SteamOS ist da und basiert auf Debian „Wheezy“ 7.1

Ferdinand Thommes
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In der Nacht zu heute hat Valve wie angekündigt SteamOS als Beta-Version veröffentlicht. Als Basis verwendet Valve ein in einigen Punkten aktualisiertes Debian „Wheezy“ 7.1 und nicht, wie oft vermutet, Ubuntu. SteamOS trägt die Versionsnummer 1.0 und hört auf den Codenamen „Alchemist“.

Valve hat mit SteamOS ein Paket geschnürt, das auf einem vollwertigen und benutzbaren Debian-Grundsystem einige Steam-eigene Erweiterungen sowie proprietäre Grafiktreiber installiert. SteamOS „Alchemist“ ist auf die Prototypen-Hardware des derzeit in den USA anlaufenden Testlaufs mit 300 Teilnehmern zugeschnitten. Von daher sind laut Valve die derzeitigen Grundvoraussetzungen ein modernes Mainboard mit UEFI anstelle des herkömmlichen BIOS und eine Nvidia-Grafikkarte. Auf Reddit steht allerdings bereits ein Workaround bereit, der SteamOS auch auf Boards installiert, die über kein UEFI verfügen. Dabei kommt Syslinux zur Anwendung, zusätzlich werden einige Grub-Pakete ausgetauscht.

Unterstützung für AMD- und Intel-Grafikkarten wird im nächsten Jahr implementiert, wenn es Steam Machines anderer Hersteller in anderen Konfigurationen gibt. Allerdings sind, wie ein Blick in die Paketlisten zeigt, der Catalyst-Treiber und der Mesa-Treiber bereits vorinstalliert, der Intel-Treiber wird standardmäßig bei Debian 7.1 mitgeliefert.

Valve hat das vom 15. Juni 2013 stammende Debian 7.1 in einigen Punkten aktualisiert. So kommt anstelle eines Kernels aus der Serie 3.2 bei SteamOS der mit Langzeit-Support versehene Kernel 3.10 zum Einsatz. Ebenfalls aktualisiert wurde Eglibc auf Version 2.17, da Steam selbst hier gegen die neuere Version verlinkt ist. Die sonstigen Abweichungen zu einem Standard-Debian sind außer den proprietären Grafiktreibern die Pakete, die der Steam-Client selbst benötigt. Hierunter fällt auch ein eigener Compositor für den Big-Picture-Mode und das Zusammenspiel der weiteren Steam-Komponenten. In diesen Modus bootet auch SteamOS nach dem Start. Der Anwender kann von hier aus in den normalen Linux-Desktop wechseln, der auf Gnome 3.4 basiert. Dazu muss diese Funktion aber einmalig in den Steam-Settings freigeschaltet werden.

Somit hat Valve in der ersten Beta-Version von SteamOS ein Betriebssystem sehr nah an Debian realisiert, das sowohl im Big-Picture-Mode im Wohnzimmer, als auch als normaler Linuxrechner dienen kann. Was derzeit in der Beta-Version noch fehlt, ist der In-Home-Streaming-Modus, der es erlaubt, Spiele von einem Computer über eine Netzwerkverbindung auf die Steambox zu streamen. Von daher ist SteamOS momentan eine Linux-Standalone-Lösung.

SteamOS

Anders als gewohnt läuft allerdings die Installation ab. Valve zeigt hier zwei Wege auf, um das 2,4 Gigabyte große Image auf die Festplatte zu bannen und warnt dabei gleichzeitig, dass dabei alle Daten auf der Festplatte verloren gehen. Etwas ungewöhnlich, aber für mit Linux nicht so vertraute Tester einfacher, ist der Weg über ein Clonezilla-Image, welches aber ein Terabyte an Platz benötigt. Der zweite Weg ist der über den normalen Debian-Installer, der allerdings dem Neuling viele Entscheidungen abverlangt.

Valve hat für SteamOS einen Auto-Updater geschrieben, der das System in der Testphase mehrmals wöchentlich bis hin zu täglich mit Fehlerbereinigungen und Neuerungen versorgt. Im späteren stabilen Betrieb wird der Turnus der Updates bei Monaten liegen. Der Auto-Updater setzt auf Debians APT, das im Desktop-Modus auch manuell in der Konsole weiterhin benutzbar bleibt.

Bei den Software-Quellen setzt SteamOS auf das unter Debian verwendete „Main“-Repository, was aber um die Komponenten „Contrib“ und „Non-Free“ erweitert wird, um Zugriff auf die proprietären Grafiktreiber zu geben. Valve verwendet allerdings ein eigenes Repository und hat die Versionierung der in SteamOS enthaltenen Pakete angepasst.

Als minimale Voraussetzungen für die Installation nennt Valve eine 64-Bit-CPU von Intel oder AMD, vier Gigabyte Hauptspeicher, eine Festplatte mit 500 Gigabyte, eine Nvidia-Grafikkarte und das bereits erwähnte UEFI-gestützte Mainboard. Zusätzlich benötigt der Testwillige einen USB-Stick mit vier Gigabyte.

SteamOS ist bis auf wenige Teile freie Software, die Ausnahmen sind die für Gamer unabdingbaren proprietären Treiber für AMD- und Nvidia-Grafikkarten sowie der Steam-Client selbst. Das 2,4 Gigabyte große ISO-Image zu SteamOS 1.0 „Alchemist“ kann nach Akzeptieren von Valves EULA heruntergeladen werden. Nach bisherigem Kenntnisstand entspricht die Aussage von Valve, die Installation würde einen erfahrenen Linux-Nutzer voraussetzen, den Tatsachen.

Bei Debian sind die Entwickler sehr erfreut über die Tatsache, dass die eigene Distribution die Grundlage zu SteamOS darstellt und nicht Ubuntu. Damit bleibt SteamOS garantiert kompatibel zum weiteren Linux-Umfeld. So hat dann auch der Maintainer der Debian-Derivatives Valve eingeladen, dem Debian-Derivatives-Census beizutreten, damit beide Seiten davon profitieren können.