucht. Im Gegensatz zu Fabriken, die wir bezahlen, deren Gewinne aber andere Einstreichen.
 
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Ripcord schrieb:
Ein System wie bei Airbus wäre sinnvoller. Die komplette Produktion für die EU in der EU, aufgeteilt auf mehrere Länder die jeweils einen Teil zum Endprodukt beitragen. Nur so wird man unabhängig vom Rest der Welt und das ist ja das Ziel.
Das Ziel der deutschen Wirtschaftspolitik ist es nicht, vom Rest der Welt unabhängig zu werden. Darüber hinaus ist kein klares Ziel der aktuellen Wirtschaftspolitik erkennbar.
 
Forlorn schrieb:
Grundsätzlich muss jemand in einem Kapitalismus Schulden machen, sonst gibt es kein Wachstum.
Das ist falsch. Man kann auch wirtschaften, sparen und dann investieren. Kapitalaufnahme (Schulden) dienen in einer funktionierenden Marktwirtschaft dem Zweck, das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen, in dem man Unternehmen mit funktionierenden/neuen Produkten die Expansion erleichtert. Startups sind das klassische Beispiel. Außerdem kommt auf jeden, der Schulden aufnimmt, jemand, der Geld angespart hat.

Und die „Schulden“ macht der Staat, allerdings mit der Wette, das diese nie zurückgezahlt werden, sondern nur die Zinsen. Und durch Wirtschaftswachstum geht diese Wetter seit 70 Jahren in Deutschland auch auf. Von daher sind Investitionen immer mit Krediten zu finanzieren.
Gehen Kredite in Konsumausgaben, um temporär einer Klientel ein besseres Leben zu ermöglichen, als durch freien Wettbewerb möglich, führt dies zu steigender Geldmenge ohne steigende Wirtschaftskraft. Die Folge ist Geldentwertung/Inflation.

Ein Staat vergleicht man nicht mit einem Privathaushalt, obwohl man den Quatsch aus Ohren mancher Politiker schon seit Jahrzehnten hört.[...]
Man kann alles miteinander vergleichen. Wenn es um Zinsen/Schulden/Geldmenge geht, unterscheidet sich der Staat von Privatunternehmen durch die Möglichkeit der Geldschöpfung. Sprich: Der Staat kann Geld drucken.
 
heroesgaming schrieb:
[...]
Zum einen ist der Nachteil nicht zwangsläufig politisch, sondern bürokratisch bedingt. Der politische Wille zur Bürokratiereduktion besteht schon länger, einzig fehlt die Kompetenz, das rechtssicher umzusetzen.
Der politische Rahmen selbst ist in Deutschland dagegen sogar ein (weithin unterschätzter) Standort*vorteil* - einer stabilen Rechtsordnung und handlungsfähigen Gerichten sei Dank.
Der politische Wille zur Bürokratiereduktion ist Propaganda. Er wird seit 30-40 Jahren regelmäßig vor Wahlen wiederholt, um nach den Wahlen unrealisiert zu bleiben. Kompetenz fehlt auch, wie im Artikel thematisiert.

Zum anderen siedelt sich insbesondere die Halbleiterindustrie nicht ohne staatliche Subventionen an - nirgendwo. [...] Wie gesagt, in den konkreten Fällen der Halbleiterfertiger schon, hier ist die These so nicht anwendbar. Obwohl's grundsätzlich ansonsten natürlich stimmt, dass Deutschland seine Standortbedingungen dringend verbessern sollte.
So war das auch gemeint, allgemein. Meine Aussagen zu Subventionen wurden mit dem Wort "Grundsätzlich" eingeleitet. In Sonderfällen, wie der Halbleiterindustrie, überwiegen die Vorteile die Nachteile. In anderen Bereichen, wie der Landwirtschaft/Alternative Energien, darf man das bezweifeln.
 
Zer0DEV schrieb:
Wo sind eigentlich die ganzen Ratingagenturen die Deutschland das Ramschniveau bescheinigen?

Die Schuldenbremse taugt de facto nichts.
Noch mehr Schulden aufnehmen, klar... SUPER IDEE!
Wer tilgt denn diese Schulden? Die aktuelle Regierung gewiss nicht und die nächste, übernächste usw. mit großer Sicherheit auch nicht. Der Steuerzahler blutet die nächsten 50+ Jahre.
Auf der anderen Seite muß man aber auch vorsichtig sein, sich hier nicht tot zu sparen! Die Infrastruktur in Deutschland kann kaum als zukunftssicher gelten, angefangen mit dem maroden Schienennetz über die Energieversorgung bis zum Bildungswesen. Manchmal ist Schulden machen notwendig, um langfristig besser dazustehen, wenn man das Geld investiert . Warum würden sonst Leute eine Hypothek aufnehmen, um sich ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, oder Firmen sich Geld leihen, um neue Maschinen anzuschaffen? Was allerdings fast immer schlecht ist: Schulden machen um dicke Steuergeschenke zu verteilen. Das hat bis jetzt noch nie geklappt, wie wohl selbst Milton Friedmann am Ende zugeben musste.
 
