_killy_ schrieb:
Warum muss den jeder zum normalen Pendeln zum Job immer das eigene Auto nehmen?
Ich kann da nur für meine Frau und mich sprechen, in unserem Fall ist es 1. das Geld, 2. die Zeit, 3. die Privatsphäre und damit verbunden 4. die Gemütlichkeit.
Wir arbeiten beide im Großraum Frankfurt, wohnen aber nördlich davon, in einer eher ländlichen Gegend.
Ein Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr würde sowohl meine Frau wie auch mich jeweils 2.100 Euro kosten - nochmal zum Mitschreiben: 2.100 Euro.
Meine Spritkosten belaufen sich - selbst bei teuer gerechneten 1,40 Euro für den Liter Diesel auf unter 1.100 Euro - es bleiben also 1000 Euro für Steuern, Versicherung, Wartung und Reparaturen.
Unterm Strich gewinne ich finanziell schonmal nichts mit den Öffentlichen - mal ganz davon abgesehen, sofort überall hinfahren zu können, ohne auf Fahrpläne und Haltestellen angewiesen zu sein.
Kommen wir zum 2. Punkt, Zeit.
Wie bereits gesagt, wohnen wir beide eher ländlich und einen Bahnhof gibt es in unserem Dorf nicht. Wir müssten also auf die lediglich halbstündlich fahrenden Busse zurückgreifen, die uns in die 5km entfernte Stadt zum dort befindlichen Bahnhof transportieren. Von dort aus geht es wahlweise nach Frankfurt, wo sowohl ich, als auch meine Frau noch einmal umsteigen müssten, da der Bahnhof sich in keinster Weise bei unseren Arbeitsstellen befindet. Alternativ zur Fahrt nach Frankfurt könnte zumindest ich zuvor in einer anderen Stadt umsteigen - so oder so gibt es aber keine direkte Verbindung zu unseren Arbeitsplätzen bzw. zu dort nahegelegenen Haltestellen.
Unterm Strich macht das bei mir z.B. eine Fahrt mit den Öffentlichen von mindestens 60 Minuten und IMMER dreimaligem Umsteigen, egal zu welcher Uhrzeit und egal welche Streckenvariante. Je nach Uhrzeit der Abfahrt erhöhen sich die mindestens 60 Minuten übrigens auf bis zu 1,5 Stunden.
Dem gegenüber stehen 24 Minuten ohne Stau - im Schnitt, also auf's Jahr hochgerechnet, sind es wohl 30 Minuten pro Fahrt, also 60 Minuten pro Arbeitstag.
Das wäre in meinem Fall mindestens eine Stunde pro Tag, die ich nicht zuhause verbringen kann - und bitte, BITTE keine lieb gemeinten Empfehlungen geben, wie "da kann man ja lesen", etc... das hilft meinem Familienleben und meiner kleinen Tochter, die sich zu diesem Zeitpunkt im Kindergarten befindet, wo jede Stunde TEUER bezahlt werden muss, leider überhaupt nicht weiter.
Punkt 3 ist schnell abgehakt:
Ich hasse Menschen - also pauschal! Wenn sie mich in Ruhe lassen, lasse ich sie auch in Ruhe, leider ist das Gegenteil meist der Fall. Im Auto hab ich das Problem zumindest nur indirekt durch die anderen Fahrer rund um mich. Ob es nun besser ist, dass der nette Mitbürger, der sicherlich fleißig seine Sozialabgaben leistet, morgens aber um 8 Uhr schon mit der 1 Liter Faxe-Dose mir gegenüber im extrem gepflegten Zugabteil auf der hochwertigen Sitzbank sitzt, oder ich von blinden Autofahrern geschnitten werde, die Vorfahrt genommen bekomme oder von Mittelspurschleichern blockiert werde, mag jeder für sich selbst entscheiden, ich jedenfalls wähle das Auto - dessen faradayischer Käfig schützt mich in diesem Falle nicht nur vor Stromschlägen, sondern auch vor von mir ungewünschten Mitbürgerkontakten.
Punkt 4 folgt praktisch direkt auf Punkt 3:
Ob ich nun mit nem Bus mit 50 durch die Stadt oder knapp 100 über die Landstraße fahre, oder aber mit nem Zug mit deutlich über 100 über die Regionalstrecken fahre... so ein Crash ohne Sicherheitsgurte etc - teils noch im Stehen oder gegen die Fahrtrichtung, wo man dann von anderen, einem entgegenfliegenden Mitmenschen netterweise geköpft wird, stelle ich mir weniger angenehm vor. Zudem habe ich mein Auto unter Anderem aufgrund der Sitzposition und der darin verbauten Sitze bzw. weiterer Komfortausstattungen getroffen. Das kann mir kein Bus und auch kein Zug bieten.
Ich weiß, dass du deine Frage sicher nicht bös gemeint hast, aber du kannst diese Frage nach dem Für und Wider der öffentlichen Verkehrsmittel keinesfalls so pauschal stellen. Würde ich in einer Stadt wohnen, hätten Frauchen und ich wahrscheinlich nur ein Auto, so braucht jeder von uns eben sein eigenes - und in unserem Fall ist das auch gut so.
Übrigens hab ich sogar drei Autos - das nennt sich dann Hobby. Es gibt nämlich Menschen, die wirklich Spaß daran haben, mit bestimmten Autos zu fahren
Mag auf Züge auch zutreffen, aber ich hab das mal durchgerechnet... so ne Privatstrecke mit nem Bigboy im Maßstab 1:1 kostet schon ne Stange... sogar mehr als in H0
Zum Thema Induktion in Straßen:
Eine von vielen Visionen, die eine Möglichkeit darstellen, E-Autos "mobiler" zu gestalten.
Meine Lösung wäre es jedoch nicht.
Meine Lösung wäre ein WELTWEIT GENORMTES Batteriesystem! Alle Batterie-Arrays haben exakt die selbe Größe, es unterscheidet sich lediglich darin, wie viele Arrays neben/hintereinander in einem Auto verbaut werden können.
Diese Arrays werden an der "Tankstelle" von unten mit einem Roboterarm herausgenommen, ins unterirdische Batterielager verfrachtet, wo sie aufgeladen und fortan weltweit als Energiespeicher genutzt werden können. Gleichzeitig kommt ein passendes, bereits vollgeladenes Batterie-Array zurück an die Unterseite des Autos und die Fahrt geht weiter.
Das Ganze würde zeitlich wohl noch schneller gehen als der übliche Tankstop bei fossilen Brennstoffen - vom lächerlichen Aufladen von Batterien mal ganz zu schweigen.
Leider, leeeeeeeeeeider sieht die Industrie diese Lösung als nicht durchführbar an.
Finanziell? Garkein Problem, diese Lösung baulich umzusetzen kostet keinen Cent mehr in aktuellen Produktionen von Batterien.
Platz? Auch kein Problem, die Tankstellen existieren bereits und müssten nur umgerüstet werden, der unterirdische Tank für den Sprit wird fortan als Lagerstelle für die Akkus verwendet.
Wasserkopf? Ach stimmt ja, da war was... auf einen Schlag könnte man das Problem, überschüssig erzeugten Strom von Kraftwerken etc. zwischenzuspeichern, lösen. Obendrein könnte man jedem Menschen Strom für Haus und Hof bzw. zum Autofahren jederzeit günstig zur Verfügung stellen. Das geht natürlich gar nicht... lieber irgendwo bei Darmstadt ne Autobahn mit OBERLEITUNG ausstatten (der Testlauf beginnt 2019, wenn ich nicht irre)...
Verrückte Welt!
Cya, Mäxl