Daala: Freier Video-Codec geht neue Wege

Ferdinand Thommes
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Nachdem Google vor einigen Tagen VP9 ins Rennen um die Krone der Video-Codecs schickte, veröffentlichte die Xiph.Org-Foundation, eine Stiftung zur Entwicklung freier Codecs und Protokolle im Multimedia-Bereich, erste Details über einen neuen Video-Codec mit dem Arbeitstitel Daala.

Die Xiph-Foundation, die im letzten Jahr den Audio-Codec Opus entwickelte und zur Standardisierung brachte, konzentriert sich jetzt wieder auf die Entwicklung von Daala, einem Video-Codec, der etwas abseits der typischen Codec-Entwicklung entsteht und nach Fertigstellung H.265 technisch überlegen sein soll. Unterstützt wird das Vorhaben von der Mozilla-Foundation, die bereits Opus in WebM integriert hat.

Der Red-Hat-Entwickler Christopher „Monty“ Montgomery hat jetzt den ersten Teil einer Dokumentation zu Daala veröffentlicht. Er erläutert, dass Daala von der vor 25 Jahren und mit H.261 eingeführten sowie seitdem gängigen Codec-Entwicklungs-Schiene etwas abweicht. Das hat zwei Gründe: Einerseits erhofft man sich bessere Qualität, andererseits könnte eine andere Herangehensweise bei der Entwicklung etwaige Patentansprüche, von denen auch Googles VP9 nicht frei ist, verhindern.

Althergebrachtes Codec-Design basiert auf der blockbasierten, diskreten Kosinustransformation (DCT), bei der Bilder in acht oder sechzehn Pixel große Blöcke zerlegt werden. Dieser Strang der Codec-Entwicklung erreiche mittlerweile Fortschritte nur noch unter Inkaufnahme des Anstiegs der CPU- und/oder GPU-Leistung. Deswegen wolle man mit Daala, so Monty „einen Sprung zur Seite tun“ und Daala von Grund auf neu programmieren.

Hierbei soll die DCT durch das Konzept der Modulated Complex Lapped Transform (MCLT), zu Deutsch: „überlappende Blöcke“ ersetzt werden. Bei dieser Technik überlappen sich benachbarte Blöcke. Zudem ist „Lapped Transform“ nicht an feste Blockgrößen gebunden, sondern kann diese variabel gestalten. Die Entwicklung bezieht von Beginn an Multiprozessor-Unterstützung mit ein, da die Entwickler damit rechnen, dass Daala gesteigerte Ansprüche an die CPU-Leistung stellen wird.

Weitere Dokumentation wird an gleicher Stelle veröffentlicht, der Quellcode des Projekts ist in einem Git-Repository zugänglich.