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Zum Thema Chip Fabs kommt auch noch dieses hinzu: Wenn Deutschland als Land hier gegebene Zusagen und Verträge bricht, ist das Vertrauen etwaiger Investoren auch stark beschädigt. Und dieser Schaden kann weitaus größer und länger anhaltend sein als die derzeitige Schulden Debatte. Muss man sehr vorsichtig sein, bevor man hier wichtiges Vertrauen verspielt!
 
Weyoun schrieb:
Wenn Deutschland nach den USA auch downgegradet wird, wer ist dann künftig überhaupt noch auf AAA-Niveau?
Habe mal geschaut, in der Wikipedia-Liste von 2022 gibt es 11 (laut S&P), 9 (laut Fitch) bzw. 12 (laut Moodys) Länder mit AAA-Rating, zu 2023 habe ich leider keine Infos.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Kreditrating
Wenn künftig noch weniger Länder AAA besitzen, macht die ganze Bewertung irgendwann keinen Sinn mehr.
NL und Luxemburg dürften noch AAA haben, die Skala kann man beibehalten, wieviel die Ratingagentur bringen hat man 2007 gesehen
 
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@eastcoast_pete @Camin

Wow, Leute ... auch in einem Thread mit vorgeschalteter Moderation könnt ihr eure Beiträge später bearbeiten und ergänzen und so Doppel- oder Dreifachposts vermeiden :D Just saying.
Camin schrieb:
Das ist falsch. Man kann auch wirtschaften, sparen und dann investieren.
Das kann man zwar machen, wenn aber rund 90% des Bundeshaushalts bereits rechtlich gebunden sind, ist es schwierig, auf diese Weise hinreichend große Investitionen zu realisieren, erst recht wenn man durch übertriebenes Sparen in der Vergangenheit viel Aufholbedarf hat, siehe Bundeswehr, Infrastruktur, Digitalisierung und co.
Camin schrieb:
Außerdem kommt auf jeden, der Schulden aufnimmt, jemand, der Geld angespart hat.
Diese Gesetzmäßigkeit wäre mir so nicht bekannt. Vor allen Dingen sollten Schulden immer Vermögenswerte gegenüberstehen. Der Aufbau dieser Vermögenswerte ist dabei der Schuldenaufnahme häufig in großen Teilen nachgelagert.
Ein gutes Beispiel ist der private Hausbau, bei dem in der Regel höchstens ein relativ geringer Anteil in Eigenkapital angespart und dann eingebracht wird. Der Großteil des Projektes wird per Kredit finanziert und der Vermögenswert (die Immobilie) so erst realisiert. Deren Mehrwert wiegt die aufgenommenen Schulden im Gegenzug spätestens langfristig mehr als auf.

Vom selben Prinzip reden wir bei investiven Staatsausgaben. Ob Energieinfrastruktur, Straßen, Brücken, Bildung, Digitalisierung der Verwaltung etc. pp. - alle diese Dinge steigern die Produktivität und zahlen relativ zum Schuldenstand damit auf Sicht für sich selbst.
Camin schrieb:
Gehen Kredite in Konsumausgaben, um temporär einer Klientel ein besseres Leben zu ermöglichen, als durch freien Wettbewerb möglich, führt dies zu steigender Geldmenge ohne steigende Wirtschaftskraft. Die Folge ist Geldentwertung/Inflation.
Keine Frage - deshalb sollte Schuldenaufnahme immer investiven Staatsausgaben dienen.
Nun ist das natürlich ein ambivalentes Kriterium, denn wenn man unnötige Ausgaben aus dem laufenden Haushalt an anderer Stelle nicht zurückschneidet, könnten besagte Schulden indirekt konsumtive Ausgaben subventionieren. Deswegen sollte im gleichen Schritt auch dafür gesorgt werden, dass der Haushalt entschlackt wird - was aber dank der hohen Menge an fest gebundenen Mitteln (siehe oben) nicht ganz einfach ist.
Camin schrieb:
Man kann alles miteinander vergleichen. Wenn es um Zinsen/Schulden/Geldmenge geht, unterscheidet sich der Staat von Privatunternehmen durch die Möglichkeit der Geldschöpfung. Sprich: Der Staat kann Geld drucken.
Für den Eurostaat ist das so einfach nicht, aber das nur am Rande.

Der Staat unterscheidet sich auch an anderer Stelle noch von Unternehmen. Sein Schuldendienst frisst keinen Gewinn auf, den er anderenfalls machen würde. Solange er also nur leistungsfähig genug ist, um seine Verbindlichkeiten zu bedienen und gleichzeitig seinen Zweck zu erfüllen - kurz, solange eine gewisse Balance gehalten wird - spielt seine Schuldenquote eine stark untergeordnete Rolle.
Camin schrieb:
Der politische Wille zur Bürokratiereduktion ist Propaganda. Er wird seit 30-40 Jahren regelmäßig vor Wahlen wiederholt, um nach den Wahlen unrealisiert zu bleiben. Kompetenz fehlt auch, wie im Artikel thematisiert.
Das Problem ist, das Bürokratieabbau in letzter Konsequenz nicht nur auf technischer Ebene nicht einfach, sondern auch potenziell schmerzhaft und damit beim Wähler unpopulär ist.
Erstmal klingt "weniger Bürokratie" natürlich gut und positiv, weshalb jeder sie natürlicherweise wollen müsste. Schnellere Verfahren, weniger Formulare, eine entlastete und damit auch flinkere Verwaltung - alles positiv.
Im Zweifelsfall bedeutet weniger Bürokratie aber eben auch weniger Rücksicht auf Einzelfälle - und die Einzelfallgerechtigkeit ist etwas, das der deutsche Staat nur zu gerne propagiert und was seine Bürger, ob bewusst oder nicht, auch von ihm erwarten.
Camin schrieb:
So war das auch gemeint, allgemein. Meine Aussagen zu Subventionen wurden mit dem Wort "Grundsätzlich" eingeleitet. In Sonderfällen, wie der Halbleiterindustrie, überwiegen die Vorteile die Nachteile. In anderen Bereichen, wie der Landwirtschaft/Alternative Energien, darf man das bezweifeln.
Du hast sie so eingeleitet, ich habe dann ausgeführt, warum das Argument im vorliegenden Fall nicht anwendbar ist. Ist doch nichts schlimmes dran :)
 
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eastcoast_pete schrieb:
Zum Thema Chip Fabs kommt auch noch dieses hinzu: Wenn Deutschland als Land hier gegebene Zusagen und Verträge bricht, ist das Vertrauen etwaiger Investoren auch stark beschädigt. Und dieser Schaden kann weitaus größer und länger anhaltend sein als die derzeitige Schulden Debatte. Muss man sehr vorsichtig sein, bevor man hier wichtiges Vertrauen verspielt!

Dann muss man sich aber auch fragen, ob eine Regierung noch tragbar ist, die Gelder verspricht, bei denen von Anfang an klar war, dass diese verfassungswidrig sind.
 
Termy schrieb:
Im Gegensatz zu Fabriken, die wir bezahlen, deren Gewinne aber andere Einstreichen.
Wir bezahlen investieren am Ende aber auch nur einen Bruchteil der Gesamtkosten. Hier wird es ständig so dargestellt, als ob sich Intel und TSMC ins gemachte Nest setzen, ab Tag 1 Gewinne erzielen und ins Heimatland des Firmensitzes transferieren.
 
Es handelt sich um etwa ein Drittel der für das Gesamtprojekt vorgesehen Investitionen bis 2030, soweit ich mich recht erinnere.
 
Armibelli schrieb:
Wie hoch ist denn dieser "Bruchteil"?
Wenn ich von Gesamtkosten rede, dann meine ich damit auch die langfristigen Kosten für Instandhaltung und Personalkosten.
Ein Großteil der 5 Milliarden für TSMC werden, genauso wie bei den Subventionen für die Intel Fabs, direkt in die deutsche Wirtschaft zurückfließen - Bauunternehmen, Zulieferer, Infrastruktur.

Darfst auch nicht vergessen, dass bei TSMC deutsche Firmen (Bosch, Infineon und NXP) zu 30% mit einsteigen. Für die sind die Subventionen nochmal eine eigene Absicherung, denn die stecken auch nochmal jeweils 500 Mio. mit rein.
 
markox schrieb:
Ich schätzte mal ein guter zweistelliger Prozentsatz der Leute die hier die News kommentiert haben und ein hoher zweistelliger Prozentsatz von deren Arbeitgebern? Um nur mal den Anfang zu machen. Dann wäre da jüngst noch Ericsson:
Kannst du diese Schätzungen auch etwas unterfüttern? Cutting Edge Chips kommen in Smartphones & Rechner, die kaufen wir idR von amerikanischen oder asiatischen Firmen, nicht von europäischen.

Ericsson ist ein gutes Beispiel, aber jetzt erstmal das einzige für mich - wird alleine keine Fab füllen.
 
revocelot schrieb:
Sobald die hier produziert werden sehr viele.
Das glaube ich nicht. Unsere Industrie hat ja auch heute schon Zugriff auf cutting egde Chips und verwendet sie nicht. Die wartet doch nicht nur darauf bis sie die endlich aus einer deutschen Fab bekommen kann.
 
heroesgaming schrieb:
Das kann man zwar machen, wenn aber rund 90% des Bundeshaushalts bereits rechtlich gebunden sind, ist es schwierig, auf diese Weise hinreichend große Investitionen zu realisieren,
Wenn 90% des Haushaltes rechtlich gebunden sind, dann aufgrund vergangener politischer Fehlentscheidungen. Rechtliche Bindungen werden von der Legislative entschieden, die Bürokratie folgt.
erst recht, wenn man durch übertriebenes Sparen in der Vergangenheit viel Aufholbedarf hat, siehe Bundeswehr, Infrastruktur, Digitalisierung und co.
Hätte man übertrieben gespart, gäbe es Rücklagen und niedrigere Verschuldung. Man hat nicht übertrieben gespart, sondern Steuergelder schlecht verwendet und zu wenig Investiert.
Diese Gesetzmäßigkeit wäre mir so nicht bekannt. Vor allen Dingen sollten Schulden immer Vermögenswerte gegenüberstehen. Der Aufbau dieser Vermögenswerte ist dabei der Schuldenaufnahme häufig in großen Teilen nachgelagert.
Es gibt in der Ökonomie keine Gesetzmäßigkeiten, nur Relationen und Wahrscheinlichkeiten. Einer der Gründe, warum man nicht mal das Wirtschaftswachstum des nächsten Jahres exakt vorhersagen kann.
Aber es gibt Erfahrungswerte. Wenn du etwas kaufen willst, musst du vorher Geld ansparen. Normalverdiener nehmen Kredit auf, um sich eine Immobilie zu kaufen. Die meisten Immobilien befinden sich in der Hand von Investoren. Ob man sich hier verschuldet oder nicht, hat eher mit der Geschäftspolitik/Strategie/Opportunität zu tun, als mit Notwendigkeiten.
Der Großteil des Projektes wird per Kredit finanziert und der Vermögenswert (die Immobilie) so erst realisiert. Deren Mehrwert wiegt die aufgenommenen Schulden im Gegenzug spätestens langfristig mehr als auf.
Ich gehe von einer Konsolidierung des Immobilienmarktes innerhalb der nächsten 2–6 Jahre aus. Niedrige Renditen und hohe Verschuldung führen zu Insolvenzen. Folgende Zwangsversteigerungen auf niedrige Nachfrage, der Immobilienwert sinkt. Die letzte Immobilienkrise war in den 2000er Jahren. Grob alle 20-25 Jahre gibt es hier Korrekturen. Das wird alle betreffen, die ihre Zinsen über die Vertragslaufzeit nicht haben festschreiben lassen.
[...]Deswegen sollte im gleichen Schritt auch dafür gesorgt werden, dass der Haushalt entschlackt wird - was aber dank der hohen Menge an fest gebundenen Mitteln (siehe oben) nicht ganz einfach ist.
Strukturell bedingte Reformunfähigkeit verbunden mit Klientelwirtschaft. Ich sehe hier keine Veränderungen zum besseren.
[...]kurz, solange eine gewisse Balance gehalten wird - spielt seine Schuldenquote eine stark untergeordnete Rolle.
Der Schuldenstand der EU ist am Limit. Die EZB kauft seit langem Staatsanleihen, um die Zinsen künstlich niedrig zu halten, was nun zu Inflation führt. Das italienische Modell hat sich durchgesetzt.
Im Zweifelsfall bedeutet weniger Bürokratie aber eben auch weniger Rücksicht auf Einzelfälle - und die Einzelfallgerechtigkeit ist etwas, das der deutsche Staat nur zu gerne propagiert und was seine Bürger, ob bewusst oder nicht, auch von ihm erwarten.
Eine Mehrheit steht hinter der Politik, aber nur eine informierte Minderheit versteht die Konsequenzen und nutzt diese, um ihr Vermögen zu vermehren. Das ist ok. Letztlich ist jeder selbst für seine Zukunft verantwortlich und muss entsprechende Entscheidungen treffen.
Bezüglich "Grundsätzlich", überhaupt kein Problem, einen schönen Tag noch!
 
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